Sprachliche Verständigung im Mosaik

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Die sprachliche Verständigung im MOSAIK ist ein interessantes Phänomen. Es soll in diesem Artikel in all ihren Facetten beleuchtet werden.

Man kann davon ausgehen, dass im MOSAIK grundsätzlich jeweils in der Landessprache gesprochen wird - der Sprechblasentext, der üblicherweise in normalem Deutsch gehalten ist, muss daher als Simultanübersetzung angesehen werden. Dabei gibt es allerdings comictypische Vereinfachungen, d.h. üblicherweise wird die gute Kenntnis anderer Idiome als der Muttersprache für die meisten Figuren vorausgesetzt. Insbesondere sind die Digedags und die Abrafaxe offenbar Sprachgenies. Für letztere gibt es in einem Nebenuniversum sogar eine Erklärung - im Roman zum Film wird erwähnt, dass sie dank ihrer Reisen viele Sprachen beherrschen würden. Alle Sprachen der Welt sprechen aber weder die Digedags noch die Abrafaxe.

Immer wieder wird durch gewisse sprachliche Zeichen - einzelne Wörter und Phrasen, Akzent u.ä. - darauf hingewiesen, in welcher Sprache sich der jeweilige Sprecher gerade ausdrückt. Typisch dafür sind Satzkonstruktionen wie "Merci, danke, nein.", in denen das fremde Wort sofort ins Deutsche übertragen wird. Nur sehr selten gibt es ganze Textpassagen in einer fremden Sprache (z.B. in Heft 287 zwischen Enrico Caruso und Luigi Tortorella).

An einer Stelle im MOSAIK wird übrigens explizit erwähnt, dass ein - normal in Deutsch lesbares - Gespräch eigentlich in einer anderen Sprache geführt wird. In Heft 5/80 wundert sich nämlich der General Jean-Jacques de la Terne darüber, dass sein Gesprächspartner so gut Französisch kann.

Inhaltsverzeichnis

Sprachschwierigkeiten

In sechs Situationen wird im MOSAIK die Nichtkenntnis einer Sprache thematisiert, fünf davon im Mosaik von Hannes Hegen und eine im Mosaik ab 1976.

Arabisch

In der Fremdenlegion (Heft 20) wird arabisch geflucht - General Panopticus verbittet sich das. Die Sprechblase des betreffenden Legionärs ist übrigens ebenfalls (pseudo-)arabisch gehalten, weshalb auch der Leser die Beleidigungen nicht versteht.

Eingeborenenkauderwelsch

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Brahui

Bei ihrer Fahrt mit dem Lastschiff Poseidon von Indien nach Harmozia kommen die Digedags auch mit den Ichthyophagen in Kontakt, einem Volk, das sich noch auf der Stufe der Steinzeit befindet. In Heft 138 wird dieses Zusammentreffen geschildert; dabei wird erklärt, dass die Ichthyophagen Brahui sprächen, ein Idiom aus der Gruppe der Dravidischen Sprachen. Da die Digedags mit Brahui noch nie in Kontakt gekommen seien, könnten sie sich mit diesen Leuten nicht verständigen - der Kontakt verläuft daher über Zeichensprache.

Bei dieser Episode wurden im MOSAIK verschiedene historisch verbürgte Elemente in künstlerischer Freiheit miteinander verknüpft. Die Flotte des Nearchos hatte zwar Kontakt mit den Ichthyophagen und mit einem Steinzeitvolk, doch handelt es sich um zwei verschiedene Begegnungen. Auch ist nichts über die Sprache der Ichthyophagen überliefert. Brahui wurde damals aber tatsächlich in jener Gegend (Südküste Persiens) gesprochen.

Indianersprachen

Die beiden anderen Situationen, in denen im Mosaik von Hannes Hegen ein Dolmetscher vonnöten ist, findet man in der Amerika-Serie, und zwar in Heft 173 und 174. Sowohl Hernan Cortez als auch Juan de Escalante benötigen Übersetzungshilfe, um sich mit den Einheimischen zu unterhalten. Cortez hat seine Geliebte Marina, die ihm das Totonakische dolmetscht, Escalante muss sich mit einem weit weniger attraktiven Simultanübersetzer für den Kontakt mit dem Inselvolk behelfen.

Ob die Digedags das Totonakische beherrschen, wird nicht gesagt. Die Sprache des Inselvolkes kennen sie jedenfalls nicht und verständigen sich erneut mit Mimik und Gestik.

Auch die Abrafaxe haben - im Wikinger-Kapitel der Mittelalter-Serie - Probleme mit der Sprache eines Indianervolks (Heft 212). Man kann sich gegenseitig nicht verstehen - doch für die Leser sind die Sprechblasen der Indianer glücklicherweise in Deutsch gehalten.

Fremde Sprachen als Schrift

Ohne dass es zu Verständigungsproblemen führt, werden im Bild sichtbare Bücher, Schrifttafeln oder Inschriften meist in der jeweiligen Landessprache und/oder -schrift dargestellt. Am konsequentesten ist das in der zweiten Japan-Serie des Mosaik ab 1976 und der Amerika-Serie des Mosaik von Hannes Hegen durchgeführt. Doch gibt es dabei immer wieder Ausnahmen.

Ägyptisch

Regelmäßig, wenn sich das MOSAIK in Ägypten aufhält (Heron-Ktesibios-Kapitel, Hodscha-Nasreddin-Kapitel, Ägypten-Kapitel - Ausnahme: Orient-Serie), sowie bei einigen anderen Gelegenheiten (z.B. bei den falschen Geiern in der Templer-Serie) sieht man Hieroglyphen-Inschriften. Dabei handelt es sich jedoch fast immer um Phantasieägyptisch.

Lobenswerte Ausnahmen sind die Namen der Pharaonen Meneptah in Heft ??? und Echnaton in Heft 228.

Altgriechisch

In Alexandropolis (Heft 2/84) sieht man griechische Geschäftsbezeichnungen neben lateinisch und pseudo-griechisch geschriebenen. So gibt es z.B. ein Café KAΦENEION (Kapheneion).

Die Münze, mit der Don Ferrando die magische Flasche kauft, ist ebenfalls in Altgriechisch geprägt: ΓEΛAΣ (Gelas; Heft 9/83).

Im Griechenland-Kapitel später wird hingegen nur in Pseudo-Griechisch geschrieben.

Latein

Es gibt eine ganze Reihe von lateinischen Inschriften im MOSAIK. Fast alle werden korrekt übersetzt. Beispiele sind die Grotte unter dem venezianischen Kastell (Heft 1/76), die Katakomben samt Bergwerk in Algerien (Heft 8/81), das Grabmal des Saturnius (Heft 9/81) und - als unrühmliche Ausnahme - die Felsenstadt Petra mit einer unsinnigen Jahreszahl (Heft 7/83).

Arabisch

In der Fremdenlegion im Mosaik von Hannes Hegen 20 steht in der Sprechblase eines offenbar arabischen Legionärs (pseudo-)arabischer Text (vgl. oben).

Das Namenszeichen des osmanischen Sultans ist in arabischer Kalligraphie ausgeführt (Heft 12/76), der Ferman von Sultan Almansur, den sich Don Ferrando in Heft 4/83 erschleicht, in normaler arabischer Schrift. Für die Tughra des Sultans wurde wahrscheinlich eine Vorlage benutzt; der Fermantext hingegen dürfte selbstkreiert sein.

Japanisch

Beim ersten Aufenthalt in Japan während der Japan-China-Serie wurden die Kanji-Schriftzeichen noch recht sparsam eingesetzt. Häufig waren sie selbstkreiert und wenn nicht, hatten sie meist nicht die Bedeutung, die ihnen zugeschrieben wurde. So sind in der Verlautbarung von Ruki Suzuki aus Heft 2/89 z.B. die Wörter "Deckel von Becher" zu lesen.

In der zweiten Japan-Serie hingegen legte man großen Wert auf die korrekte Beschriftung von Häusern und Hinweisschildern. Sämtliche sichtbaren Kanji-Zeichen sind lesbar und sinnvoll; zudem wurde den meisten Heften der Serie der Titel auch in Japanisch aufgedruckt. Verantwortlich für diese Detailgenauigkeit war vor allem der Japanologe Stefan Zeidenitz, der an der Serie als Co-Autor mitwirkte.

Näheres zu den japanischen Schriftzeichen findet man im Artikel Logogramm.

Chinesisch

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Englisch

In der Amerika-Serie des Mosaik von Hannes Hegen wurde die englische Beschriftung so konsequent durchgeführt, dass man sich hier auf die wenigen Ausnahmen und Fehler beschränken kann:

  • In der Goldmine in der Stadt des Schweigens bringen die Digedags ihre Besitzerinschrift auf Deutsch an (Heft 175).
  • Im Verteidigungsministerium von Washington herrschen Probleme mit dem Englischen: Hurricane wird Hurrikan und United States of America wird United States of Amerika geschrieben (Heft 181).

Abgesehen davon sind alle Schilder, Zeitungen, Plakate, Bücher und sonstigen Beschriftungen in Englisch gehalten und werden gegebenenfalls im begleitenden Text ins Deutsche übersetzt.

Französisch

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Spanisch

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Ungarisch

Während des Hans-Wurst-Kapitels sind gelegentlich ungarische Texte zu sehen; sowohl in Ungarn selbst als auch in Wien: Auf dem Zigeunerwagen von Janko Janos steht neben seinem Namen auch das Kürzel "Olympiai Kör.", das bisher nicht einmal von ungarischen Muttersprachlern gedeutet werden konnte (Heft 9/78 u.ö.). Im Weinkeller von Istvan steht ein Fass mit der Aufschrift [T]OKAYI ASZU; dabei handelt es sich um Tokajer-Auslese, also eine besonders gute Sorte. Leutnant Altentrott verzweifelt an den Wegweisern in Ungarn wegen all der unaussprechlichen Ortsnamen wie Beregszasz und Szamosszeg (Heft 5/79).

Akzente und Fremdwörter

Im MOSAIK wird häufig mit Akzenten gearbeitet, um den Sprecher als Nicht-Muttersprachler zu kennzeichnen. Besonders augenfällig ist der französische Akzent und das Idiom der nordamerikanischen Sklaven. Außerdem streuen Sprecher einer fremden Sprache gern einzelne Wörter oder kurze Phrasen ein, die üblicherweise gleich darauf ins Deutsche übersetzt werden.

Französischer Akzent und französische Brocken

Mit französischem Akzent spricht unter anderem einer der Touristen, die aus den Schiffen der byzantinischen Flotte vertrieben werden (Heft 117). Eine über mehrere Hefte durchgehend mit französischem Zungenschlag redende Figur ist Ambroise Freluquet in der Orient-Serie.

Der Marquis de la Vermotte-Toupet spricht fast durchgängig Deutsch mit französischem Akzent und falscher Grammatik ("Wir werden hängen eine Zettel an eine Baum."). Nur in Heft 5/80 legt er im Gespräch mit General Jean-Jacques de la Terne seinen Akzent ab und redet normal - kein Wunder, wird dieser Dialog doch auf Französisch geführt, zur Bequemlichkeit des Lesers natürlich simultan übersetzt. Der General unterhält sich bereits zuvor auf Französisch mit seinem Adjutanten, dem Vicomte de Malheur, was man daran erkennt, dass der Vicomte die Floskel "mon General" benutzt.

Sklavenidiom

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Spanische Brocken

Die ersten spanischen Brocken im MOSAIK, die entweder einfach andeuten sollen, dass der Sprecher Spanier ist, oder sogar weitergehend, dass gerade komplett Spanisch geredet wird, finden sich bereits in Heft 4: Der Kapitän der Südsee-Piraten flucht "Caramba!". Dasselbe sagt bei der nächsten Gelegenheit ein Soldat der Fremdenlegion in Heft 20.

Die Hefte 74 und 75 des Mosaik von Hannes Hegen sind dann voll von spanischen Floskeln, ebenso die Hefte des Flibustier-Kapitels in der Amerika-Serie.

Im Mosaik ab 1976 ist Don Ferrando der bekannteste Spanischsprecher.

Englische Brocken

Dass in der Fremdenlegion (Heft 20) auch ein Brite dient, erkennt man am Fluch "Damned, nonsense!", wobei es sich hierbei natürlich um einen anachronistischen Scherz handelt.

Italienische Brocken und Liedtexte

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Afrikanische Sprachfetzen

Neben dem weiter oben besprochenen Eingeborenenkauderwelsch auf dem Neos finden sich im MOSAIK noch weitere Sprachfetzen, die offenbar einer schwarzafrikanischen Sprache entstammen sollen (in Wirklichkeit aber ausgedacht sind). Ein Beispiel dafür ist "U ule gombwe!", ein Fluch in der Fremdenlegion (Heft 20).

Dialekte

Um einen Sprecher als Bewohner einer bestimmten deutschen Region zu kennzeichnen, wird im MOSAIK auch gerne auf dialektale Aussprache zurückgegriffen. Besonders prominent sind dabei das Österreichische und das Bayerische vertreten.

Österreichisch

Eine tiefe, leider unerwiderte Liebe verbindet den langjährigen Texter des MOSAIK, Lothar Dräger, mit dem Österreichischen. Immer wieder lässt er Figuren in diesem Dialekt reden, wobei sich österreichische Muttersprachler mit Grausen abwenden.

Es beginnt bereits in der Fremdenlegion in Heft 20, wo neben diversen anderen Ausländern auch ein Österreicher dient. Er meldet dem Feldwebel: "Melde g'horsamst, bitt' schön, der Hornist hat recht. Schauen s'nur, da drüben blast wer."

Ein waschechter Österreicher ist natürlich der Oberst Meinrath aus der Erfinder-Serie.

Im Mosaik ab 1976 bietet das Hans-Wurst-Kapitel Drägersches Österreichisch in epischer Breite. Besonders hinzuweisen ist dabei auf Hans Wurst selbst, der sogar zwei Stufen des Dialektes beherrscht: unverständlich und verständlich.

Bayerisch

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Rheinländisch

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Plattdeutsch

Plattdeutsch wird im Mosaik nicht nur von Bewohnern der norddeutschen Küstengebiete gesprochen, sondern dient manchmal auch zur Kennzeichnung von Personen mit maritimen Berufen. Das beste Plattdeutsch wird ausgerechnet von einem Außerirdischen gesprochen, nämlich vom Bootsmann Kuddel auf dem Neos.

Reines Platt kommt selten vor; in den meisten Fällen sprechen die entsprechenden Figuren Hochdeutsch mit plattdeutschem "Akzent" und eingestreuten plattdeutschen Wörtern. Diese Art Sprache wird in der Literatur als "Missingsch" bezeichnet, prominentester Vertreter ist der von Fritz Reuter erfundene Onkel Bräsig. Im Mosaik wird das gekennzeichnet durch verschluckte Endungen, den Gebrauch von "wat" und "dat" an Stelle von "was" und "das", besonders aber durch die besondere Aussprache des Lautes "st", der nicht wie im Hochdeutschen zu "scht" wird, im Schriftbild durch "s-t" oder "ss-t" ausgedrückt.

Solche Plattsnacker im Mosaik sind Lübecker Bürger und die Hafenwache in Heft 210 sowie ein englischer (!) Fischer im Ärmelkanal in Heft 285, der auch den friesischen Gruß "Moin" drauf hat.

Plattdeutsche Wörter enthalten die sprechenden Namen des Ratsherrn Bangebüx und des Ambasciatore Pettipedale.

Sächsisch

... Indisches Flair bei sächsischer Aussprache hat der sprechende Name des Hypnotiseurs Gugmorin Tipubileh.

Berlinerisch

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Zusammenfassung

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