Singende Felsen

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Die Singenden Felsen mit der gefährlichen Schlucht

Die Singenden Felsen sind ein Schauplatz der Amerika-Serie im Mosaik von Hannes Hegen.

Bei den Singenden Felsen handelt es sich um eine enge Schlucht am Rande der Prärie, durch die die Reiseroute von Kansas City zum Fort am Bärenfluss führt. Sie trägt ihren Namen von den eigentümlich klagenden Tönen, die der Wind beim Hindurchpfeifen erzeugt.

An den Singenden Felsen legen die Prärieindianer einen Hinterhalt, als sich eine Kutsche der Western Lines mit den Digedags an Bord nähert. Der erfahrene Krieger Rächender Blitz besteigt einen verkrüppelten Baum, der über die Schlucht ragt, um von dort aus den Kutscher zu überwältigen.

Dieser ahnt zwar die Gefahr, lässt sich aber von Dig bei seiner Ehre als Western-Lines-Mann packen und steuert die Kutsche furchtlos in die Schlucht. Zweimal erklingt ein Eulenruf, dann bricht die Hölle los. Der Kutscher wird von Rächender Blitz vom Bock gestoßen und die Kutsche trotz Digedags kühnem Eingreifen zum Stehen gebracht.

Danach bringen die Indianer ihre Gefangenen in ihr nahe gelegenes Lager. Ob auch Mrs. Jefferson, Colonel Springfield und die Mississippi-Piraten, die den Indianern kurze Zeit später in die Hände fallen, an den Singenden Felsen geschnappt wurden, bleibt offen.

[Bearbeiten] Vorlage

In Karl Mays Erzählung "Der Geist des Llano estacado" wird ein Singendes Tal beschrieben. Bei der bekannten May-Begeisterung Lothar Drägers könnte es sich dabei um eine Vorlage für die Singenden Felsen handeln. Zitat:

Und jetzt richteten sich plötzlich alle auf, es war ein Ton erklungen, ein ganz eigenartiger Ton, wie von einer Glocke, welche hoch, hoch über ihnen angeschlagen worden sei. Er hielt wohl eine halbe Minute nach, senkte sich, immer mehr anschwellend, auf die Büsche nieder und war dann über dem Wasser verklungen.

»Was war das?« fragte Ben. »Es gibt doch hier keine Kirchen mit Glocken! Wenn ich nicht wüßte, daß - - -«

Er hielt inne. Ein zweiter Ton erklang höher als der erstere. Es war, als ob er aus einer mächtigen Posaune geblasen werde. Er schwoll langsam an, wieder ab und verhauchte in einem Diminuendo, welches selbst ein Posaunenvirtuos nicht fertig gebracht hätte.

»Das ist Yalteh yuavh-kai, die Stimme des singenden Thales,« erklärte der Häuptling der Apachen.

»Das ist's, also das!« sagte der Bärenjäger. »Horch!«

Es ging wie ein leiser Seufzer durch die Luft. Dieser Seufzer wurde zum bestimmten Tone von außerordentlicher Reinheit. Er hatte die Klangfarbe der achtfüßigen Prinzipalpfeife einer Orgel, hielt eine Weile aus, und dann erklang über ihm ein zweiter, sanfterer Ton, welcher noch aushielt, als der erstere nicht mehr zu hören war.

Diese Schallerscheinung war ganz sonderbarer Art. Es konnte einem dabei grauen, und doch war sie von einer Erhabenheit, welche das Gemüt ergriff. Es war, als ob ein unsichtbarer, riesenhafter Bläser sein Instrument probiere, aber freilich ein Instrument, welches in keiner Orchestrologie verzeichnet ist.

Still lauschten die Männer, ob das Phänomen sich wiederholen werde. Und wirklich, es strich ein fühlbarer Luftzug über und durch das Buschwerk und brachte eine ganze Reihe von Tönen getragen, welche sich schnell folgten und in außerordentlicher Reinheit miteinander harmonierten. Sie waren von verschiedener Zeitdauer. Die tieferen hatten eine größere Länge und bildeten mit den höheren, schneller verklingenden eine Harmoniefolge, welche stets aus denselben Tönen der natürlichen Tonleiter bestand, aber in den verschiedensten Umkehrungen des Dreiklanges, Sept- und Nonakkordes.

Es gab nichts, was man mit diesen Klängen in einen Vergleich stellen konnte. Kein bekanntes Instrument konnte Töne von dieser erhabenen Majestät erzeugen, zu denen sich andere gesellten, welche der zartesten Kehle, den sanftesten Lippen zu entstammen schienen.

Bald klang es im tiefsten Majestoso, wie aus einer sechzehn- oder gar zweiunddreißigfüßigen Orgelpfeife; darüber hinweg schwebte es hoch, mild und klar wie eine Vox humana oder Aeoline, und zwischen diesen beiden wechselten in verschiedener Höhe und ergreifendem Ausdrucke die Stimmen des Kornett, der Posaune, der Gambe, des Akkordion ab. Bald klang es offen und hell, bald in leisem Gedackt, und doch sind alle diese Kunstbezeichnungen nicht im stande, einen Begriff von der Natur, Farbe und Wirkung dieser Töne zu geben, welche das ganze Thal erfüllten und bald, wie zu einem tiefen, schmalen Strome vereint, hoch über demselben hinfluteten.

Die Lauschenden wagten nicht zu sprechen. Selbst die beiden gewissenlosen Mexikaner fühlten sich gepackt. Sie befanden sich unter der mächtigen Domeskuppel des Himmels, welchen die umstehenden, gerade aufragenden Felsen zu tragen schienen. Von einem unsichtbaren Orgelchore erklangen Töne, jetzt wie Donner-, dann wieder wie Engelsstimmen, hier wie der tiefe, grollende Ruf der Brandung, dort wie Sphärentöne in einer besseren und reineren Welt entstanden. Selbst das roheste Gemüt hätte sich eines heiligen Schauderns nicht zu erwehren vermocht.

[...]

»Ich will nicht mit Euch streiten; aber hat Euch Old Shatterhand vielleicht auch die Töne erklärt, welche wir vorhin hörten?«

»Vom Yuavh-kai haben wir nicht gesprochen; aber ich entsinne mich jetzt, daß er von dem bekannten Sackbut-Paß gesprochen hat, welcher droben in den Rattlesnake-Bergen liegt. Wenn der Wind in gerader Richtung durch die so enge, tief eingeschnittene Schlucht bläst, so sind Töne zu hören, welche wie von einer Posaune klingen. Der Hohlweg ist das Instrument und der Wind der Musikant.«

[Bearbeiten] Externe Links

[Bearbeiten] Folgendes Mosaikheft spielt an den Singenden Felsen

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