Münze aus der Ming-Dynastie

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Die '''Münze aus der Ming-Dynastie''' wird in der [[Australien-Serie]] des [[Mosaik ab 1976]] gefunden und wieder weggeworfen.
Die '''Münze aus der Ming-Dynastie''' wird in der [[Australien-Serie]] des [[Mosaik ab 1976]] gefunden und wieder weggeworfen.
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Während eines [[Angelwettbewerb auf der Investigator|Angelwettbewerbs]] auf der ''[[Investigator]]'' bekommt [[Abrax]] einen [[Orca|Wal]] an die Angel und wird von diesem über Bord gerissen. Unter Wasser entdeckt er das Wrack einer [[China|chinesischen]] [[Versunkene Dschunke|Dschunke]]. Als Abrax nach dem gefährlichen Abenteuer, bei dem er fast ertrunken wäre, wieder an Bord der ''Investigator'' ist, versucht er [[Matthew Flinders|Commander Flinders]] davon zu überzeugen, nach der Dschunke und den sich bestimmt darin befindenden Schätzen tauchen zu lassen. Der Commander hält ihn jedoch für noch etwas verwirrt. Auch [[Califax]] ist skeptisch. Schließlich war Abrax ziemlich lange unter Wasser. Erst als Abrax die Münze, die er in der Dschunke gefunden hat, [[Brabax]] zeigt, findet er jemanden, der ihm glaubt. Brabax stellt mit fachmännischem Blick fest, dass es sich bei dem [[Geld, Währungen und Preise im Mosaik|Geldstück]] um eine [[Käsch-Münzen|Münze]] aus der [[Ming]]-Dynastie handelt. Daraus schließt er, dass die Dschunke zur Flotte des Admirals [[Zheng He]] gehört haben muss. Von Abrax' Entdeckerdrang angesteckt, möchte jetzt auch Brabax zurückfahren und das versunkene Schiff näher untersuchen. Nur leider ist das nicht möglich, da niemand die Position des Wracks notiert hat. Da wenigstens sein Freund Brabax ihm geglaubt hat und er ja niemandem etwas beweisen muss, wirft Abrax die Münze am nächsten Morgen wieder über Bord.
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Während eines [[Angelwettbewerb auf der Investigator|Angelwettbewerbs]] auf der ''[[Investigator]]'' wird [[Abrax]] von einem [[Orca|Wal]] über Bord gerissen, als dieser einen Thunfisch schnappt, der an der Angel angebissen hatte. Unter Wasser entdeckt Abrax das Wrack einer [[China|chinesischen]] [[Versunkene Dschunke|Dschunke]]. Als er nach dem gefährlichen Abenteuer, bei dem er fast ertrunken wäre, wieder an Bord der ''Investigator'' ist, versucht Abrax [[Matthew Flinders|Commander Flinders]] davon zu überzeugen, nach der Dschunke und den sich bestimmt darin befindenden Schätzen tauchen zu lassen. Der Commander hält ihn jedoch für noch etwas verwirrt. Auch [[Califax]] ist skeptisch. Schließlich war Abrax ziemlich lange unter Wasser. Erst als Abrax die Münze, die er in der Dschunke gefunden hat, [[Brabax]] zeigt, findet er jemanden, der ihm glaubt. Brabax stellt mit fachmännischem Blick fest, dass es sich bei dem [[Geld, Währungen und Preise im Mosaik|Geldstück]] um eine [[Käsch-Münzen|Münze]] aus der [[Ming]]-Dynastie handelt. Daraus schließt er, dass die Dschunke zur Flotte des Admirals [[Zheng He]] gehört haben muss. Von Abrax' Entdeckerdrang angesteckt, möchte jetzt auch Brabax zurückfahren und das versunkene Schiff näher untersuchen. Nur leider ist das nicht möglich, da niemand die Position des Wracks notiert hat. Da wenigstens sein Freund Brabax ihm geglaubt hat und er ja niemandem etwas beweisen muss, wirft Abrax die Münze am nächsten Morgen wieder über Bord.
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[[Datei:China_coin1.JPG|thumb|150px|right|Chinesische ''Cash''-Münzen aus verschiedenen Epochen, links in der Mitte eine graue ''tiān qǐ tōng bǎo'' aus der Zeit des Untergangs der Yuan-Dynastie (1358)]]
 
== Reales Vorbild ==
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Die Münze in Abrax' Hand ist keineswegs einem seltsamen Traum eines Koboldes oder der Phantasie eines Zeichners entsprungen. Das historische Vorbild scheint unter Sammlern nicht allzu selten zu sein, anhand der deutlich lesbaren Aufschrift lässt sich Abrax' Fund auf die Jahre 1620–1627 datieren. Mit der Einordnung in die Ming-Dynastie liegt Brabax demnach völlig richtig; die Münze kann allerdings nicht an Bord der Flotte des Zheng He gewesen sein, da dieser zweihundert Jahre früher gelebt hatte. Wenn Abrax die Münze tatsächlich in einer chinesischen Dschunke am Meeresgrund gefunden und nicht von einem früheren Abenteuer mitgebracht hat, könnte dies bedeuten, dass Zheng He nicht der letzte große Seefahrer aus dem Reich der Mitte war...
Die Münze in Abrax' Hand ist keineswegs einem seltsamen Traum eines Koboldes oder der Phantasie eines Zeichners entsprungen. Das historische Vorbild scheint unter Sammlern nicht allzu selten zu sein, anhand der deutlich lesbaren Aufschrift lässt sich Abrax' Fund auf die Jahre 1620–1627 datieren. Mit der Einordnung in die Ming-Dynastie liegt Brabax demnach völlig richtig; die Münze kann allerdings nicht an Bord der Flotte des Zheng He gewesen sein, da dieser zweihundert Jahre früher gelebt hatte. Wenn Abrax die Münze tatsächlich in einer chinesischen Dschunke am Meeresgrund gefunden und nicht von einem früheren Abenteuer mitgebracht hat, könnte dies bedeuten, dass Zheng He nicht der letzte große Seefahrer aus dem Reich der Mitte war...
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Die vier chinesischen Schriftzeichen auf der Münze sind in der Reihenfolge oben – unten – rechts – links zu lesen:
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Die vier chinesischen Schriftzeichen auf der Münze sind in der Reihenfolge oben – unten – rechts – links zu lesen: 天啟通寶 (''Tiān-qǐ tōng bǎo''). Die ersten beiden Zeichen 天啟 (''Tiān-qǐ'') nennen den Herschaftstitel eines Kaisers Tianqi, die beiden letzten 通寶 (''tōng bǎo'') bedeuten wortwörtlich "umlaufender Schatz" und sind eine damals übliche Kennzeichnung für Münzen aus unedlen Metallen (Kupfer, Messing, Bronze usw).
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<span style="font-size:large">天 啟 通 寶</span>, was im heutigen Hochchinesisch etwa ''tiān qǐ tōng bǎo'' ([http://de.wikipedia.org/wiki/Pinyin Pinyin]) ausgesprochen wird, daneben ist auch die Umschrift ''T'ien Ch'i T'ung Pao'' ([http://de.wikipedia.org/wiki/Wade-Giles Wade-Giles]) geläufig.
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Für den Leser hält Abrax das Geldstück mehr oder weniger aufrecht "in die Kamera", während es für Brabax sicher kein Problem darstellt, die Zeichen kopfstehend zu entziffern.
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Die ersten beiden Zeichen 天啟 ''tiān qǐ'' stehen für den Namen des seinerzeit amtierenden Herrschers, die beiden letzten 通寶 ''tōng bǎo'' heißen einfach "allgemeine Währung".
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Und wir sehen die Vorderseite (das Avers) der Münze; auf der Rückseite (dem Revers) kann der Nennwert, die Münzmanufaktur (keine Prägestätte, denn diese Münzen wurden seinerzeit noch gegossen) oder auch der Auftraggeber (z.B. 工 (''gōng'', "Arbeit") für das Arbeitsministerium) ausgewiesen sein.
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(Für den Leser hält Abrax das Geldstück mehr oder weniger aufrecht "in die Kamera", während es für Brabax sicher kein Problem darstellt, die Zeichen kopfstehend zu entziffern.
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Und wir sehen die Vorderseite der Münze; auf der Rückseite könnte eine Herkunftsbezeichnung der Prägestätte und ggf. auch eine Wertbezeichnung zu lesen sein.)
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Sehr wahrscheinlich wurde die Münze im Namen von [http://de.wikipedia.org/wiki/Tianqi Tianqi], dem vorletzten Kaiser der Ming-Dynastie herausgegeben. Tianqi, der 1620 den Thron bestiegen hatte und 1627 mit nicht einmal 22 Jahren starb, war ein unfähiger Kaiser, der sich sich kaum um die Regierungsgeschäfte kümmerte; die eigentliche Macht im Staate lag in den Händen des Eunuchen Wei.
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Zu klären bleibt nun noch, welcher Kaiser namens Tianqi hier gemeint ist, es existierten nämlich zwei Herrscher mit diesem Namen. Der erste war ein Rebellenkaiser, der 1358–59 in den Wirren am Ende der Yuan-Zeit an der Spitze des südchinesischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Tianwan Tianwan]-Reiches stand. Seine Münzprägungen bestanden aus vermutlich blei- und eisenhaltigen, grauen Legierungen. Der zweite Herrscher war ein Kaiser der Ming-Dynastie, dessen Münzen ausreichend Kupfer enthielten, um gelblich zu erscheinen. Hier hätten wir einen ersten Hinweis darauf, dass die abgebildete Münze aus der Ming-Zeit stammt, denn Abrax hält dem Leser eindeutig eine gelbe Münze entgegen. Ein zweites Identifizierungsmerkmal liefert das Radikal 户, links im auf der Münze unten stehenden Zeichen 啟 (''qǐ''). Alle Ming-Münzen weisen an der linken oberen Ecke des Vierecks in 户 einen nach links überstehenden Strich auf, der bei den Rebellen-Münzen fehlt. Da dieser Strich im Mosaik klar auszumachen ist, handelt es sich zweifelsfrei um die Münze aus der Ming-Dynastie.
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Es ist eine spannende Frage, warum zahlreiche Münzen gerade aus dieser Krisenzeit bis heute "überlebt" haben.
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– Eine ältere, seltenere Münze mit gleichlautender Aufschrift, aber leicht abweichendem Schriftbild, die obendrein aus eher grauem als gelbem Metall bestehen soll, geht auf einen Rebellenkaiser zurück, der 1358–59 in den Wirren am Ende der Yuan-Zeit unter demselben Herrschernamen Tianqi an der Spitze des südchinesischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Tianwan Tianwan]-Reiches stand.
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(Ausführlichere Bemerkungen zur Unterscheidung beider Varianten finden sich auf der [[{{TALKPAGENAME}}|Diskussionsseite]].)
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Für europäische Augen sehr ungewöhnlich ist das quadratische Loch in der Mitte der Münze. Neben der spirituellen Bedeutung (das Viereck symbolisiert die Erde, der Kreis den Himmel) spielte das Loch auch eine Rolle bei der Herstellung: Die chinesischen Münzen wurden nicht wie heute üblich geprägt, sondern gegossen; auf einen quadratischen Stab aufgezogen konnten die Rohlinge leicht entgratet werden.
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Die Münze wurde demnach also im Namen des Kaisers [http://de.wikipedia.org/wiki/Tianqi Tianqi], dem vorletzten Kaiser der Ming-Dynastie, herausgegeben. Tianqi, der 1620 den Thron bestiegen hatte und 1627 mit nicht einmal 22 Jahren starb, war ein unfähiger Kaiser, der sich sich kaum um die Regierungsgeschäfte kümmerte; die eigentliche Macht im Staate lag in den Händen des Eunuchen Wei.
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Dass trotz der kurzen Regierungszeit des Kaisers immer noch zahlreiche Münzen aus dieser Epoche existieren, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass infolge der seinerzeit herrschenden Inflation viele Zahlungmittel benötigt wurden.
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Die kleinen Münzen im Nennwert von 1 文 ''wén'' (englisch "1 cash") waren in Größe und Gewicht etwa mit einem 10-Cent-Stück vergleichbar. Da der Wert der Münzen recht niedrig und Papiergeld unüblich war, wurden diese zu 100 oder 1000 Stück auf eine Schnur aufgefädelt und über der Schulter getragen. Der Wert von 1000 kleinen Münzen zu 1 ''wén'' (ein Bündel von drei oder vier Kilogramm Messing) entsprach dem Gegenwert von einem 兩 ''liǎng'' (etwa 37 Gramm) reinem [[Silber]], was nach heutigen Edelmetallpreisen (2012) wiederum ca. 30 Euro entspricht (vgl. auch die im Mosaik [[3/91]] erwähnte Währungseinheit ''[[Gwang]]''). Den Katalogen der Sammler kann man entnehmen, dass auch wesentlich größere und schwerere Münzen mit höherem Nennwert bis hin zu einem ''liǎng'' im Umlauf waren. Da wir die Rückseite der Münze nicht sehen und die Größe auf der Hand des Koboldes schwer zu schätzen ist, lässt sich der (Nenn-)Wert von Abrax' Münze schwerlich angeben; der ideelle Wert seiner Entdeckung dürfte um ein Vielfaches größer gewesen sein.
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Bleibt noch zu klären, um welchen Nennwert es sich hier handelt. Die Aufschrift 通寶 (''tōng bǎo'') und seine Farbe weisen das Stück eindeutig als aus Messing bestehend aus. Damit handelt es sich hier um eine [[Käsch-Münzen|Käsch]]-Münze, die im Chinesischen (''wén'') genannt werden. Da die Münze in Abrax' Hand mehr als zwei Finger abdeckt, ist sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um einen Münze zu 10 Käsch handelt, die seinerzeit mit einem Durchmesser von fast 5 Zentimetern hergestellt wurden. Weil der Kobold aber bestimmt verhältnismäßig kleine Hände besitzt, kann leider nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass hier eine Münze über 1 Käsch mit nur etwa 2,5 Zentimetern Durchmesser gezeigt wird. Übrigens wogen die 10-Käsch-Münzen (十文, ''shí wén'') damals 1 Tael (一兩, ''liǎng'', je nach Region zwischen ca. 33 und ca. 38 Gramm).
== Externe Links ==
== Externe Links ==
* [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4sch Käsch] (deutsch) bzw. [http://en.wikipedia.org/wiki/Cash_%28Chinese_coin%29 Cash (chinese coin)] (englisch) in der Wikipedia; [http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_cash_%28currency_unit%29 Chinese cash (currency unit)] daselbst
* [http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4sch Käsch] (deutsch) bzw. [http://en.wikipedia.org/wiki/Cash_%28Chinese_coin%29 Cash (chinese coin)] (englisch) in der Wikipedia; [http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_cash_%28currency_unit%29 Chinese cash (currency unit)] daselbst
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* Bilder von ''T'ien Ch'i T'ung Pao'' [http://www.sportstune.com/chinese/coins/tienchiming.html hier] und [http://www.charm.ru/library/tianchi.htm dort]
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* Bilder von Münzen mit der Aufschrift 天啟通寶 (''Tiān-qǐ tōng bǎo'') [http://www.sportstune.com/chinese/coins/tienchiming.html hier] und [http://www.charm.ru/library/tianchi.htm dort]
== Die Münze aus der Ming-Dynastie ist in folgendem Mosaikheft zu sehen ==
== Die Münze aus der Ming-Dynastie ist in folgendem Mosaikheft zu sehen ==

Aktuelle Version vom 18:17, 19. Dez. 2012

Die chinesische Münze

Die Münze aus der Ming-Dynastie wird in der Australien-Serie des Mosaik ab 1976 gefunden und wieder weggeworfen.

Während eines Angelwettbewerbs auf der Investigator wird Abrax von einem Wal über Bord gerissen, als dieser einen Thunfisch schnappt, der an der Angel angebissen hatte. Unter Wasser entdeckt Abrax das Wrack einer chinesischen Dschunke. Als er nach dem gefährlichen Abenteuer, bei dem er fast ertrunken wäre, wieder an Bord der Investigator ist, versucht Abrax Commander Flinders davon zu überzeugen, nach der Dschunke und den sich bestimmt darin befindenden Schätzen tauchen zu lassen. Der Commander hält ihn jedoch für noch etwas verwirrt. Auch Califax ist skeptisch. Schließlich war Abrax ziemlich lange unter Wasser. Erst als Abrax die Münze, die er in der Dschunke gefunden hat, Brabax zeigt, findet er jemanden, der ihm glaubt. Brabax stellt mit fachmännischem Blick fest, dass es sich bei dem Geldstück um eine Münze aus der Ming-Dynastie handelt. Daraus schließt er, dass die Dschunke zur Flotte des Admirals Zheng He gehört haben muss. Von Abrax' Entdeckerdrang angesteckt, möchte jetzt auch Brabax zurückfahren und das versunkene Schiff näher untersuchen. Nur leider ist das nicht möglich, da niemand die Position des Wracks notiert hat. Da wenigstens sein Freund Brabax ihm geglaubt hat und er ja niemandem etwas beweisen muss, wirft Abrax die Münze am nächsten Morgen wieder über Bord.

[Bearbeiten] Reales Vorbild

Münzen aus der Zeit des Ming-Kaisers Tianqi
1 Käsch, Avers
O.-U.: 天啟 (Tiān-qǐ)
R.-L.: 通寶 (tōng bǎo)
1 Käsch, Revers
O.: (gōng, "Arbeit")
Durchmesser: 26 mm
10 Käsch, Avers
siehe oben
Durchmesser: 48 mm
10 Käsch, Revers
O.: (shí, "10")
R.: 一兩 (yī liǎng, "1 Tael")

Die Münze in Abrax' Hand ist keineswegs einem seltsamen Traum eines Koboldes oder der Phantasie eines Zeichners entsprungen. Das historische Vorbild scheint unter Sammlern nicht allzu selten zu sein, anhand der deutlich lesbaren Aufschrift lässt sich Abrax' Fund auf die Jahre 1620–1627 datieren. Mit der Einordnung in die Ming-Dynastie liegt Brabax demnach völlig richtig; die Münze kann allerdings nicht an Bord der Flotte des Zheng He gewesen sein, da dieser zweihundert Jahre früher gelebt hatte. Wenn Abrax die Münze tatsächlich in einer chinesischen Dschunke am Meeresgrund gefunden und nicht von einem früheren Abenteuer mitgebracht hat, könnte dies bedeuten, dass Zheng He nicht der letzte große Seefahrer aus dem Reich der Mitte war...

Die vier chinesischen Schriftzeichen auf der Münze sind in der Reihenfolge oben – unten – rechts – links zu lesen: 天啟通寶 (Tiān-qǐ tōng bǎo). Die ersten beiden Zeichen 天啟 (Tiān-qǐ) nennen den Herschaftstitel eines Kaisers Tianqi, die beiden letzten 通寶 (tōng bǎo) bedeuten wortwörtlich "umlaufender Schatz" und sind eine damals übliche Kennzeichnung für Münzen aus unedlen Metallen (Kupfer, Messing, Bronze usw). Für den Leser hält Abrax das Geldstück mehr oder weniger aufrecht "in die Kamera", während es für Brabax sicher kein Problem darstellt, die Zeichen kopfstehend zu entziffern. Und wir sehen die Vorderseite (das Avers) der Münze; auf der Rückseite (dem Revers) kann der Nennwert, die Münzmanufaktur (keine Prägestätte, denn diese Münzen wurden seinerzeit noch gegossen) oder auch der Auftraggeber (z.B. 工 (gōng, "Arbeit") für das Arbeitsministerium) ausgewiesen sein.

Zu klären bleibt nun noch, welcher Kaiser namens Tianqi hier gemeint ist, es existierten nämlich zwei Herrscher mit diesem Namen. Der erste war ein Rebellenkaiser, der 1358–59 in den Wirren am Ende der Yuan-Zeit an der Spitze des südchinesischen Tianwan-Reiches stand. Seine Münzprägungen bestanden aus vermutlich blei- und eisenhaltigen, grauen Legierungen. Der zweite Herrscher war ein Kaiser der Ming-Dynastie, dessen Münzen ausreichend Kupfer enthielten, um gelblich zu erscheinen. Hier hätten wir einen ersten Hinweis darauf, dass die abgebildete Münze aus der Ming-Zeit stammt, denn Abrax hält dem Leser eindeutig eine gelbe Münze entgegen. Ein zweites Identifizierungsmerkmal liefert das Radikal 户, links im auf der Münze unten stehenden Zeichen 啟 (). Alle Ming-Münzen weisen an der linken oberen Ecke des Vierecks in 户 einen nach links überstehenden Strich auf, der bei den Rebellen-Münzen fehlt. Da dieser Strich im Mosaik klar auszumachen ist, handelt es sich zweifelsfrei um die Münze aus der Ming-Dynastie.

Die Münze wurde demnach also im Namen des Kaisers Tianqi, dem vorletzten Kaiser der Ming-Dynastie, herausgegeben. Tianqi, der 1620 den Thron bestiegen hatte und 1627 mit nicht einmal 22 Jahren starb, war ein unfähiger Kaiser, der sich sich kaum um die Regierungsgeschäfte kümmerte; die eigentliche Macht im Staate lag in den Händen des Eunuchen Wei. Dass trotz der kurzen Regierungszeit des Kaisers immer noch zahlreiche Münzen aus dieser Epoche existieren, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass infolge der seinerzeit herrschenden Inflation viele Zahlungmittel benötigt wurden.

Bleibt noch zu klären, um welchen Nennwert es sich hier handelt. Die Aufschrift 通寶 (tōng bǎo) und seine Farbe weisen das Stück eindeutig als aus Messing bestehend aus. Damit handelt es sich hier um eine Käsch-Münze, die im Chinesischen 文 (wén) genannt werden. Da die Münze in Abrax' Hand mehr als zwei Finger abdeckt, ist sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um einen Münze zu 10 Käsch handelt, die seinerzeit mit einem Durchmesser von fast 5 Zentimetern hergestellt wurden. Weil der Kobold aber bestimmt verhältnismäßig kleine Hände besitzt, kann leider nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass hier eine Münze über 1 Käsch mit nur etwa 2,5 Zentimetern Durchmesser gezeigt wird. Übrigens wogen die 10-Käsch-Münzen (十文, shí wén) damals 1 Tael (一兩, yī liǎng, je nach Region zwischen ca. 33 und ca. 38 Gramm).

[Bearbeiten] Externe Links

[Bearbeiten] Die Münze aus der Ming-Dynastie ist in folgendem Mosaikheft zu sehen

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