Bearbeiten von Völkerwander-Hofstaat

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In der Völkerwanderungszeit spielten bei der Bildung eines Volkes weniger eine gemeinsame Abstammung oder Sprache eine Rolle, sondern offenbar mehr die Anerkennung bestimmter legitimierender und konstituierender Traditionen (Ursprungssage, Lebens- und Kampfweise, Institutionen, Rechtsprechung etc.). Die Träger dieser Traditionen werden entsprechend ''Traditionskerne'' genannt; meist bestanden sie aus einer Königssippe und einer angeschlossenen Kriegergefolgschaft. Übernahmen andere Personengruppen - gleich welcher Herkunft - diese Traditionen, traten sie quasi dem Volk bei. Andersherum konnte sich ein großes Volk ohne weiteres auch wieder auflösen, endete die allgemeine Akzeptanz des Traditionskernes (z.B. bei militärischen Niederlagen).
In der Völkerwanderungszeit spielten bei der Bildung eines Volkes weniger eine gemeinsame Abstammung oder Sprache eine Rolle, sondern offenbar mehr die Anerkennung bestimmter legitimierender und konstituierender Traditionen (Ursprungssage, Lebens- und Kampfweise, Institutionen, Rechtsprechung etc.). Die Träger dieser Traditionen werden entsprechend ''Traditionskerne'' genannt; meist bestanden sie aus einer Königssippe und einer angeschlossenen Kriegergefolgschaft. Übernahmen andere Personengruppen - gleich welcher Herkunft - diese Traditionen, traten sie quasi dem Volk bei. Andersherum konnte sich ein großes Volk ohne weiteres auch wieder auflösen, endete die allgemeine Akzeptanz des Traditionskernes (z.B. bei militärischen Niederlagen).
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In der Geschichtswissenschaft wurde dieses Modell der Ethnogenese (Volkswerdung) erstmals systematisch von Reinhard Wenskus in seiner Doktorarbeit "Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes" beschrieben. Spätere Historiker spezifizierten diese Ergebnisse für einzelne Völker - z.B. Herwig Wolfram für die [[Goten]] und Walter Pohl für die [[Awaren]]. Es gibt jedoch auch gegnerische Stimmen, die die ideologische Komponente der Traditionskerne betonen und ihre Existenz für die Zeit ''vor'' der jeweiligen Volkswerdung in Frage stellen.
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In der Geschichtswissenschaft wurde dieses Modell der Ethnogenese (Volkswerdung) erstmals systematisch von Reinhard Wenskus in seiner Doktorarbeit "Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes" beschrieben. Spätere Historiker spezifizierten diese Ergebnisse für einzelne Völker - z.B. Herwig Wolfram für die Goten und Walter Pohl für die Awaren. Es gibt jedoch auch gegnerische Stimmen, die die ideologische Komponente der Traditionskerne betonen und ihre Existenz für die Zeit ''vor'' der jeweiligen Volkswerdung in Frage stellen.
Inwieweit den Mosaik-Textern um [[Lothar Dräger]] und [[Hannes Hegen]] dieses damals noch junge Konzept der Historiographie (die [[Runkelserie]] erschien 1964-1969, also erst wenige Jahre nach Wenskus' Buch) bekannt war, muss zunächst offenbleiben. Hinzu kommt, dass gerade auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung ideologische Unterschiede zwischen DDR und Bundesrepublik herrschten. Trotzdem ist es interessant, eine solche Übereinstimmung zu beobachten.
Inwieweit den Mosaik-Textern um [[Lothar Dräger]] und [[Hannes Hegen]] dieses damals noch junge Konzept der Historiographie (die [[Runkelserie]] erschien 1964-1969, also erst wenige Jahre nach Wenskus' Buch) bekannt war, muss zunächst offenbleiben. Hinzu kommt, dass gerade auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung ideologische Unterschiede zwischen DDR und Bundesrepublik herrschten. Trotzdem ist es interessant, eine solche Übereinstimmung zu beobachten.

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