Bearbeiten von Indische Volkskunst

Aus MosaPedia

Wechseln zu: Navigation, Suche
Du bearbeitest diese Seite unangemeldet. Wenn du speicherst, wird deine aktuelle IP-Adresse in der Versionsgeschichte aufgezeichnet und ist damit unwiderruflich öffentlich einsehbar.
Um die Änderung rückgängig zu machen, bitte die Bearbeitung in der Vergleichsansicht kontrollieren und dann auf „Seite speichern“ klicken.
Aktuelle Version Dein Text
Zeile 1: Zeile 1:
-
{{Gelungen}}
 
-
 
[[Bild:IVK Titel.jpg|right|frame|Titelbild]]
[[Bild:IVK Titel.jpg|right|frame|Titelbild]]
-
'''Indische Volkskunst''' (im folgenden ''IVK'' abgekürzt) ist ein Sachbuch von Heinz Mode und Subodh Chandra. Es erschien [[1984]] bei ''Edition Leipzig'' und enthält neben einer ausführlichen Geschichte des indischen Kunsthandwerks 396 Abbildungen von Kunstwerken aus allen Zeiten und Teilen [[Indien]]s. Das Werk diente als Quelle für die [[Alexander-Papatentos-Serie]] des [[Mosaik ab 1976]] und befindet sich noch immer im Verlagsarchiv.
+
'''Indische Volkskunst''' (im folgenden ''IVK'' abgekürzt) ist ein Sachbuch von [[Heinz Mode]] und [[Subodh Chandra]]. Es erschien [[1984]] bei ''Edition Leipzig'' und enthält neben einer ausführlichen Geschichte des indischen Kunsthandwerks 396 Abbildungen von Kunstwerken aus allen Zeiten und Teilen [[Indien]]s.
-
== Die ''Indische Volkskunst'' als Quelle für das MOSAIK ==
+
Das [[Mosaikkollektiv]] nutzte eine Reihe von Abbildungen der ''IVK'' als Vorlagen für die [[MOSAIK]]-Jahrgänge [[1986]] und [[1987]] (evtl. sogar schon [[1985]]), das heißt die indischen Abenteuer der [[Abrafaxe]] in der [[Alexander-Papatentos-Serie]]. Zudem ist es möglich, dass sich der künstlerische Leiter [[Lothar Dräger]] hier einige Anregungen für die Handlung holte.
-
Das [[Mosaikkollektiv]] nutzte eine ganze Reihe von Abbildungen der ''IVK'' als Vorlagen für das "Lokalkolorit" in der [[Alexander-Papatentos-Serie]], die zum großen Teil in Indien und angrenzenden Kulturkreisen spielt. Während die Rezeption für das erste [[Kapitel (Abrafaxe)|Kapitel]] der Serie ([[Der Schild des Poros (Serie)|Der Schild des Poros]], 1984-85) schon aus zeitlichen Gründen eher unwahrscheinlich ist, bietet das zweite Kapitel ([[Der kleine Wundermann (Serie)|Der kleine Wundermann]], 1986) mit 15 sicher nachweisbaren Übernahmen - und zwei höchstwahrscheinlichen - den Hauptteil der Bildverarbeitung. Im Jahrgang 1987 ([[Die goldene Säule (Serie)|Die goldene Säule]]) klingt die Nutzung der ''IVK'' langsam aus, um im letzten Kapitel der Serie ([[Orang-Laut-Serie]], 1988) noch einmal für eine kurze Szene wiederaufzuleben.
+
-
Für die Bildrezeption wurden die ausgewählten Originalbilder teilweise haargenau übernommen, teilweise kreativ variiert und teilweise frei kombiniert. Der eine oder andere [[Anachronismus]] ist den Zeichnern dabei allerdings - ob gewollt oder ungewollt - auch unterlaufen. Die meisten im folgenden vorgestellten Bildvergleiche sind hinreichend nachvollziehbar. Bei einigen bestehen Zweifel, ob die fragliche Vorlage wirklich benutzt wurde, da die Ähnlichkeiten zu vage sind; darauf wird entsprechend eingegangen. Andererseits dürfte es noch weitere Einflüsse geben, die nicht durch ein simples Nebeneinanderstellen der fraglichen Bilder erkennbar sind. Man kann davon ausgehen, dass sich die Zeichner bei der Formgebung einzelner Objekte, bei Mustern und Ornamenten auf Stoffen, bei Körperhaltungen von Skulpturen etc. von den Abbildungen in der ''IVK'' inspirieren ließen.
+
== Das Werk ==
 +
{{Inuse|Tilberg}}
-
Abgesehen von der visuellen Rezeption ist es möglich, dass sich der künstlerische Leiter [[Lothar Dräger]] einige Anregungen für die Handlung in der ''IVK'' holte.
+
== Die Rezeption ==
 +
Zur gestalterischen Arbeit beim MOSAIK gehörte die genaue Recherche nach Abbildungen zeitgenössischer Kleinkunst, um den jeweiligen Serien ihr individuelles Flair zu geben. Dabei wurden die ausgewählten Vorlagen teilweise haargenau übernommen, teilweise kreativ variiert und teilweise frei kombiniert. Der eine oder andere Anachronismus ist den Zeichnern dabei allerdings - ob gewollt oder ungewollt - auch unterlaufen.
-
== Mögliche Bildrezeption im Kapitel um den Schild des Poros ==
+
Die meisten im folgenden vorgestellten Bildvergleiche sind hinreichend nachvollziehbar. Bei einigen bestehen Zweifel, ob die fragliche Vorlage wirklich benutzt wurde, da die Ähnlichkeiten zu vage sind; darauf wird entsprechend eingegangen.
 +
 
 +
=== Im Wischnu-Tempel ===
In den Heften [[12/84]] und [[1/85]] suchen [[Abrax]] und [[Alexander Papatentos]] einen [[Wischnutempel]] auf, um dort einen [[Schild im Wischnu-Tempel|heiligen Schild]] zu holen. Am Ausgang des Allerheiligsten stehen zwei Steinskulpturen von indischen Gottheiten (Heft [[1/85]] S. 6). Diese könnten auf eine Abbildung in der ''IVK'' zurückgehen (Abb. 262 S. 183). Dort ist eine Zeichnung zweier in Stein gehauener Baumgottheiten aus Mathura in Uttar Pradesh zu sehen (2. Jhd. u.Z.). Einige Motive der Zeichnung und des MOSAIK-Bildes stimmen in etwa überein (Barbusigkeit, Schmuck, Laubwerk, Kleidung), doch erstens ist die Ähnlichkeit - vor allem in der Körperhaltung - doch recht vage und zweitens ist nicht klar, ob für ein Heft von Anfang 1985 bereits Vorlagen aus einem Buch von 1984 rezipiert werden konnten. Denkbar wäre, dass dem Zeichner eine andere Abbildung ähnlicher Steinfiguren vorgelegen hat.
In den Heften [[12/84]] und [[1/85]] suchen [[Abrax]] und [[Alexander Papatentos]] einen [[Wischnutempel]] auf, um dort einen [[Schild im Wischnu-Tempel|heiligen Schild]] zu holen. Am Ausgang des Allerheiligsten stehen zwei Steinskulpturen von indischen Gottheiten (Heft [[1/85]] S. 6). Diese könnten auf eine Abbildung in der ''IVK'' zurückgehen (Abb. 262 S. 183). Dort ist eine Zeichnung zweier in Stein gehauener Baumgottheiten aus Mathura in Uttar Pradesh zu sehen (2. Jhd. u.Z.). Einige Motive der Zeichnung und des MOSAIK-Bildes stimmen in etwa überein (Barbusigkeit, Schmuck, Laubwerk, Kleidung), doch erstens ist die Ähnlichkeit - vor allem in der Körperhaltung - doch recht vage und zweitens ist nicht klar, ob für ein Heft von Anfang 1985 bereits Vorlagen aus einem Buch von 1984 rezipiert werden konnten. Denkbar wäre, dass dem Zeichner eine andere Abbildung ähnlicher Steinfiguren vorgelegen hat.
Zeile 20: Zeile 21:
|}
|}
<br clear=both>
<br clear=both>
-
 
-
== Bildrezeption im Kapitel um den kleinen Wundermann ==
 
=== Das Dorftor ===
=== Das Dorftor ===
-
Die erste sichere Übernahme von Motiven aus der ''IVK'' findet sich in Heft [[3/86]] auf der großen Doppelseite 10/11. Das Eingangstor zum [[Reisdorf]] ist aus verschiedenen Vorlagen zusammengesetzt, enthält jedoch auch eine Menge eigener Kreationen des Zeichners ([[Horst Boche]]). Nachweislich aus der ''IVK'' stammen die beiden Vogelgruppen oben auf dem Tor und die kleine Abbildung mit Vater-Mutter-Kind am rechten Pfosten. Möglicherweise beruhen auch die Stierköpfe auf einer ''IVK''-Abbildung.
+
Die erste sichere Übernahme von Motiven aus der ''IVK'' findet sich in Heft [[3/86]] auf der großen Doppelseite 10/11. Das Eingangstor zu einem [[Dorf im Himalayavorland]] ist aus verschiedenen Vorlagen zusammengesetzt, enthält jedoch auch eine Menge eigener Kreationen des Zeichners ([[Horst Boche]]).
:[[Bild:Mosaik 860310-11 kl.jpg|left|frame|Das Dorftor in seine ganzen Pracht]]
:[[Bild:Mosaik 860310-11 kl.jpg|left|frame|Das Dorftor in seine ganzen Pracht]]
<br clear=both>
<br clear=both>
-
Die hölzernen Vögel sind der Seite 100 entnommen (Abb. 143 und 144). Es handelt sich dort um hölzerne Pfauenaufsätze von Hausgiebeln aus Saora in [[Orissa]]. Im MOSAIK wurden sie seitenverkehrt abgebildet; Teile des Dachfirstes wurden für die Torpfosten übernommen.
+
Nachweislich aus der ''IVK'' stammen die beiden Vogelgruppen oben auf dem Tor und die kleine Abbildung mit Vater-Mutter-Kind am rechten Pfosten. Die hölzernen Vögel sind der Seite 100 entnommen (Abb. 143 und 144). Es handelt sich dort um hölzerne Pfauenaufsätze von Hausgiebeln aus Saora in [[Orissa]]. Im MOSAIK wurden sie seitenverkehrt abgebildet; Teile des Dachfirstes wurden für die Torpfosten übernommen.
{| align="left"
{| align="left"
Zeile 40: Zeile 39:
|}
|}
<br clear=both>
<br clear=both>
-
Die kleine Abbildung am Pfosten hingegen stammt von einer Schnitzerei an einer Hochzeitstrage aus [[Bihar]], die in ''IVK'' S. 223 abgebildet ist (Abb. 309 und 310). Einige weitere Motive am Dorftor (Reiter, Elefant, häusliche Szenen) könnten ebenfalls von Details der Trage inspiriert worden sein. Dieselbe Trage, die angesichts des eingeschnitzten Fahrrads aus dem 20. Jahrhundert stammen muss, wurde übrigens ein weiteres Mal als Vorlage genutzt, und zwar für die [[Kartusche]] von Heft [[12/86]] ([[Indische Volkskunst#Die Kartusche|siehe unten]]).
+
Die kleine Abbildung am Pfosten hingegen stammt von einer Schnitzerei an einer Hochzeitstrage aus [[Bihar]], die in ''IVK'' S. 223 abgebildet ist (Abb. 309 und 310). Einige weitere Motive am Dorftor (Reiter, Elefant, häusliche Szenen) könnten ebenfalls von Details der Trage inspiriert worden sein. Dieselbe Trage, die angesichts des eingeschnitzten Fahrrads aus dem 20. Jahrhundert stammen muss, wurde übrigens ein weiteres Mal als Vorlage genutzt, und zwar für die [[Kartusche]] von Heft [[12/86]] (siehe unten).
{| align="left"
{| align="left"
Zeile 53: Zeile 52:
<br clear=both>
<br clear=both>
-
Die drei Stierköpfe in der Mitte des Torbalkens könnten einer Holzskulptur aus Karnataka entnommen worden sein, die einen tierköpfigen Dämon darstellt (''IVK'' S. 275, Abb. 367). Die Form der Köpfe und das "Zaumzeug" sind sehr ähnlich.
 
-
 
-
{| align="left"
 
-
| [[Bild:IVK-17-kl.jpg|frame|Dämon]]
 
-
| [[Bild:IVK-17-detail.jpg|frame|Dämonenkopf]]
 
-
|}
 
-
{| align="left"
 
-
| [[Bild:Mosaik 860310-11 detail 6.jpg|frame|Stierköpfe]]
 
-
|}
 
-
 
-
<br clear=both>
 
-
 
=== Krishna Ghaunars Barke ===
=== Krishna Ghaunars Barke ===
-
[[Krishna Ghaunar]]s [[Krishna Ghaunars Barke|Lustbarke]] auf dem [[Ganges]] in Heft [[5/86]] bietet drei hübsche Details, deren Vorlagen [[Egon Reitzl]] der ''IVK'' entnommen hat. Der Bugvogel (S. 9) stammt aus ''IVK'' S. 278 (Abb. 370) und stellt eigentlich eine pfauengestaltige Öllampe aus Messing dar. Die Hängelampe im Innern des Bootes (S. 11) kommt aus ''IVK'' S. 279 (Abb. 373) und ist eine südindische Metallarbeit aus dem 19. Jahrhundert. Der Teppich hinter Krishna Ghaunar (ebenfalls S. 11) entspricht einer Stickerei aus Saurashtra in Gujarat (''IVK'' S. 136, Abb. 212).
+
[[Krishna Ghaunar]]s [[Krishna Ghaunars Barke|Lustbarke]] auf dem [[Ganges]] in Heft [[5/86]] bietet drei hübsche Details, die aus der ''IVK'' stammen. Der Bugvogel (S. 9) stammt aus ''IVK'' S. 278 (Abb. 370) und stellt eigentlich eine pfauengestaltige Öllampe aus Messing dar. Die Hängelampe im Innern des Bootes (S. 11) kommt aus ''IVK'' S. 279 (Abb. 373) und ist eine südindische Metallarbeit aus dem 19. Jahrhundert. Der Teppich hinter Krishna Ghaunar (ebenfalls S. 11) entspricht einer Stickerei aus Saurashtra in Gujarat (''IVK'' S. 136, Abb. 212).
{| align="left"
{| align="left"
Zeile 77: Zeile 64:
| [[Bild:IVK-1-kl.gif|frame|...und ihr Vorbild]]
| [[Bild:IVK-1-kl.gif|frame|...und ihr Vorbild]]
|}
|}
 +
<br clear=both>
<br clear=both>
-
{| align="left"
 
-
| [[Bild:Mosaik 860511 teppich kl.jpg|frame|Bitte beachten Sie den dicken Mann im Vordergrund nicht.]]
 
-
| [[Bild:IVK-16-kl.jpg|frame|Vorlage für den Teppich]]
 
-
|}
 
-
<br clear=both>
 
=== Die Hafenkneipe ===
=== Die Hafenkneipe ===
-
In Heft [[8/86]] auf der Doppelseite 10/11 hat man einen schönen Blick ins Innere einer [[Gasthaus "Zur Schildkröte"|Hafenkneipe]] in der [[Hauptstadt von Orissa]]. Neben einigen netten Gags (Flaschenschiff, Urkunde, Rettungsring etc.) wartet die Zeichnung auch mit zwei Gegenständen auf, die aus der ''IVK'' stammen: Die Kuhkanne auf dem Tisch und die Akrobatenlampe in der rechten Bildhälfte. Beide Vorlagen wurden in Heft [[5/88]] erneut aufgegriffen ([[Indische Volkskunst#Die Akrobatenlampe, die Kuhkanne und die Harfe|siehe unten]]).
+
In Heft [[8/86]] auf der Doppelseite 10/11 hat man einen schönen Blick ins Innere einer [[Hafenkneipe in Orissa|Hafenkneipe]] in der [[Hauptstadt von Orissa]]. Neben einigen netten Gags (Flaschenschiff, Urkunde, Rettungsring etc.) wartet die Zeichnung auch mit zwei Gegenständen auf, die aus der ''IVK'' stammen: Die Kuhkanne auf dem Tisch und die Akrobatenlampe in der rechten Bildhälfte.
:[[Bild:Mosaik 860810-11 kl.jpg|left|frame|Die Hafenkneipe]]
:[[Bild:Mosaik 860810-11 kl.jpg|left|frame|Die Hafenkneipe]]
<br clear=both>
<br clear=both>
-
Die Kuhkanne stammt von einer Vorlage in ''IVK'' S. 320 (Abb. 306). Es handelt sich um ein Kupfergefäß aus Uttar Pradesh. Später, in Heft [[12/86]], findet sich eine Vogelkanne, die dieser Kuhkanne nachempfunden ist ([[Indische Volkskunst#Die Vogelkanne|siehe unten]]).
+
Die Kuhkanne stammt von einer Vorlage in ''IVK'' S. 320 (Abb. 306). Es handelt sich um ein Kupfergefäß aus Uttar Pradesh. Später, in Heft [[12/86]], findet sich eine Vogelkanne, die dieser Kuhkanne nachempfunden ist (siehe unten).
{| align="left"
{| align="left"
Zeile 106: Zeile 89:
<br clear=both>
<br clear=both>
-
 
=== Das Amulett der Alakshmi ===
=== Das Amulett der Alakshmi ===
-
In das [[Gewand des Brahmanen]], um das sich die [[Abrafaxe]] mit [[Krishna Ghaunar]] streiten, ist ein [[Amulett der Alakshmi|Medaillon]] eingenäht, das [[Alakshmi]] zeigt, die Göttin der Armut (Heft [[8/86]] S. 16). Dasselbe Motiv findet sich im [[Palast des Königs der Armen]] an der Wand (Heft [[10/86]] S. 5). Die Vorlage dafür haben die MOSAIK-Zeichner der ''IVK'' S. 26 entnommen (Abb. 18). Es ist eine Bodenmalerei von Frauen aus Kumaon in Uttar Pradesh und stellt tatsächlich die Alakshmi dar, eine komplementäre Inkarnation der Lakshmi. Vermutlich stammt die Idee [[Lothar Dräger]]s, Alakshmi zur Schutzgöttin des (fiktiven) [[König der Armen|Königs der Armen]] zu machen, also von dieser Abbildung in der ''IVK''.
+
In das [[Gewand des Brahmanen]], um das sich die [[Abrafaxe]] mit [[Krishna Ghaunar]] streiten, ist ein [[Amulett der Alakshmi|Medaillon]] eingenäht, das [[Alakshmi]] zeigt, die Göttin der Armut (Heft [[8/86]] S. 16). Dasselbe Motiv findet sich im [[Palast des Königs der Armen]] an der Wand (Heft [[10/86]] S. 5). Die Vorlage dafür haben die MOSAIK-Zeichner der ''IVK'' S. 26 entnommen (Abb. 18). Es ist eine Bodenmalerei von Frauen aus Kumaon in Uttar Pradesh.
-
{|
+
{| align="left"
-
| [[Bild:Mosaik 860816 kl.jpg|center|frame|Das Amulett]]
+
| [[Bild:Mosaik 860816 kl.jpg|frame|Das Amulett]]
-
| [[Bild:Mosaik 861005 kl.jpg|center|frame|Der Fries]]
+
| [[Bild:Mosaik 861005 kl.jpg|frame|Der Fries]]
-
| [[Bild:IVK-13-kl.jpg|center|frame|Die Bodenmalerei]]
+
|}
|}
-
 
<br clear=both>
<br clear=both>
 +
:[[Bild:IVK-13-kl.jpg|left|frame|Die Bodenmalerei]]
 +
<br clear=both>
=== Der Palast des Königs der Armen ===
=== Der Palast des Königs der Armen ===
[[Abrax]] und [[Brabax]] besuchen den [[Palast des Königs der Armen|Palast]] des [[König der Armen|Königs der Armen]] in den Heften [[8/86]] und [[10/86]]. Ein Fries an der Außenwand stammt möglicherweise, verschiedene Details des Foyers hingegen sicher aus der ''IVK''.
[[Abrax]] und [[Brabax]] besuchen den [[Palast des Königs der Armen|Palast]] des [[König der Armen|Königs der Armen]] in den Heften [[8/86]] und [[10/86]]. Ein Fries an der Außenwand stammt möglicherweise, verschiedene Details des Foyers hingegen sicher aus der ''IVK''.
Zeile 151: Zeile 133:
<br clear=both>
<br clear=both>
 +
=== Die Kartusche ===
=== Die Kartusche ===
Die [[Kartusche]] auf S. 2 von Heft [[12/86]] ist aus den verschiedensten indischen Motiven zusammengesetzt. Interessanterweise hat der Zeichner auch hierbei seiner Phantasie nicht völlig freien Lauf gelassen, sondern Details aus der bereits oben erwähnten Hochzeitstrage verwendet.
Die [[Kartusche]] auf S. 2 von Heft [[12/86]] ist aus den verschiedensten indischen Motiven zusammengesetzt. Interessanterweise hat der Zeichner auch hierbei seiner Phantasie nicht völlig freien Lauf gelassen, sondern Details aus der bereits oben erwähnten Hochzeitstrage verwendet.
Zeile 169: Zeile 152:
<br clear=both>
<br clear=both>
{| align="left"
{| align="left"
-
| [[Bild:IVK-4b-detail-2.jpg|frame|Detail 3]]
+
| [[Bild:IVK-4b-detail-2.jpg|left|frame|Detail 3]]
|-
|-
-
| [[Bild:Mosaik 861202 detail 1.jpg|frame|Motiv 3]]
+
| [[Bild:Mosaik 861202 detail 1.jpg|left|frame|Motiv 3]]
|}
|}
Zeile 185: Zeile 168:
<br clear=both>
<br clear=both>
-
 
-
== Bildrezeption im Kapitel um die goldene Säule ==
 
=== Jagannath ===
=== Jagannath ===
Das Heft [[1/87]] wartet nicht nur mit einer erfreulich ausführlichen Einführung in die Geschichte von [[Orissa]] auf, sondern auch mit einigen wunderbaren Motiven der indischen Religiosität. Auf der Eröffnungsdoppelseite 2/3 findet sich so neben einer Karte von Orissa, [[Bihar]] und [[Bengalen]] ein Bildnis des Gottes [[Jagganath]] (oder Jagannath). Dieses ist bis ins kleinste Detail nach einer Abbildung aus der ''IVK'' gestaltet (S. 82, Abb. 117). Das Vorbild ist eine bemalte Holzfigur aus [[Puri]], dem Zentrum des Jagannathkultes.
Das Heft [[1/87]] wartet nicht nur mit einer erfreulich ausführlichen Einführung in die Geschichte von [[Orissa]] auf, sondern auch mit einigen wunderbaren Motiven der indischen Religiosität. Auf der Eröffnungsdoppelseite 2/3 findet sich so neben einer Karte von Orissa, [[Bihar]] und [[Bengalen]] ein Bildnis des Gottes [[Jagganath]] (oder Jagannath). Dieses ist bis ins kleinste Detail nach einer Abbildung aus der ''IVK'' gestaltet (S. 82, Abb. 117). Das Vorbild ist eine bemalte Holzfigur aus [[Puri]], dem Zentrum des Jagannathkultes.
Zeile 206: Zeile 187:
<br clear=both>
<br clear=both>
=== Der Wandteppich ===
=== Der Wandteppich ===
-
Dass man der böse [[Statthalter von Bolangir|Statthalter]] der besetzten Provinz [[Bolangir]] ist, bedeutet ja noch lange nicht, dass man nicht die schönen Dinge des Lebens genießen dürfte. Deshalb sieht man im [[Zitadelle von Bolangir|Statthalterpalast]] neben einigen reizenden Damen auch ein schönes Beispiel der indischen Teppichknüpfkunst (Heft [[5/87]] S. 11). Das Teppichmuster geht auf eine Stickerei aus [[Bengalen]] zurück, die auf S. 231 in der ''IVK'' abgebildet ist (Abb. 321). Diese stellt einen stark stilisierten Tempelwagen dar. Der MOSAIK-Teppich ist eine sehr freie Bearbeitung des Originalmotivs, doch die wesentlichen Übereinstimmungen kann man gut erkennen (Körperhaltung der Figuren, Kreise unten, Bögen oben, Kastenmuster in der Mitte, wellenförmiges Randornament u.a.m.).
+
Dass man der böse [[Statthalter von Bolangir|Statthalter]] der besetzten Provinz [[Bolangir]] ist, bedeutet ja noch lange nicht, dass man nicht die schönen Dinge des Lebens genießen dürfte. Deshalb sieht man im [[Statthalterpalast von Bolangir|Statthalterpalast]] neben einigen reizenden Damen auch ein schönes Beispiel der indischen Teppichknüpfkunst (Heft [[5/87]] S. 11). Das Teppichmuster geht auf eine Stickerei aus [[Bengalen]] zurück, die auf S. 231 in der ''IVK'' abgebildet ist (Abb. 321). Diese stellt einen stark stilisierten Tempelwagen dar. Der MOSAIK-Teppich ist eine sehr freie Bearbeitung des Originalmotivs, doch die wesentlichen Übereinstimmungen kann man gut erkennen (Körperhaltung der Figuren, Kreise unten, Bögen oben, Kastenmuster in der Mitte, wellenförmiges Randornament u.a.m.).
{| align="left"
{| align="left"
Zeile 214: Zeile 195:
<br clear=both>
<br clear=both>
-
 
=== Die Harfe ===
=== Die Harfe ===
-
Um sich von den nervigen Regierungsgeschäften zu entspannen, sucht der [[Statthalter von Bolangir|Statthalter]] die Nähe von Musik. Dazu hat er zwei Künstlerinnen engagiert: Die eine spielt die Sitar, die andere die [[Harfe]] (Heft [[10/87]] S. 10). Für letzteres Instrument hat die MOSAIK-Zeichnerin ([[Irmtraut Winkler-Wittig]]) eine Vorlage aus ''IVK'' genutzt (S. 88, Abb. 126).
+
Um sich von den nervigen Regierungsgeschäften zu entspannen, sucht der [[Statthalter von Bolangir|Statthalter]] die Nähe von Musik. Dazu hat er zwei Künstlerinnen engagiert: Die eine spielt die Sitar, die andere die Harfe (Heft [[10/87]] S. 10). Für letzteres Instrument hat die MOSAIK-Zeichnerin ([[Lona Rietschel]]) eine Vorlage aus ''IVK'' genutzt (S. 88, Abb. 126).
{| align="left"
{| align="left"
-
| [[Bild:Mosaik 871010 kl.jpg|frame|Harfe und Harfenistin]]
+
| [[Bild:Mosaik 871010 kl.jpg|frame|Harfe und Harfistin]]
| [[Bild:IVK-10-kl.jpg|frame|Das Vorbild (für die Harfe, wohlgemerkt)]]
| [[Bild:IVK-10-kl.jpg|frame|Das Vorbild (für die Harfe, wohlgemerkt)]]
|}
|}
Zeile 225: Zeile 205:
<br clear=both>
<br clear=both>
-
== Bildrezeption in der Orang-Laut-Serie ==
+
=== Vidusaka ===
-
Die [[Abrafaxe]] und [[Alexander Papatentos]] reisen zu den [[Orang Laut]], um die entführte [[orissa]]nische Prinzessin [[Tschandra]] zu befreien. In Heft [[5/88]] S. 10/11 finden [[Abrax]] und [[Brabax]] in einer [[Bungalow des Chefs der Orang Laut|abgelegenen Hütte]], in der der [[Chef der Orang Laut]] sein Diebesgut hortet, den persönlichen Hausrat der Prinzessin. Für diese Gegenstände dienten wieder Abbildungen aus der ''IVK'' als Vorlage, und zwar drei bereits bekannte und zwei neue.
+
-
 
+
-
=== Die Akrobatenlampe, die Kuhkanne und die Harfe ===
+
-
Für diese drei Objekte wurden Vorlagen zum zweiten (bzw. gar zum dritten) Mal umgesetzt:
+
-
 
+
-
{| align="left"
+
-
| [[Bild:Mosaik 880510.jpg|frame|Im Vordergrund: Die Akrobatenlampe II]]
+
-
| [[Bild:IVK-2-kl.gif|frame|Das Vorbild]]
+
-
|}
+
-
<br clear=both>
+
-
{| align="left"
+
-
| [[Bild:Mosaik 880511-2.jpg|frame|Kuhkanne ''reloaded'']]
+
-
| [[Bild:IVK-5-kl.jpg|frame|Das zum dritten Mal verwandte Vorbild]]
+
-
|}
+
-
<br clear=both>
+
-
{| align="left"
+
-
| [[Bild:Mosaik 880511-4.jpg|frame|Harfe die Zweite]]
+
-
| [[Bild:IVK-10-kl.jpg|frame|Das Vorbild]]
+
-
|}
+
-
 
+
-
<br clear=both>
+
-
=== Die Glöckchenkanne und der Porzellanelefant ===
+
-
Die Glöckchenkanne und der [[Porzellanelefant]] hingegen finden sich das erste Mal im MOSAIK. Die Kanne ist im Original aus Kupfer und stammt aus Madhya Pradesh (''IVK'' S. 77, Abb. 113).
+
-
 
+
-
{| align="left"
+
-
| [[Bild:Mosaik 880511-1.jpg|frame|Die Glöckchenkanne]]
+
-
| [[Bild:IVK-18-kl.jpg|frame|Das Vorbild]]
+
-
|}
+
-
 
+
-
<br clear=both>
+
-
Der Porzellanelefant ist eigentlich eine mannshohe Jaina-Holzschnitzerei aus dem 19. Jahrhundert (''IVK'' S. 146, Abb. 225). Im MOSAIK spielt er als Versteck für einen Schlüssel eine wichtige Rolle.
+
-
 
+
-
{| align="left"
+
-
| [[Bild:Mosaik 880511-3.jpg|frame|Der Porzellanelefant]]
+
-
| [[Bild:IVK-19-kl.jpg|frame|Das Vorbild]]
+
-
| [[Bild:Mosaik 880510.jpg|frame|Hinter dem Akrobaten: Elefant auf Schemel]]
+
-
|}
+
-
 
+
-
<br clear=both>
+
-
 
+
-
== Mögliche inhaltliche Inspiration: Vidusaka ==
+
Neben der gesamten visuellen Rezeption könnte ein Textabschnitt am Ende der ''IVK'' (S. 297) inspirierend für den Autor des [[MOSAIK]], [[Lothar Dräger]], gewirkt haben:
Neben der gesamten visuellen Rezeption könnte ein Textabschnitt am Ende der ''IVK'' (S. 297) inspirierend für den Autor des [[MOSAIK]], [[Lothar Dräger]], gewirkt haben:
-
{{Zitat|Als die ausführenden Personen des indischen Schattenspiels werden die Killekyatas genannt, die, ursprünglich aus Maharashtra stammend, nach dem Süden gezogen sein sollen. Killekyata (auch Kilikayata) in Karnataka oder Killekothu in Andhra Pradesh ist vermutlich eine Leitfigur, namensgebend für die umherziehenden Schausteller. Es handelt sich um einen böswilligen Kobold, der sich vor seiner Gefährtin Bangaraka (Bangrakka) fürchtet und ihr zu entfliehen sucht, dabei als ein führender Vorsprecher für die nachfolgende Aufführung, als eine komische Figur in Erscheinung tritt. '''Bekanntlich kennt auch das indische klassische Theater die Gestalt des ''vidusaka'', des Spaßmachers.'''}}
+
<div style="background:#f7f8ff;border:1px solid #8888aa;border-collapse:collapse;margin:10px 0;padding:5px;font-family:monospace;font-size:95%;">
 +
"Als die ausführenden Personen des indischen Schattenspiels werden die Killekyatas genannt, die, ursprünglich aus Maharashtra stammend, nach dem Süden gezogen sein sollen. Killekyata (auch Kilikayata) in Karnataka oder Killekothu in Andhra Pradesh ist vermutlich eine Leitfigur, namensgebend für die umherziehenden Schausteller. Es handelt sich um einen böswilligen Kobold, der sich vor seiner Gefährtin Bangaraka (Bangrakka) fürchtet und ihr zu entfliehen sucht, dabei als ein führender Vorsprecher für die nachfolgende Aufführung, als eine komische Figur in Erscheinung tritt. '''Bekanntlich kennt auch das indische klassische Theater die Gestalt des ''vidusaka'', des Spaßmachers.'''"</div>
Möglicherweise kam er hierdurch auf die Idee, den [[Spaßmacher]] [[Vidusaka]] in die Handlung einzubauen.
Möglicherweise kam er hierdurch auf die Idee, den [[Spaßmacher]] [[Vidusaka]] in die Handlung einzubauen.
Zeile 277: Zeile 217:
[[Kategorie:Quelle (Sachbuch)]]
[[Kategorie:Quelle (Sachbuch)]]
-
[[Kategorie:Alexander-Papatentos-Serie (Quelle)]]
 

Bitte kopieren Sie keine Webseiten, die nicht Ihre eigenen sind, benutzen Sie keine urheberrechtlich geschützten Werke ohne Erlaubnis des Copyright-Inhabers!

Sie geben uns hiermit ihre Zusage, dass Sie den Text selbst verfasst haben, dass der Text Allgemeingut (public domain) ist, oder dass der Copyright-Inhaber seine Zustimmung gegeben hat. Falls dieser Text bereits woanders veröffentlicht wurde, weisen Sie bitte auf der Diskussion-Seite darauf hin. Bitte beachten Sie, dass das Nutzungsrecht für alle MosaPedia-Beiträge und Beitragsänderungen automatisch auf die MosaPedia übergeht. Falls Sie nicht möchten, dass Ihre Arbeit hier von anderen verändert und verbreitet wird, dann drücken Sie nicht auf "Speichern".


Abbrechen | Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)

Folgende Vorlagen werden von dieser Seite verwendet:

Persönliche Werkzeuge