Antoniusfeuer

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Am Antoniusfeuer erkrankter - Detail vom Isenheimer Altar

Das Antoniusfeuer ist eine Pilzvergiftung, die durch den Verzehr mit Mutterkorn verseuchten Getreideprodukten hervorgerufen wird.

Am Antoniusfeuer starb die gesamte Familie von Hirschenthal, einzig die kleine Tochter Johanna überlebte.

Das Antoniusfeuer

Die Ursache des Antoniusfeuers - ignis sacer - war lange unbekannt. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Pilz Claviceps purpurea (Mutterkorn) als Ursache der Krankheit festgestellt. Zuvor verstand man das "Heilige Feuer" als Strafe Gottes bzw. des Heiligen Antonius und flehte deshalb diesen als Not-Helfer an - daher der Name der Krankheit. Der Pflege der am Antoniusfeuer Erkrankten widmete sich besonders der Antoniter-Orden. Für die Krankenkapelle der Ordensniederlassung zu Isenheim malte Mathis Gothart Nithart, seit alters her genannt Matthias Grünewald, den berühmten Isenheimer Altar (heute im Musée d'Unterlinden, Colmar).

Das Mutterkorn wächst an den Getreideähren. Der Pilz gedeiht vor allem bei feuchter Witterung im späten Frühling. Er enthält giftige Alkaloide. Da man im Mittelalter noch nicht um die Ursachen des Antoniusfeuers wusste, führte Mutterkorn verseuchtes Getreide oft zur Vergiftung ganzer Dörfer und Städte. Leichte Vergiftungen führten zu Halluzinationen, höhere Dosen ziehen schwere Gefäßverengungen nach sich, in schweren Verläufen sogar das Ertauben und Absterben von Gliedmaßen. Sehr hohe Dosen sind unmittelbar tödlich. Der letzte große Ausbruch der Krankheit war 1926/27, als in der Sowjetunion etwa 11000 Menschen durch unzureichend gereinigtes Getreide starben.

Das Mutterkorn wurde und wird jedoch auch als Medikament eingesetzt. Früher nutzte man seine Wehen einleitende Wirkung, woher der Pilz auch seinen Namen hat. Heutzutage werden seine Wirkstoffe in Medikamenten gegen Migräne und Parkinson eingesetzt. Bei Forschungen am Mutterkorn wurde erstmals LSD hergestellt.

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