Münze aus der Ming-Dynastie

Aus MosaPedia

Wechseln zu: Navigation, Suche
Die chinesische Münze

Die Münze aus der Ming-Dynastie wird in der Australien-Serie des Mosaik ab 1976 gefunden und wieder weggeworfen.

Während eines Angelwettbewerbs auf der Investigator bekommt Abrax einen Wal an die Angel und wird von diesem über Bord gerissen. Unter Wasser entdeckt er das Wrack einer chinesischen Dschunke. Als Abrax nach dem gefährlichen Abenteuer, bei dem er fast ertrunken wäre, wieder an Bord der Investigator ist, versucht er Commander Flinders davon zu überzeugen, nach der Dschunke und den sich bestimmt darin befindenden Schätzen tauchen zu lassen. Der Commander hält ihn jedoch für noch etwas verwirrt. Auch Califax ist skeptisch. Schließlich war Abrax ziemlich lange unter Wasser. Erst als Abrax die Münze, die er in der Dschunke gefunden hat, Brabax zeigt, findet er jemanden, der ihm glaubt. Brabax stellt mit fachmännischem Blick fest, dass es sich bei dem Geldstück um eine Münze aus der Ming-Dynastie handelt. Daraus schließt er, dass die Dschunke zur Flotte des Admirals Zheng He gehört haben muss. Von Abrax' Entdeckerdrang angesteckt, möchte jetzt auch Brabax zurückfahren und das versunkene Schiff näher untersuchen. Nur leider ist das nicht möglich, da niemand die Position des Wracks notiert hat. Da wenigstens sein Freund Brabax ihm geglaubt hat und er ja niemandem etwas beweisen muss, wirft Abrax die Münze am nächsten Morgen wieder über Bord.

Chinesische Cash-Münzen aus verschiedenen Epochen, links in der Mitte eine graue tiān qǐ tōng bǎo aus der Zeit des Untergangs der Yuan-Dynastie (1358)

Reales Vorbild

Die Münze in Abrax' Hand ist keineswegs einem seltsamen Traum eines Koboldes oder der Phantasie eines Zeichners entsprungen. Das historische Vorbild scheint unter Sammlern nicht allzu selten zu sein, anhand der deutlich lesbaren Aufschrift lässt sich Abrax' Fund auf die Jahre 1620–1627 datieren. Mit der Einordnung in die Ming-Dynastie liegt Brabax demnach völlig richtig; die Münze kann allerdings nicht an Bord der Flotte des Zheng He gewesen sein, da dieser zweihundert Jahre früher gelebt hatte. Wenn Abrax die Münze tatsächlich in einer chinesischen Dschunke am Meeresgrund gefunden und nicht von einem früheren Abenteuer mitgebracht hat, könnte dies bedeuten, dass Zheng He nicht der letzte große Seefahrer aus dem Reich der Mitte war...

Die vier chinesischen Schriftzeichen auf der Münze sind in der Reihenfolge oben – unten – rechts – links zu lesen: 天 啟 通 寶, was im heutigen Hochchinesisch etwa tiān qǐ tōng bǎo (Pinyin) ausgesprochen wird, daneben ist auch die Umschrift T'ien Ch'i T'ung Pao (Wade-Giles) geläufig. Die ersten beiden Zeichen 天啟 tiān qǐ stehen für den Namen des seinerzeit amtierenden Herrschers, die beiden letzten 通寶 tōng bǎo heißen einfach "allgemeine Währung". (Für den Leser hält Abrax das Geldstück mehr oder weniger aufrecht "in die Kamera", während es für Brabax sicher kein Problem darstellt, die Zeichen kopfstehend zu entziffern. Und wir sehen die Vorderseite der Münze; auf der Rückseite könnte eine Herkunftsbezeichnung der Prägestätte und ggf. auch eine Wertbezeichnung zu lesen sein.)

Sehr wahrscheinlich wurde die Münze im Namen von Tianqi, dem vorletzten Kaiser der Ming-Dynastie herausgegeben. Tianqi, der 1620 den Thron bestiegen hatte und 1627 mit nicht einmal 22 Jahren starb, war ein unfähiger Kaiser, der sich sich kaum um die Regierungsgeschäfte kümmerte; die eigentliche Macht im Staate lag in den Händen des Eunuchen Wei. Es ist eine spannende Frage, warum zahlreiche Münzen gerade aus dieser Krisenzeit bis heute "überlebt" haben. – Eine ältere, seltenere Münze mit gleichlautender Aufschrift, aber leicht abweichendem Schriftbild, die obendrein aus eher grauem als gelbem Metall bestehen soll, geht auf einen Rebellenkaiser zurück, der 1358–59 in den Wirren am Ende der Yuan-Zeit unter demselben Herrschernamen Tianqi an der Spitze des südchinesischen Tianwan-Reiches stand. (Ausführlichere Bemerkungen zur Unterscheidung beider Varianten finden sich auf der Diskussionsseite.)

Für europäische Augen sehr ungewöhnlich ist das quadratische Loch in der Mitte der Münze. Neben der spirituellen Bedeutung (das Viereck symbolisiert die Erde, der Kreis den Himmel) spielte das Loch auch eine Rolle bei der Herstellung: Die chinesischen Münzen wurden nicht wie heute üblich geprägt, sondern gegossen; auf einen quadratischen Stab aufgezogen konnten die Rohlinge leicht entgratet werden.

Die kleinen Münzen im Nennwert von 1 文 wén (englisch "1 cash") waren in Größe und Gewicht etwa mit einem 10-Cent-Stück vergleichbar. Da der Wert der Münzen recht niedrig und Papiergeld unüblich war, wurden diese zu 100 oder 1000 Stück auf eine Schnur aufgefädelt und über der Schulter getragen. Der Wert von 1000 kleinen Münzen zu 1 wén (ein Bündel von drei oder vier Kilogramm Messing) entsprach dem Gegenwert von einem 兩 liǎng (etwa 37 Gramm) reinem Silber, was nach heutigen Edelmetallpreisen (2012) wiederum ca. 30 Euro entspricht (vgl. auch die im Mosaik 3/91 erwähnte Währungseinheit Gwang). Den Katalogen der Sammler kann man entnehmen, dass auch wesentlich größere und schwerere Münzen mit höherem Nennwert bis hin zu einem liǎng im Umlauf waren. Da wir die Rückseite der Münze nicht sehen und die Größe auf der Hand des Koboldes schwer zu schätzen ist, lässt sich der (Nenn-)Wert von Abrax' Münze schwerlich angeben; der ideelle Wert seiner Entdeckung dürfte um ein Vielfaches größer gewesen sein.

Externe Links

Die Münze aus der Ming-Dynastie ist in folgendem Mosaikheft zu sehen

443
Persönliche Werkzeuge