Befestigungswesen im Mosaik

Aus MosaPedia

Wechseln zu: Navigation, Suche
Die erste Festung: Der Bau des Palisadenzauns

Das Befestigungswesen ist ein im Mosaik von Hannes Hegen und im Mosaik ab 1976 häufig auftauchendes Thema.
Zu Befestigungen zählen alle namentlichen Festungen oder Burgen, Türme, Mauern, Wälle und Sperrwerke. Der vorliegende Artikel bezieht sich nur auf Hefte bzw. Ereignisse und Themen, bei denen der Bau oder gegebenenfalls die Zerstörung von Befestigungen eine handlungstragende Rolle spielen oder bei denen der Bau von Befestigungen inhaltlich thematisiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Historisches Befestigungswesen

Vauban’sches Befestigungssystem Anfang des 18. Jahrhunderts

Bau und Belagerung von Befestigungswerken gehören seit Beginn der Kriegsgeschichte zu den wichtigsten militärischen Anstrengungen und Ereignissen. Dabei wechselten sich regelmäßig Epochen ab, in denen einmal die damals modernen Befestigungen jeder Belagerung standzuhalten vermochten, mit solchen Epochen ab, in denen die neuesten Waffen jeweils in der Lage waren, alle bisherigen Befestigungen obsolet zu machen.
Im römischen Reich ist uns etwa der Bau der diversen Limes-Wälle als große Bauleistung überliefert, deren Reste teilweise noch heute zu sehen sind. In Asien finden wir als etwas neuere Entsprechung die große Chinesische Mauer, die ebenfalls als Bollwerk gegen Eindringlinge gedacht war. Das Mittelalter erlebte eine große Zeit des Burgenbaus, von denen viele durch ihre Anlage auf Bergen und Hügeln regelrecht unbezwingbar waren. Das Mosaik porträtiert hier viele Bauwerke in verschiedenen Serien: Zahlreiche Burgen finden sich in der Runkel-Serie und in der Mittelalter-Serie. Die Runkel-Serie bietet außerdem einen kurzen Blick auf die Eroberung der stark befestigten Stadt Konstantinopel. Befestigungen aus der Kreuzfahrer-Zeit spielen eine gewisse Rolle in der Don-Ferrando-Serie und der Templer-Serie.
Im Spätmittelalter und zu Beginn der Neuzeit revolutionierte die Einführung der Feuerwaffen das Befestigungswesen. Nahezu alle mittelalterlichen Burgen und Stadtbefestigungen waren dadurch obsolet geworden. Es entwickelte sich, zunächst in Italien, das neue bastionäre Befestigungswesen. Später, im Laufe des 17. und beginnenden 18. Jahrhundert wurde das militärische Befestigungswesen dauerhaft institutionalisiert. Wesentliche Impulse gab hierzu der französische Militäringenieur Vauban. Er entwickelte völlig neue, wissenschaftliche Prinzipien der Befestigung und Belagerung. Zahlreiche Staaten bildeten aufgrund der militärisch-strategischen Erfordernisse militärische Ingenieurskorps und richteten Ingenieurakademien ein. Hierauf beruhen wesentliche Handlungsteile der Österreich-Ungarn-Serie.
Die neuzeitlichen Befestigungen behielten ihren Wert bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als vor allem neue logistische Möglichkeiten (wie der Einsatz von Eisenbahnen) neue militärische Wege ermöglichten. Im Ersten Weltkrieg erwiesen sich dann letztmalig große Befestigungswerke in Kombination mit Schützengraben-Systemen (wie vor Verdun) als ernstzunehmendes Hindernis für moderne Armeen.

Befestigungen bei den Digedags

Orient-Südsee-Serie

Den mosaikchronologisch ersten Kontakt mit dem Befestigungswesen nehmen die Digedags in der Südsee auf. Nachdem sie auf einer Insel gestrandet sind, wird auf einem Felsen der Insel, auf dem die Digedags anfangs eine Höhle zur Übernachtung nutzen, eine Palisadenburg errichtet. Der Felsenvorsprung ragt über das Wasser und bietet eine herrliche Aussicht. Die Digedags sichern den Lagerplatz mit einem Palisadenzaun aus Palmenstämmen und richten sich dort eine Behausung ein. Sie bauen sich sogar eine Wasserleitung aus Bambusrohren bis in die Burg hinein. Als es des Nachts zu einem Vulkanausbruch auf der Südseeinsel kommt, suchen viele Tiere aus dem Urwald in der Burg Schutz.

Die Magdeburger Festung im Modell

Erfinder-Serie

Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten die Digedags von Oberst Meinrath den Auftrag, ein maßstäbliches Modell der Zitadelle Magdeburg zu erstellen. Es handelt sich dabei – ohne dass dies die Digdedags ahnen – um einen Spionageauftrag, womit Meinrath die Pläne der wichtigsten preussischen Festung in die Hände bekommen will. Es gelingt tatsächlich, ohne Sondererlaubnis die an sich streng bewachte Festung zu vermessen, da der größte Teil der Besatzung auf einem Manöver ist. Nur der Wachposten Gustav Meier steht am Festungstor und lässt sie für kleine Gefälligkeiten herein. Akribisch messen sie die Festung aus, vervollständigen den Plan und bauen ein Modell. Bei einem abschließendem Flug mit einem Fledermaus-Flugapparat stürzen sie leider auf dem Festungshof ab und werden als Spione verhaftet. Major von Treskow nimmt ihnen auch noch die Pläne der Zitadelle ab. Die Digedags können zwar aus der Festung entkommen, aber inzwischen haben Fritz und Franz das Modell der Zitadelle aus Bastei-Bausteinen komplett umgestaltet und damit ist der Auftrag gescheitert.
Das ausgezeichnete Modell zeigt die Festung in ihrem Bauzustand, den sie nach der Fertigstellung im Jahre 1702 erreicht hatte und nahezu unverändert beibehielt. Aufgrund ihrer strategischen Lage auf einer Insel, wie dies ebenfalls gut im Heft gezeigt wird, war sie nahezu unangreifbar. Erst in den 1920er Jahren wurde das Bauwerk abgerissen.

Die Zerstörung eines Befestigungswerkes: Das Fort fliegt in die Luft

Amerika-Serie

Auf der Reise in die Rocky Mountains erreichen die Digedags im Jahre 1860 das Fort am Bärenfluss. Das Fort ist ein Stützpunkt der amerikanischen Kavallerie am Rande der Prärie. Die Digedags werden dank der Intervention ihrer Gegner Mrs. Jefferson und Colonel Springfield unter schärfste Bewachung gestellt. Infolge einer durch Digedag herbeigeführten Explosion der Munitionskammer wird das Fort erheblich beschädigt und ein Teil der Palisaden-Außenwand nebst Eckturm weist eine große Bresche auf. Daher gelingt den Digedags gelingt die Flucht. Eine weitere massive Beschädigung erfährt das Fort durch Mrs. Jefferson und Col. Springfield, welche mit einem verunglückten Kanonenschuss die Küche des Forts komplett zerstören. Das sind mehr Zerstörungen, als die lange Belagerung des Forts durch die Indianer im Jahr zuvor angerichtet hat. Nachdem der Frieden mit den Prärieindianern wieder hergestellt ist, lässt der Kommandant, Major Pinkerton, das Fort schnellstens wieder reparieren.
Mit dem Fort am Bärenfluss zeigt das Mosaik eine der typischsten Befestigungsanlagen des amerikanischen Westens. Als zeichnerisches Vorbild für das Fort diente das reale Fort Laramie. Auch die Lage des Mosaik-Forts und seine strategische, militärische und wirtschaftliche Bedeutung entspricht der Realität solcher Befestigungen.

Einige Zeit später erzählen die Digedags in einer Rückblende, wie sie Anno 1519 auf einer spanischen Karavelle nach Kuba unterwegs sind. Allerdings werden sie nach einem Sturm an die mexikanische Küste abgetrieben und dort von dem Konquistador Hernando Cortez in seine Truppe gesteckt. Unter dem Befehl von Juan de Escalantes bauen sie an einer Küstenfestung mit, welche aus Schiffsrümpfen gebaut wird. Um zu verhindern, dass seine Leute an Rückzug denken, hatte Cortez sämtliche Schiffe der Expedition versenken lassen. Das entstehende, ungefähr rechteckige Fort ist eine sehr originelle Konstruktuion und wirkt auf die Ureinwohner sehr beeindruckend. Allerdings ist es nicht sehr feuerfest. Nachdem durch die Digedags und vier mutige Inselvolk-Indianer ein hoher Mastbaum umgestürzt wird, welcher eine Bresche in Fort und Gefängnis schlägt, fängt die Konstruktion Feuer und brennt bis auf den letzten Rest ab.

Befestigungen bei den Abrafaxen

Befestigungskunst à la Califax: Das Idiotendreieck

Österreich-Ungarn-Serie

Einen der komplexesten Schilderungen zum Befestigungswesen enthält die Serie Anno 1704/05. Als die Abrafaxe, Hans Wurst und Ludas Matyi 1704 den Wiener Vorort Achau erreichen, werden sie Zeuge, wie sich der Volkszorn gegen den Bau der Linie entlädt, denn dieser Schutzwall gegen die Kuruzen soll direkt durch den Ort verlaufen. Der Hansl schlichtet die Prügelei zwischen aufgebrachten Achauer Bürgern und zwei Ingenieursoldaten, welche mit Vermessungsarbeiten beschäftigt sind. Ihr Chef, der Festungsbaumeister von Wühler prüft vom Eichkogl aus, einem nahe gelegenen Hügel, die Umgebung. Ludas Matyi und der Hansl übernehmen später in Verkleidung die Rollen Wühlers und seines Assistenten und zeichnen in Wühlers Bauplan eine neue Linie ein, die stattdessen den benachbarten Tüftlingschen Schlosspark durchschneidet. Dann jubeln die beiden als Festungsbaumeister Gräberl samt Hauptmann dem Baron von Tüftling die neue Planung unter, so dass schließlich die Linie wie von ihnen geplant gebaut wird.
Die Entstehung der Linie gehört zu den genauesten historischen Vorbildern, die im Mosaik umgesetzt wurden. Die Linie wurde tatsächlich in kürzester Zeit geplant und gebaut, wobei österreichische Militäringenieure eine wesentliche Rolle spielten, allerdings erlebte sie nie eine tatsächliche Bewährungsprobe. Die Rückseite von Heft 6/78 zeigt eine historisierte, gekonnt umgesetzte Darstellung des Linienbaus.

Einige Zeit später kommt die Handlung erneut auf das Befestigungswesen zurück. Als das Regiment Kraxelberg-Jodelfingen in Ungarn durch eine Kuruzenattacke in Bedrängnis gerät, zieht es sich unter dem Kommando von Pseudo-Erbprinz Rudi in eine enge Schlucht zurück. Der Ausgang des Tals wird mit einer Befestigungsanlage verschlossen, die aus einem Steinwall, Palisaden und Schanzkörben besteht. Aufgrund ihrer mangelnden Professionalität wird die Befestigung von einigen Offizieren als Idiotendreieck bezeichnet. Das gibt später Leutnant Adolar von Altentrott und Ludas Matyi den Anlass, den damaligen Stand der Befestigungskunst zu diskutieren, wobei man sich über die Arbeiten des berühmten Festungsbaumeisters Vauban unterhält.
Das damalige Festungsingenieurwesen wird im Mosaik sehr anschaulich porträtiert. Die Rolle von Vauban wird zutreffend beschrieben und die Tätigkeit der Militäringenieure bei Vermessungsarbeiten, der Aufnahme des Geländes und den auf solchen Planungen beruhenden eigentlichen Bauarbeiten werden in etwa vorbildgerecht dargestellt. Außerdem werden in der Serie eine Reihe wichtiger damaliger Festungen (Munkacz, Spielberg, Leopoldstadt) gezeigt.

Der Schutzwall gegen die Invasion

Japan-China-Serie

Etwas unfreiwillig stranden die Abrafaxe im Jahre 1280 in Japan, und zwar auf der Insel Kyushu. Sie treffen just zu einer Zeit ein, da im Angesicht einer drohenden Invasion aus dem Reich der Mongolen ein Schutzwall an der Küste errichtet wird. Da man sie für Spione hält, werden sie zur Strafarbeit am Schutzwall eingeteilt. Die schwere Bauarbeit mit dürftigem Gerät bringt sie zur Erfindung eines fahrbaren Hebekranes. Nach Fertigstellung der Arbeiten können die Abrafaxe dem örtlichen befehlshaber Ruki Suzuki per Flugdrachen entkommen. Etwas später wird berichtet, dass die Schutzmauer im gesamten Befehlsbereich von Suzuki vollendet worden ist und für den Abwehrkampf ausgerüstet wird. Im Gegenzug wird von den Invasionsvorbereitungen des Großchans und seines Stabes berichtet, welche die Armee an der Nordküste von Kyushu landen wollen.
Das Mosaik nimmt hier recht genau auf die gescheiterte Japan-Invasion von 1274 und die politische Lage am Vorabend der zweiten Japan-Invasion von 1281 Bezug. Dieser erneute mongolische Invasionsversuch in Japan scheiterte zwar hauptsächlich aufgrund der Herbststürme und des damit verbundenen Untergangs eines Großteils der Invasionsflotte, dennoch bildet die Darstellung der Befestigungsbemühungen ein historisch wichtiges und handlungstragendes Element der Serie.

Weiterführende Lektüre

Literatur

  • Hartwig Neumann: Festungsbau-Kunst und -Technik : Deutsche Wehrbauarchitektur vom XV. bis XX. Jahrhundert, 2004
  • Geoffrey Parker: Die Militärische Revolution, 1988

Wikipedia-Links

Persönliche Werkzeuge