Nikol Dimitriadis

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'''Nikol Dimitriadis''' war Mosaikzeichner
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'''Nikol Dimitriadis''' (*28.2.1909 in Chanea/Kreta; † 26.11.1977 in München) war [[Mosaikkollektiv#Zeichnungen|Mosaikzeichner]].
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Um die monatliche Erscheinungsweise des Mosaiks zu gewährleisten, stellte [[Hannes Hegen]] Anfang 1957 eine Gruppe von Grafikern zusammen. Zu diesen Künstlern, die von nun an das Mosaik gestalteten, gehörte auch Nikol Dimitriadis. Neben [[Horst Boche]] war er in der [[Römerserie]] und der [[Neos-Serie]] der bedeutenste Zeichner. 1960 floh Nikol Dimitriadis unter unklaren Begleitumständen nach West-Berlin. Aller Wahrscheinlichkeit nach zeichnete er in dieser Zeit die Serie [[Tiny-Winys]] in der Zeitung Grünes Blatt. Diese Serie atmet noch deutlich den Charme der Neos-Serie.
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== Dimitriadis vor dem Mosaik ==
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Nikol Dimitriadis entstammte einer Familie mit griechischen und deutschen Vorfahren und erbte von seinem Großvater, der im 19. Jahrhundert in Leipzig studiert hatte, die deutsche Staatsangehörigkeit. Er war ein zeichnerisches Naturtalent und brachte sich viele künstlerische Techniken selbst bei. Bis 1940 arbeitete Dimitriadis in Griechenland als Illustrator und Designer. Dann wurde er zum deutschen Militär eingezogen, arbeitete aber noch einige Monate vor Dienstantritt in einem Leipziger Reklamebüro. Er heiratete 1943 seine Frau Elfriede.
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Das die dadurch freigewordene Stelle im [[Mosaikkollektiv]] mit [[Lona Rietschel]] besetzt wurde, kann man aber nur als Glücksfall werten.
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Nach dem Krieg und seiner Kriegsgefangenschaft zog er mit Frau und erstem Kind wieder nach Griechenland. Dort arbeitete Dimitriadis als Zeichner für eine Zeitschrift, Kinderzeitschriften und für einen Verlag. Im Jahre 1955 kehrte die mittlerweile vierköpfige Familie nach Deutschland zurück und lebte zunächst bei den Schwiegereltern in Hainichen, später dann in Dessau, wo Dimitriadis bei der DEWAG (Deutschen Werbeagentur) eine Stelle gefunden hatte. Außerdem illustrierte er in dieser Zeit das Abenteuerheft "Ein Plagiar" aus der Feder von Friedrich Gerstäcker.
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Als die Abrafaxe in [[Griechenland-Ägypten-Serie|Griechenland]] waren, setzte ihm [[Ulf Graupner]] im [[Mosaik 221 - Der Prozess|Mosaik 221]] ein mosaikalisches Denkmal. Er tritt dort als Wirt der "Taverne Nikol Dimitriadis" auf.
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== Dimitriadis beim Mosaik ==
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Um die monatliche Erscheinungsweise des [[Mosaik]]s zu gewährleisten, stellte [[Hannes Hegen]] im März 1957 eine Gruppe von Grafikern ein. Zu diesen Künstlern, die von nun an das Mosaik gestalteten, gehörte auch der bereits 48jährige Nikol Dimitriadis. Er zog daher mit seiner Familie nach Berlin-Schöneweide.
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Neben [[Horst Boche]] war Dimitriadis in der [[Römer-Serie]] und der [[Neos-Serie]] der bedeutendste Zeichner. Mit diesem rivalisierte er um den Rang des "vielseitigsten Mitarbeiters". Er gestaltete - im [[Mosaik von Hannes Hegen]] eine große Ausnahme - eigene Nebenfiguren ([[Teutobold]]s Freundin [[Zenzi (Römer-Serie)|Zenzi]], [[Mac Gips]], [[Neunspäher]], [[Mogelini]]) und wirkte auch an anderen Projekten des [[Mosaikkollektiv]]s mit, wie dem Weltraumbuch "[[Auf dem Weg zu fernen Welten]]".
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Über "Dimi" gingen im Mosaikteam verschiedene Anekdoten um; so wurde sein Ausspruch "Ist nicht zum Sehen!", mit dem er nachlässig oder gar nicht gezeichnete Details rechtfertigte, zum geflügelten Wort. Außerdem sagte man ihm Angst vor dem Finanzamt nach.
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== Dimitriadis nach dem Mosaik ==
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Im Jahre 1960 flohen die Dimitriadis' unter unklaren Begleitumständen nach Westdeutschland. Bevor die Familie sich 1961 in München niederließ, zeichnete Nikol einige Monate lang, von 1960 an ''Kauka-Comics'' für [[Rolf Kauka]]s Comicmagazin ''[[Fix und Foxi]]'' und ''[http://www.kaukapedia.com/index.php?title=Mischa Mischa]''.  Seine Tätigkeit für Kauka beendete er aus Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, so konnte er  von seinem Auffanglager aus, das Atelier schlecht erreichen und zudem heißt es, dass er sich nicht mit der damaligen [http://www.kaukapedia.com/index.php?title=Fix_und_Foxi FF-Redakteurin] Pirjo Miettinen verstand.
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In München hatte Dimitriadis zunächst Schwierigkeiten bei der Jobsuche und arbeitete daher u.a. als Kleindarsteller beim Fernsehen. Später betrieb er diese Tätigkeit eher als Hobby und wirkte - vergleichbar [[Lothar Dräger]] - als Statist am Bayerischen Staatstheater.
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Später fand er wieder Arbeit als Zeichner und gestaltete u.a. den Kindercomic "Felix der Kater" der gleichnamigen Zeitschrift ''Felix'' des ''[http://de.wikipedia.org/wiki/Bastei_Verlag Bastei-Verlages]'' und von 1964 war er zeichnerisch am Kauka-Konkurrenzprodukt ''Max & Molly'' beteiligt. Er arbeitete nicht mehr im Kollektiv, sondern von Zuhause aus über einen Mittelsmann. Möglicherweise hat er auf diese Weise im Jahre 1961, also kurz nach seinem Umzug nach München, auch den Fortsetzungscomic ''[[Die Tiny-Winys]]'' für das Dortmunder ''[[Das Grüne Blatt|Grüne Blatt]]'' gezeichnet, doch eine definitive Aussage darüber ist noch nicht möglich.
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Neben seiner Arbeit malte Dimitriadis in seiner Freizeit gerne surreale Ölbilder und Aquarelle. Der Kontakt zu den Hegenbarths und zum [[Mosaikkollektiv]]  blieb erhalten, zuerst über Besuche, später über Briefe. Im Jahre 1977 starb Nikol Dimitriadis an Krebs.
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== Dimitriadis im Mosaik ==
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Als die Abrafaxe in [[Griechenland-Ägypten-Serie|Griechenland]] waren, setzte [[Ulf Graupner]] im [[Mosaik 221 - Der Prozess|Mosaik 221]] Nikol Dimitriadis ein mosaikalisches Denkmal. Er tritt dort als Wirt einer nach ihm benannten [[Taverne Nikol Dimitriades|Taverne]] auf.
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== Literatur ==
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*[[Gerd Lettkemann]], ''Der Zeichner Nikol Dimitriadis'', in: [[Digefax 14]], Wittenberg o.J. (wohl 1997)
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*[[Alexander von Knorre]], ''Ein Wanderer zwischen den Welten'', in: [[Digefax 30]], Wittenberg 2002
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*Gerd Lettkemann, ''Auf der Spur Dimis. Der Zeichner Nikol Dimitriadis'' - Zweiter Teil: Vom [[Neos]] nach Kaukasien, in: [[Mosaiker 48]], Erfurt [[2022]]
==Externe Links==
==Externe Links==
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[http://www.lambiek.net/artists/d/dimitriadis_nikol.htm Nikol Dimitriadis in der Lambiek Comiclopedia]
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* [http://www.lambiek.net/artists/d/dimitriadis_nikol.htm Nikol Dimitriadis in der Lambiek Comiclopedia]
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[[Kategorie: Kolorist]]
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[[Kategorie:Comiczeichner]]

Aktuelle Version vom 22:11, 23. Jan. 2023

Nikol Dimitriadis (*28.2.1909 in Chanea/Kreta; † 26.11.1977 in München) war Mosaikzeichner.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Dimitriadis vor dem Mosaik

Nikol Dimitriadis entstammte einer Familie mit griechischen und deutschen Vorfahren und erbte von seinem Großvater, der im 19. Jahrhundert in Leipzig studiert hatte, die deutsche Staatsangehörigkeit. Er war ein zeichnerisches Naturtalent und brachte sich viele künstlerische Techniken selbst bei. Bis 1940 arbeitete Dimitriadis in Griechenland als Illustrator und Designer. Dann wurde er zum deutschen Militär eingezogen, arbeitete aber noch einige Monate vor Dienstantritt in einem Leipziger Reklamebüro. Er heiratete 1943 seine Frau Elfriede.

Nach dem Krieg und seiner Kriegsgefangenschaft zog er mit Frau und erstem Kind wieder nach Griechenland. Dort arbeitete Dimitriadis als Zeichner für eine Zeitschrift, Kinderzeitschriften und für einen Verlag. Im Jahre 1955 kehrte die mittlerweile vierköpfige Familie nach Deutschland zurück und lebte zunächst bei den Schwiegereltern in Hainichen, später dann in Dessau, wo Dimitriadis bei der DEWAG (Deutschen Werbeagentur) eine Stelle gefunden hatte. Außerdem illustrierte er in dieser Zeit das Abenteuerheft "Ein Plagiar" aus der Feder von Friedrich Gerstäcker.

[Bearbeiten] Dimitriadis beim Mosaik

Um die monatliche Erscheinungsweise des Mosaiks zu gewährleisten, stellte Hannes Hegen im März 1957 eine Gruppe von Grafikern ein. Zu diesen Künstlern, die von nun an das Mosaik gestalteten, gehörte auch der bereits 48jährige Nikol Dimitriadis. Er zog daher mit seiner Familie nach Berlin-Schöneweide.

Neben Horst Boche war Dimitriadis in der Römer-Serie und der Neos-Serie der bedeutendste Zeichner. Mit diesem rivalisierte er um den Rang des "vielseitigsten Mitarbeiters". Er gestaltete - im Mosaik von Hannes Hegen eine große Ausnahme - eigene Nebenfiguren (Teutobolds Freundin Zenzi, Mac Gips, Neunspäher, Mogelini) und wirkte auch an anderen Projekten des Mosaikkollektivs mit, wie dem Weltraumbuch "Auf dem Weg zu fernen Welten".

Über "Dimi" gingen im Mosaikteam verschiedene Anekdoten um; so wurde sein Ausspruch "Ist nicht zum Sehen!", mit dem er nachlässig oder gar nicht gezeichnete Details rechtfertigte, zum geflügelten Wort. Außerdem sagte man ihm Angst vor dem Finanzamt nach.

[Bearbeiten] Dimitriadis nach dem Mosaik

Im Jahre 1960 flohen die Dimitriadis' unter unklaren Begleitumständen nach Westdeutschland. Bevor die Familie sich 1961 in München niederließ, zeichnete Nikol einige Monate lang, von 1960 an Kauka-Comics für Rolf Kaukas Comicmagazin Fix und Foxi und Mischa. Seine Tätigkeit für Kauka beendete er aus Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, so konnte er von seinem Auffanglager aus, das Atelier schlecht erreichen und zudem heißt es, dass er sich nicht mit der damaligen FF-Redakteurin Pirjo Miettinen verstand.

In München hatte Dimitriadis zunächst Schwierigkeiten bei der Jobsuche und arbeitete daher u.a. als Kleindarsteller beim Fernsehen. Später betrieb er diese Tätigkeit eher als Hobby und wirkte - vergleichbar Lothar Dräger - als Statist am Bayerischen Staatstheater.

Später fand er wieder Arbeit als Zeichner und gestaltete u.a. den Kindercomic "Felix der Kater" der gleichnamigen Zeitschrift Felix des Bastei-Verlages und von 1964 war er zeichnerisch am Kauka-Konkurrenzprodukt Max & Molly beteiligt. Er arbeitete nicht mehr im Kollektiv, sondern von Zuhause aus über einen Mittelsmann. Möglicherweise hat er auf diese Weise im Jahre 1961, also kurz nach seinem Umzug nach München, auch den Fortsetzungscomic Die Tiny-Winys für das Dortmunder Grüne Blatt gezeichnet, doch eine definitive Aussage darüber ist noch nicht möglich.

Neben seiner Arbeit malte Dimitriadis in seiner Freizeit gerne surreale Ölbilder und Aquarelle. Der Kontakt zu den Hegenbarths und zum Mosaikkollektiv blieb erhalten, zuerst über Besuche, später über Briefe. Im Jahre 1977 starb Nikol Dimitriadis an Krebs.

[Bearbeiten] Dimitriadis im Mosaik

Als die Abrafaxe in Griechenland waren, setzte Ulf Graupner im Mosaik 221 Nikol Dimitriadis ein mosaikalisches Denkmal. Er tritt dort als Wirt einer nach ihm benannten Taverne auf.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Externe Links

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