Bearbeiten von Schloss des Barons von Tüftling

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Hauptsorge des [[Baron von Tüftling|Barons]] ist, dass das Lustschloss und der zugehörige Garten nicht durch den Bau der ''[[Die Linie|Linie]]'' ruiniert werden mögen. Er hofft, durch seine Beziehungen zum [[Kaiser Leopold|Kaiser]] seine Interessen gegenüber dem [[Prinz Eugen von Savoyen|Prinzen Eugen]] durchsetzen zu können, der bekanntlich an einer wirksamen Verteidigung [[Wien]]s gegen die [[Kuruzen]] interessiert ist. Immerhin hat der Baron den [[Festungsbaumeister von Wühler]] schon soweit gebracht, dass er die ''Linie'' um Schloss und Park "herumzirkelt".
Hauptsorge des [[Baron von Tüftling|Barons]] ist, dass das Lustschloss und der zugehörige Garten nicht durch den Bau der ''[[Die Linie|Linie]]'' ruiniert werden mögen. Er hofft, durch seine Beziehungen zum [[Kaiser Leopold|Kaiser]] seine Interessen gegenüber dem [[Prinz Eugen von Savoyen|Prinzen Eugen]] durchsetzen zu können, der bekanntlich an einer wirksamen Verteidigung [[Wien]]s gegen die [[Kuruzen]] interessiert ist. Immerhin hat der Baron den [[Festungsbaumeister von Wühler]] schon soweit gebracht, dass er die ''Linie'' um Schloss und Park "herumzirkelt".
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Doch der Baron hat nicht mit [[Ludas Matyi]] und [[Hans Wurst]] gerechnet. Diese mopsen dem Festungsbaumeister und seinem [[Hauptmann Stauberl]] die Kleider und den [[Linienplan|Lageplan]]. Auf letzterem zeichnen sie neben der blau gefärbten Linienführung des Festungsbaumeisters, die mitten durch [[Audorf]] und dessen Weinberge geht, eine rote Linie ein, die zitadellenförmig in den Park hineinragt. Nunmehr suchen sie (als "[[Festungsbaumeister Gräberl]]" und sein "Hauptmann" [[verkleid]]et) den Baron auf und behaupten, die rote Linie entspreche der ursprünglichen und die blaue der neuen Planung. Erregt fordert der Baron, dass auf jeden Fall die "neue" Linienführung gebaut werden müsse; das gibt er dem Baumeister "Gräberl" auch schriftlich, indem er einen Brief an Prinz Eugen aufsetzt, den "Gräberl" zu überbringen verspricht:
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Doch der Baron hat nicht mit [[Ludas Matyi]] und [[Hans Wurst]] gerechnet. Diese mopsen dem Festungsbaumeister und seinem [[Hauptmann Stauberl]] die Kleider und den Lageplan. Auf letzterem zeichnen sie neben der blau gefärbten Linienführung des Festungsbaumeisters, die mitten durch [[Audorf]] und dessen Weinberge geht, eine rote Linie ein, die zitadellenförmig in den Park hineinragt. Nunmehr suchen sie (als "[[Festungsbaumeister Gräberl]]" und sein "Hauptmann" [[verkleid]]et) den Baron auf und behaupten, die rote Linie entspreche der ursprünglichen und die blaue der neuen Planung. Erregt fordert der Baron, dass auf jeden Fall die "neue" Linienführung gebaut werden müsse; das gibt er dem Baumeister "Gräberl" auch schriftlich, indem er einen Brief an Prinz Eugen aufsetzt, den "Gräberl" zu überbringen verspricht:
[[Bild:SchlossTüftling.gif|right|framed|Das Schloss und der Lustgarten im Mosaik]]
[[Bild:SchlossTüftling.gif|right|framed|Das Schloss und der Lustgarten im Mosaik]]
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{{Zitat|Erklärung. Mit der submissesten Ehrfurcht vor Euer prinzlichen Hoheit militärischen Verdiensten und Erfahrungen möchte ich Euer Hoheit dennoch meine Mißbilligung hinsichtlich des ursprünglich geplanten Linienverlaufes aussprechen. Erst die neue, nachträglich eingezeichnete Linie entspricht meinen Vorstellungen von einer wirksamen Verteidigungslinie. Ich verlange ausdrücklich ihren Bau.<br>Ergebenst v. Tüftling, Baron.}}
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| Erklärung. Mit der submissesten Ehrfurcht vor Euer prinzlichen Hoheit militärischen Verdiensten und Erfahrungen möchte ich Euer Hoheit dennoch meine Mißbilligung hinsichtlich des ursprünglich geplanten Linienverlaufes aussprechen. Erst die neue, nachträglich eingezeichnete Linie entspricht meinen Vorstellungen von einer wirksamen Verteidigungslinie. Ich verlange ausdrücklich ihren Bau.<br>Ergebenst v. Tüftling, Baron.
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Matyi und Hansl spielen [[Festungsbaumeister von Wühler|Wühler]] den geänderten Plan und den "submissesten" Brief zu. Der Festungsbaumeister wundert sich zwar, tut aber, wie ihm geheißen, und errichtet die ''Linie'' mitten durch des Barons Lustgarten, während dieser zur Erholung im [[Helenental]] weilt.
Matyi und Hansl spielen [[Festungsbaumeister von Wühler|Wühler]] den geänderten Plan und den "submissesten" Brief zu. Der Festungsbaumeister wundert sich zwar, tut aber, wie ihm geheißen, und errichtet die ''Linie'' mitten durch des Barons Lustgarten, während dieser zur Erholung im [[Helenental]] weilt.
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== Vorlage ==
[[Bild:Althan.jpg|right|framed|"Prospect von dem Lust-gebäude und Garten<br>S[eine]r Excell[enz] des H[och]l[öblichen] Generals Graff Gundacker von Althan,<br>in der Wienerischen Vorstatt, die Roßau genant, an einem Arm der Donau.<br>[[Joseph Emanuel Fischer von Erlach|J.E.F.d'Er.]] del. - Cum Priv. Sac. Caes. Maj. - [[Johann Adam Delsenbach|Delsenbach]]. sculpsit."]]
[[Bild:Althan.jpg|right|framed|"Prospect von dem Lust-gebäude und Garten<br>S[eine]r Excell[enz] des H[och]l[öblichen] Generals Graff Gundacker von Althan,<br>in der Wienerischen Vorstatt, die Roßau genant, an einem Arm der Donau.<br>[[Joseph Emanuel Fischer von Erlach|J.E.F.d'Er.]] del. - Cum Priv. Sac. Caes. Maj. - [[Johann Adam Delsenbach|Delsenbach]]. sculpsit."]]
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Das Schloss hat es an der im [[Mosaik]] angegebenen Stelle in Wirklichkeit nicht gegeben. Sein Aussehen basiert jedoch auf dem ehemaligen Palais Althan in [[Wien]], einem Bau Johann Bernhard Fischer von Erlachs. Das Palais wurde in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts errichtet. Im Gegensatz zu seinem Mosaik-Pendant hatte es einen ovalen Mittelbau und vier Seitenflügel in Form eines Andreaskreuzes. Es lag in der sogenannten Rossau an einem Seitenarm der Donau, dem Alserbach. Dadurch war der zugehörige Lustgarten immer wieder von Überschwemmungen betroffen.
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Das Schloss hat es an der im [[Mosaik]] angegebenen Stelle in Wirklichkeit nicht gegeben. Sein Aussehen basiert jedoch auf dem ehemaligen '''Palais Althan''' in [[Wien]], einem Bau '''Johann Bernhard Fischer von Erlachs'''. Das Palais wurde in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts errichtet. Im Gegensatz zu seinem Mosaik-Pendant hatte es einen ovalen Mittelbau und vier Seitenflügel in Form eines Andreaskreuzes. Es lag in der sogenannten Rossau an einem Seitenarm der Donau, dem Alserbach. Dadurch war der zugehörige Lustgarten immer wieder von Überschwemmungen betroffen.
Die ursprüngliche Besitzerfamilie Althan verkaufte das Palais daher schon 1713 an die Stadt Wien. Nachdem es eine Weile leer stand, richtete der Magistrat hier ein öffentliches Donaubad ein. Die flussnah gelegenen Teile des Lustgartens wurden aufgegeben. Ab 1777 gehörte das Palais der Familie Pouthon, die es bis 1869 innehatte. Dann musste es dem neu erbauten Franz-Josephs-Bahnhof weichen; dieser wiederum wurde mittlerweile durch ein modernes Bürogebäude ersetzt.
Die ursprüngliche Besitzerfamilie Althan verkaufte das Palais daher schon 1713 an die Stadt Wien. Nachdem es eine Weile leer stand, richtete der Magistrat hier ein öffentliches Donaubad ein. Die flussnah gelegenen Teile des Lustgartens wurden aufgegeben. Ab 1777 gehörte das Palais der Familie Pouthon, die es bis 1869 innehatte. Dann musste es dem neu erbauten Franz-Josephs-Bahnhof weichen; dieser wiederum wurde mittlerweile durch ein modernes Bürogebäude ersetzt.
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Die Darstellung im Mosaik beruht auf einem Kupferstich von [[Johann Adam Delsenbach]], den dieser nach einer Vorlage [[Joseph Emanuel Fischer von Erlach]]s anfertigte, des Sohnes des Architekten. Er erschien 1719 zusammen mit anderen Stichen des Künstlerduos in dem Sammelband ''[[Wiennerische Prospecte]]'', aus dem auch weitere Inspirationen für das Mosaik stammen. Dabei orientiert sich die Großdarstellung aus Heft [[6/78]] S. 14/15 peinlich genau an der Vorlage: Außer dem Schloss und dem Park wurden auch der Flussverlauf (im Original: [[Donau]] und Alserbach, im Mosaik: [[Schwechat]]), der Baum an der rechten Seite, die Barken, die kleinen Boote, die Häuser im Hintergrund und am rechten Bildrand mitsamt Kirche (im Original: [[Wien]], im Mosaik: [[Audorf]]), die beiden Nadelwäldchen links und rechts vom Palais, die Wolkenformationen und die Hügelketten übernommen. Sogar die Waschfrauen finden sich wieder, im Mosaik freilich auf der anderen Flussseite. Einzig nennenswerte Zusätze im Mosaik sind die Anlegestelle der [[Lustbarke des Barons von Tüftling]] und das Tüftlingsche Wappen, die sich im Original nicht finden.
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Die Darstellung im Mosaik beruht auf einem Kupferstich von '''[[Johann Adam Delsenbach]]''', den dieser nach einer Vorlage '''[[Joseph Emanuel Fischer von Erlach]]s''' anfertigte, des Sohnes des Architekten. Er erschien 1719 zusammen mit anderen Stichen des Künstlerduos in dem Sammelband "[[Wiennerische Prospecte]]", aus dem auch weitere Inspirationen für das Mosaik stammen. Dabei orientiert sich die Großdarstellung aus Heft [[6/78]] S. 14/15 peinlich genau an der Vorlage: Außer dem Schloss und dem Park wurden auch der Flussverlauf (im Original: [[Donau]] und Alserbach, im Mosaik: [[Schwechat]]), der Baum an der rechten Seite, die Barken, die kleinen Boote, die Häuser im Hintergrund und am rechten Bildrand mitsamt Kirche (im Original: [[Wien]], im Mosaik: [[Audorf]]), die beiden Nadelwäldchen links und rechts vom Palais, die Wolkenformationen und die Hügelketten übernommen. Sogar die Waschfrauen finden sich wieder, im Mosaik freilich auf der anderen Flussseite. Einzig nennenswerte Zusätze im Mosaik sind die Anlegestelle der [[Lustbarke des Barons von Tüftling]] und das Tüftlingsche Wappen, die sich im Original nicht finden.
Ein weiterer Unterschied zwischen Mosaik und Original ist der Grundriss des Schlosses. Während das Original-Palais, wie man in dem Ausschnitt aus dem 1704/06 erschienenen Stadtplan von Anguissola/Marinoni gut erkennt (unten links), eine längliche Kreuzform hat, weist das Mosaik-Lustschloss zwei eher traditionelle Seitenflügel auf (siehe Bild unten Mitte). Der Grund für diesen Unterschied liegt darin, dass dem Mosaikteam lediglich der Stich von Delsenbach/Erlach zur Verfügung stand, dem man nichts über den Grundriss des Gebäudes entnehmen kann. Das Bild unten rechts zeigt den Zustand von Schloss und Park im Jahre 1770, nach der Umwandlung in eine öffentliche Badeanstalt und der überschwemmungsbedingten Reduzierung des Gartens (Detail aus einer Vogelschau Wiens von J. D. Huber).
Ein weiterer Unterschied zwischen Mosaik und Original ist der Grundriss des Schlosses. Während das Original-Palais, wie man in dem Ausschnitt aus dem 1704/06 erschienenen Stadtplan von Anguissola/Marinoni gut erkennt (unten links), eine längliche Kreuzform hat, weist das Mosaik-Lustschloss zwei eher traditionelle Seitenflügel auf (siehe Bild unten Mitte). Der Grund für diesen Unterschied liegt darin, dass dem Mosaikteam lediglich der Stich von Delsenbach/Erlach zur Verfügung stand, dem man nichts über den Grundriss des Gebäudes entnehmen kann. Das Bild unten rechts zeigt den Zustand von Schloss und Park im Jahre 1770, nach der Umwandlung in eine öffentliche Badeanstalt und der überschwemmungsbedingten Reduzierung des Gartens (Detail aus einer Vogelschau Wiens von J. D. Huber).
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[[Kategorie:Anno 1704/05 (Handlungsort)]]
[[Kategorie:Anno 1704/05 (Handlungsort)]]
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[[Kategorie:Schlösser und Paläste]]
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[[Kategorie:Burgen, Schlösser, Befestigungen]]
[[Kategorie:Hafen]]
[[Kategorie:Hafen]]
[[kategorie:Quelle (Bild)]]
[[kategorie:Quelle (Bild)]]

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