Bearbeiten von Hodscha Nasreddin

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[[bild:Hodscha.jpg|right|frame|Der Hodscha Nasreddin]]
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[[bild:Hodscha figurine.jpg|right|frame|[[Figurine]] von [[Jörg Reuter]]]]
 
Der '''Hodscha Nasreddin''' ist ein anatolischer Schalk und Volksheld. Er tritt zum Ende der [[Don-Ferrando-Serie]] und zu Beginn der [[Alexander-Papatentos-Serie]] auf.  
Der '''Hodscha Nasreddin''' ist ein anatolischer Schalk und Volksheld. Er tritt zum Ende der [[Don-Ferrando-Serie]] und zu Beginn der [[Alexander-Papatentos-Serie]] auf.  
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== Hodscha Nasreddin im MOSAIK ==
== Hodscha Nasreddin im MOSAIK ==
[[bild:Hodscha_Nasreddin_1.jpg|right|frame|Der Hodscha als Marionette in Heft [[1/76]]]]
[[bild:Hodscha_Nasreddin_1.jpg|right|frame|Der Hodscha als Marionette in Heft [[1/76]]]]
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Der Hodscha gehört in [[Lothar Dräger]]s [[Spaßmacher]]-Konzept, das er den ersten Abenteuern der [[Abrafaxe]] unterlegte. Außerdem wirkten einige seiner Schwänke als Inspiration für die [[MOSAIK]]-Handlung; so z.B. für den Streich, den die [[Digedags]] im [[Berlin-Kapitel]] der [[Erfinder-Serie]] der [[Eierfrau am  Molkenmarkt]] spielen.
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Der Hodscha gehört in [[Lothar Dräger]]s [[Spaßmacher]]-Konzept, das er den ersten Abenteuern der Abrafaxe unterlegte. Außerdem wirkten einige seiner Schwänke als Inspiration für die MOSAIK-Handlung; so z.B. für den Streich, den die [[Digedags]] im [[Berlin-Kapitel]] der [[Erfinder-Serie]] der [[Eierfrau am  Molkenmarkt]] spielen.
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Hodscha Nasreddins Darstellung im MOSAIK lässt sich in drei Teile gliedern. Erstens gab es eine Reihe von Ankündigungen in Wort und Bild, dass er irgendwann als Begleiter der Abrafaxe erscheinen würde. Dabei ist die Variabilität seines Äußeren beachtlich. Sein eigentlicher Auftritt erfolgte - zweitens - zunächst als junger Mann in einer Erzählung eines [[Orientalischer Märchenerzähler|orientalischen Märchenerzählers]] in Heft [[4/83]].[[bild:Hodscha_Nasreddin_0.jpg|left|frame|Hodscha Nasreddin auf der Rückseite von [[Mosaik von Hannes Hegen 229 - Als Gefangene der Pisaner|Heft 229]]]] Dieses Heft ist mit seinen der persischen Buchmalerei nachempfundenen ganzseitigen Bildern ein Höhepunkt der Mosaikgeschichte. Erst später, in den Heften [[10/83]] bis [[2/84]], hat - drittens - der inzwischen wesentlich ältere Hodscha seinen Hauptauftritt. Während des 1983er Jahrgangs werden im Mosaik dabei Episoden geschildert, die tatsächlich der alten Märchenfigur des Hodscha Nasreddin zugehören (vgl. unten).
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Hodscha Nasreddins Darstellung im MOSAIK lässt sich in drei Teile gliedern. Erstens gab es eine Reihe von Ankündigungen in Wort und Bild, dass er irgendwann als Begleiter der Abrafaxe erscheinen würde. Dabei ist die Variabilität seines Äußeren beachtlich. Sein eigentlicher Auftritt erfolgte - zweitens - zunächst als junger Mann in einer Erzählung eines [[Orientalischer Märchenerzähler|orientalischen Märchenerzählers]] in Heft [[4/83]].[[bild:Hodscha_Nasreddin_0.jpg|left|frame|Hodscha Nasreddin auf der Rückseite von [[Mosaik von Hannes Hegen 229 - Als Gefangene der Pisaner|Heft 229]]]] Dieses Heft ist mit seinen der persischen Buchmalerei nachempfundenen ganzseitigen Bildern ein Höhepunkt der Mosaikgeschichte. Erst später, in den Heften [[10/83]] bis [[2/84]], hat - drittens - der inzwischen wesentlich ältere Hodscha seinen Hauptauftritt. Während des 1983er Jahrgangs werden im Mosaik dabei Episoden geschildert, die tatsächlich der alten Märchenfigur des Hodsch Nasreddin zugehören (vgl. unten).
=== Die Ankündigungen ===
=== Die Ankündigungen ===
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=== Hodscha Nasreddin als Märchenfigur ===
=== Hodscha Nasreddin als Märchenfigur ===
[[bild:Hodscha_Nasreddin_2.jpg|right|frame|Als junger Mann im Märchen]]
[[bild:Hodscha_Nasreddin_2.jpg|right|frame|Als junger Mann im Märchen]]
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Nach ihrer Ankunft in einer [[sarazenische Hafenstadt|sarazenischen Hafenstadt]] treffen die [[Abrafaxe]] während eines Basarbummels auf einen [[Orientalischer Märchenerzähler|Märchenerzähler]], der Geschichten vom Hodscha Nasreddin zum Besten gibt. Die drei Kobolde lauschen begeistert:
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Nach ihrer Ankunft in einer [[sarazenische Hafenstadt|sarazenischen Hafenstadt]] treffen die [[Abrafaxe]] während eines Basarbummels auf einen [[Orientalischer Märchenerzähler|Märchenerzähler]], der Geschichten vom Hodscha Nasreddin zum besten gibt. Die drei Kobolde lauschen begeistert:
:Einst riss der [[Tumals Falke|Falke]] des Fürsten [[Tumal Garniz]] das [[Huhn Alzira|Lieblingshuhn]] des Hodschas. Der Fürst wollte Nasreddin aber nicht entschädigen, sondern erklärte das Huhn lachend zur Jagdbeute seines Falken, wofür er ja nichts könne. Als sich daher kurze Zeit später ein [[Nasreddins Rabe|zerzauster Rabe]], den der Hodscha zwei streitenden [[zwei sich um einen Raben zankende Jungen|Lausejungen]] abgenommen hatte, auf einem weidenden [[Tumals Ochse|Ochsen]] des Fürsten niederließ, betrachtete Nasreddin diesen als rechtmäßige Beute; am Abend gab's Ochsenbraten im Dorf.
:Einst riss der [[Tumals Falke|Falke]] des Fürsten [[Tumal Garniz]] das [[Huhn Alzira|Lieblingshuhn]] des Hodschas. Der Fürst wollte Nasreddin aber nicht entschädigen, sondern erklärte das Huhn lachend zur Jagdbeute seines Falken, wofür er ja nichts könne. Als sich daher kurze Zeit später ein [[Nasreddins Rabe|zerzauster Rabe]], den der Hodscha zwei streitenden [[zwei sich um einen Raben zankende Jungen|Lausejungen]] abgenommen hatte, auf einem weidenden [[Tumals Ochse|Ochsen]] des Fürsten niederließ, betrachtete Nasreddin diesen als rechtmäßige Beute; am Abend gab's Ochsenbraten im Dorf.
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Dort berichtet Alex Papatentos seinen vier Zuhörern vom Raub des [[Schild des Königs Poros|Schildes des Poros]] und bittet den Hodscha um Unterstützung. Dieser hat jedoch "keine Zeit für so etwas" und schwatzt dem Griechen die Abrafaxe auf. Hals über Kopf und praktisch grußlos verlassen diese mit ihrem neuen Begleiter den Hodscha Nasreddin, nach dem sie sich so lange gesehnt hatten.
Dort berichtet Alex Papatentos seinen vier Zuhörern vom Raub des [[Schild des Königs Poros|Schildes des Poros]] und bittet den Hodscha um Unterstützung. Dieser hat jedoch "keine Zeit für so etwas" und schwatzt dem Griechen die Abrafaxe auf. Hals über Kopf und praktisch grußlos verlassen diese mit ihrem neuen Begleiter den Hodscha Nasreddin, nach dem sie sich so lange gesehnt hatten.
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==== Nachklang in Fancomic und Fanfiction====
 
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Im [[Fancomic]] [[Hodscha hodscha reiter]] - erschienen als Umschlaggestaltung des [[Fanzine]]s ''[[mosa-icke 18]]'' - erlebt der Hodscha zusammen mit [[Digedag]] ein weiteres skurriles Abenteuer (Marzolph 470, Wesselski 541).
 
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Im Roman ''[[Die goldene Rübe]]'' hat sich [[Ritter Runkel]] in [[Bagdad]] verlaufen. Anstatt nach dem Weg zum [[Bab al-Halba]] zu fragen oder sich anderweitig Gedanken zu machen, entscheidet sich der Ritter einfach für die bequemste Straße; diese führt ihn natürlich in die völlig falsche Richtung. Diese Episode erinnert an den Schwank von Hodscha Nasreddin, der einen im Haus verlorenen Ring auf der Straße sucht, weil es dort heller ist (Marzolph 280, Wesselski 184):
 
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{{Zitat|Einmal verließ der Hodscha sein Haus und begann auf der Straße etwas zu suchen. Seine Frau sah das und fragte ihn: „Was suchst du, Hodscha?" - Er antwortete: „Ich habe meinen Ring verloren; jetzt suche ich ihn." - Sie fragte weiter: „Wo hast du ihn denn verloren?" - Der Hodscha antwortete: „Drinnen im Hause habe ich ihn fallen lassen." - „Ja, warum suchst du dann heraußen?" - „Drinnen ists finster und heraußen licht. Wollte nur Gott, daß ich ihn schon wieder gefunden hätte!"}}
 
== Hintergründe ==
== Hintergründe ==
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(''Marzolph Nr. 222, Wesselski Nr. 262, zwischen 16. und 19. Jhd.'')
(''Marzolph Nr. 222, Wesselski Nr. 262, zwischen 16. und 19. Jhd.'')
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{{Zitat|Eines Tages ging Nasreddin Hodscha mit seinem Schüler auf die Jagd. Er hatte einen Falken auf der Hand, den ließen sie fliegen, und der Vogel setzte sich auf einen Ochsen. Sogleich befestigte der Hodscha ein Seil am Hals des Ochsen, nahm ihn mit zu sich und band ihn dort fest. Als der Eigentümer des Tieres den Ochsen suchte, fand er ihn beim Hodscha und sagte: "Dieser Ochse gehört mir. Warum hast du ihn hier angebunden?" - "Du Dummkopf," entgegnete der Hodscha, "mein Falke hat ihn gebeizt. Jetzt gehört er mir als Jagdbeute."<br>
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Eines Tages ging Nasreddin Hodscha mit seinem Schüler auf die Jagd. Er hatte einen Falken auf der Hand, den ließen sie fliegen, und der Vogel setzte sich auf einen Ochsen. Sogleich befestigte der Hodscha ein Seil am Hals des Ochsen, nahm ihn mit zu sich und band ihn dort fest. Als der Eigentümer des Tieres den Ochsen suchte, fand er ihn beim Hodscha und sagte: "Dieser Ochse gehört mir. Warum hast du ihn hier angebunden?" - "Du Dummkopf," entgegnete der Hodscha, "mein Falke hat ihn gebeizt. Jetzt gehört er mir als Jagdbeute."<br>
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Zusammen gingen sie vor den Richter und erläuterten ihm die Angelegenheit. Der Richter rief: "Hodscha! Kann denn ein Falke einen Ochsen schlagen?" - "Es ist doch sicher erlaubt, ein Kamel zu jagen", entgegnete der Hodscha. "Und sollte denn zwischen einem Tier und einem anderen mehr Unterschied sein als zwischen ihnen und dir?"}}
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Zusammen gingen sie vor den Richter und erläuterten ihm die Angelegenheit. Der Richter rief: "Hodscha! Kann denn ein Falke einen Ochsen schlagen?" - "Es ist doch sicher erlaubt, ein Kamel zu jagen", entgegnete der Hodscha. "Und sollte denn zwischen einem Tier und einem anderen mehr Unterschied sein als zwischen ihnen und dir?"
[[Bild:Hodscha Miniatur.jpg|right|frame|Der Hodscha in einer Miniatur aus dem 17. Jahrhundert]]
[[Bild:Hodscha Miniatur.jpg|right|frame|Der Hodscha in einer Miniatur aus dem 17. Jahrhundert]]
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(''Marzolph Nr. 364, Wesselski Nr. 70, 19. Jhd.'')
(''Marzolph Nr. 364, Wesselski Nr. 70, 19. Jhd.'')
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{{Zitat|Zur Zeit des Nasreddin Hodscha lebten drei christliche Mönche, die waren ausgezeichnet in jeder Wissenschaft und zogen durch die Welt. Auf ihrer Reise kamen sie auch in das Reich des Sultans Ala'addin, der sie einlud, den islamischen Glauben anzunehmen. Die drei antworteten: "Wir haben jeder von uns eine Frage. Könnt Ihr sie beantworten, so wollen wir Eurem Glauben beitreten." Und so einigte man sich.<br>
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Zur Zeit des Nasreddin Hodscha lebten drei christliche Mönche, die waren ausgezeichnet in jeder Wissenschaft und zogen durch die Welt. Auf ihrer Reise kamen sie auch in das Reich des Sultans Ala'addin, der sie einlud, den islamischen Glauben anzunehmen. Die drei antworteten: "Wir haben jeder von uns eine Frage. Könnt Ihr sie beantworten, so wollen wir Eurem Glauben beitreten." Und so einigte man sich.<br>
Sogleich versammelte Sultan Ala'addin alle seine Weisen und Ältesten des Reiches, aber von ihnen allen war keiner imstande, die Antworten zu geben. Sultan Ala'addin geriet in Zorn und rief: "Ja, findet sich denn in diesem meinem Reich kein einziger, der ihnen Antwort geben könnte!" Und darüber war er sehr betrübt. Da sagte einer: "Vielleicht kann der Hodscha Nasreddin auf diese Fragen, die sonst niemand zu lösen vermag, Antwort geben." Sogleich erteilte der Herrscher den Befehl, und ein Bote wurde zu Nasreddin gesandt. Der machte sich eilig auf den Weg, traf den Hodscha und richtete ihm den Befehl seines Herrn aus. Zur selben Stunde sattelte Nasreddin seinen Esel, nahm seinen Stab zur Hand, bestieg den Esel, befahl dem Boten, ihm voran zu reiten, und kam geradewegs in den Palast des Sultans Ala'addin.<br>
Sogleich versammelte Sultan Ala'addin alle seine Weisen und Ältesten des Reiches, aber von ihnen allen war keiner imstande, die Antworten zu geben. Sultan Ala'addin geriet in Zorn und rief: "Ja, findet sich denn in diesem meinem Reich kein einziger, der ihnen Antwort geben könnte!" Und darüber war er sehr betrübt. Da sagte einer: "Vielleicht kann der Hodscha Nasreddin auf diese Fragen, die sonst niemand zu lösen vermag, Antwort geben." Sogleich erteilte der Herrscher den Befehl, und ein Bote wurde zu Nasreddin gesandt. Der machte sich eilig auf den Weg, traf den Hodscha und richtete ihm den Befehl seines Herrn aus. Zur selben Stunde sattelte Nasreddin seinen Esel, nahm seinen Stab zur Hand, bestieg den Esel, befahl dem Boten, ihm voran zu reiten, und kam geradewegs in den Palast des Sultans Ala'addin.<br>
Er stellte sich dem Herrscher vor und entbot ihm seinen Gruß. Der Herrscher erwiderte den Gruß und forderte ihn auf, sich zu setzen. Der Hodscha setzte sich, wünschte ihm den Segen Gottes und sprach: "Ihr habt mich rufen lassen. Was ist nun Euer Befehl?" Sultan Ala'addin trug sein Anliegen vor, und der Meister wandte sich an die Mönche: "Was habt ihr für Fragen?"<br>
Er stellte sich dem Herrscher vor und entbot ihm seinen Gruß. Der Herrscher erwiderte den Gruß und forderte ihn auf, sich zu setzen. Der Hodscha setzte sich, wünschte ihm den Segen Gottes und sprach: "Ihr habt mich rufen lassen. Was ist nun Euer Befehl?" Sultan Ala'addin trug sein Anliegen vor, und der Meister wandte sich an die Mönche: "Was habt ihr für Fragen?"<br>
Nun trat der erste Mönch hervor und sagte: "Meine Frage, werter Herr, heißt: Wo ist der Mittelpunkt der Welt?" Der Hodscha stieg von seinem Esel ab, zeigte mit seinem Stab auf den Vorderfuß des Esels und sagte: "Hier, wo der Fuß meines Esels steht, ist der Mittelpunkt der Welt!" Der Mönch fragte: "Woher weißt du das?" Und der Hodscha erwiderte: "Wenn du es nicht glaubst, dann miss es nach! Sollte es nicht stimmen, so teil es uns mit!"<br>
Nun trat der erste Mönch hervor und sagte: "Meine Frage, werter Herr, heißt: Wo ist der Mittelpunkt der Welt?" Der Hodscha stieg von seinem Esel ab, zeigte mit seinem Stab auf den Vorderfuß des Esels und sagte: "Hier, wo der Fuß meines Esels steht, ist der Mittelpunkt der Welt!" Der Mönch fragte: "Woher weißt du das?" Und der Hodscha erwiderte: "Wenn du es nicht glaubst, dann miss es nach! Sollte es nicht stimmen, so teil es uns mit!"<br>
Dann trat der zweite der Mönche hervor und fragte: "Wieviele Sterne befinden sich am Himmel?" Der Hodscha antwortete: "Soviel, wie mein Esel Haare hat, ebenso viele Sterne sind es." - "Woher weißt du das?" - "Wenn du es nicht glaubst, so komm her und zähle es nach! Findest du, dass es nicht stimmt, so teil es uns mit!" Der Mönch warf ein: "Lassen sich denn die Haare auf deinem Esel zählen?" Aber der Hodscha erwiderte nur: "Lassen sich denn die Sterne zählen?"<br>
Dann trat der zweite der Mönche hervor und fragte: "Wieviele Sterne befinden sich am Himmel?" Der Hodscha antwortete: "Soviel, wie mein Esel Haare hat, ebenso viele Sterne sind es." - "Woher weißt du das?" - "Wenn du es nicht glaubst, so komm her und zähle es nach! Findest du, dass es nicht stimmt, so teil es uns mit!" Der Mönch warf ein: "Lassen sich denn die Haare auf deinem Esel zählen?" Aber der Hodscha erwiderte nur: "Lassen sich denn die Sterne zählen?"<br>
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Nun trat der der dritte der Mönche hervor und sagte: "Wenn du auf meine Frage die Antwort weißt, dann werden wir uns alle drei bekehren lassen!" Nasreddin entgegnete: "Rede und lass mich hören!" - "Nun, Meister," fragte der Mönch. "Wieviele Haare hat mein Bart?" - "Zähl nach", entgegnete der Hodscha. "Es sind genauso viele, wie sich im Schwanz meines Esels befinden." - "Und woher weiß man das?" - "Bei meiner Seele! Wenn du es nicht glaubst, so komm her und zähl nach!" Und als der Mönch mit dem Vorschlag nicht einverstanden war, erklärte der Hodscha: "Wenn du nicht zufrieden bist, so komm her. Dann wollen wir immer ein Haar aus deinem Bart und ein Haar aus dem Schwanz meines Esels herausziehen und sehen, was dabei herauskommt." Da gab der Mönch sich geschlagen und bekannte sich zum islamischen Glauben. Zusammen mit seinen Gefährten bekannte er: "Ich bin gläubig geworden!" So traten auch die beiden anderen mit Herz und Seele dem islamischen Glauben bei, und alle drei waren fortan dem Hodscha ergeben.}}
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Nun trat der der dritte der Mönche hervor und sagte: "Wenn du auf meine Frage die Antwort weißt, dann werden wir uns alle drei bekehren lassen!" Nasreddin entgegnete: "Rede und lass mich hören!" - "Nun, Meister," fragte der Mönch. "Wieviele Haare hat mein Bart?" - "Zähl nach", entgegnete der Hodscha. "Es sind genauso viele, wie sich im Schwanz meines Esels befinden." - "Und woher weiß man das?" - "Bei meiner Seele! Wenn du es nicht glaubst, so komm her und zähl nach!" Und als der Mönch mit dem Vorschlag nicht einverstanden war, erklärte der Hodscha: "Wenn du nicht zufrieden bist, so komm her. Dann wollen wir immer ein Haar aus deinem Bart und ein Haar aus dem Schwanz meines Esels herausziehen und sehen, was dabei herauskommt." Da gab der Mönch sich geschlagen und bekannte sich zum islamischen Glauben. Zusammen mit seinen Gefährten bekannte er: "Ich bin gläubig geworden!" So traten auch die beiden anderen mit Herz und Seele dem islamischen Glauben bei, und alle drei waren fortan dem Hodscha ergeben.
==== Das Gewicht der Katze ====
==== Das Gewicht der Katze ====
(''Marzolph Nr. 441, Wesselski Nr. 348, 19./20. Jhd.'')
(''Marzolph Nr. 441, Wesselski Nr. 348, 19./20. Jhd.'')
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{{Zitat|Eines Tages kam Nasreddin Hodscha mit einem ausgesucht schönen Stück Fleisch vom Markt zurück. Er stellte sich schon vor, wie lecker es schmecken würde und konnte sich kaum bis zur Essenszeit gedulden. Er gab es seiner Frau zur Zubereitung, dann ging er in die benachbarte Teestube, rauchte eine Wasserpfeife, trank einen [[Tee]] und entspannte sich etwas vor der Mahlzeit.<br>
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Eines Tages kam Nasreddin Hodscha mit einem ausgesucht schönen Stück Fleisch vom Markt zurück. Er stellte sich schon vor, wie lecker es schmecken würde und konnte sich kaum bis zur Essenszeit gedulden. Er gab es seiner Frau zur Zubereitung, dann ging er in die benachbarte Teestube, rauchte eine Wasserpfeife, trank einen [[Tee]] und entspannte sich etwas vor der Mahlzeit.<br>
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In der Zwischenzeit hatte seine Frau das Fleisch zerkleinert, die Stückchen auf Spieße gesteckt und alle ihre Freundinnen zu gegrilltem Fleisch eingeladen. Gerade nachdem die Gäste fort waren, kam der Hodscha zurück. Er traute seinen Augen nicht, als er zum Abendbrot nur eine Schale mit Suppe vorgesetzt bekam. "Wo ist das Fleisch?" fragte er, und seine Frau antwortete: "Die Katze hat es gegessen!" - "Aber ich habe doch ein ganzes Kilo Fleisch gekauft!" Gleich ging er hin und nahm die Katze, die eigentlich eine sehr dünne Katze war, nahm eine Waage, wog sie und rief: "Sie wiegt genau ein Kilo! Wenn das also die Katze ist, wo ist dann das Fleisch? Und wenn das das Fleisch ist, wo ist dann die Katze?"}}
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In der Zwischenzeit hatte seine Frau das Fleisch zerkleinert, die Stückchen auf Spieße gesteckt und alle ihre Freundinnen zu gegrilltem Fleisch eingeladen. Gerade nachdem die Gäste fort waren, kam der Hodscha zurück. Er traute seinen Augen nicht, als er zum Abendbrot nur eine Schale mit Suppe vorgesetzt bekam. "Wo ist das Fleisch?" fragte er, und seine Frau antwortete: "Die Katze hat es gegessen!" - "Aber ich habe doch ein ganzes Kilo Fleisch gekauft!" Gleich ging er hin und nahm die Katze, die eigentlich eine sehr dünne Katze war, nahm eine Waage, wog sie und rief: "Sie wiegt genau ein Kilo! Wenn das also die Katze ist, wo ist dann das Fleisch? Und wenn das das Fleisch ist, wo ist dann die Katze?"
[[Bild:Eierfrau Molkenmarkt.jpg|left|frame|Der Hodscha Nasreddin in eher ungewohnter Form]]
[[Bild:Eierfrau Molkenmarkt.jpg|left|frame|Der Hodscha Nasreddin in eher ungewohnter Form]]
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(''Marzolph Nr. 570, Wesselski Nr. 409, 20. Jhd.'')
(''Marzolph Nr. 570, Wesselski Nr. 409, 20. Jhd.'')
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{{Zitat|Si Djeh'a war mit einem Eierhändler verfeindet. Eines Tages ging Si Djeh'a zum Markt, wo er seinen Feind traf. Indem er zu ihm ging, sagte er: "Du hast schöne Eier da!" - "Spaß beiseite!" entgegnete der andere. "Wenn du kaufen willst, kauf. Wenn nicht, geh!" Da kaufte Djeh'a zwei Eier, und in jedes der Eier tat er vorsichtig ein Goldstück. Dann sagte er seinem Feind: "Hör einmal zu. Ich möchte jetzt mit dir Frieden schließen, und deshalb werde ich dir einen guten Ratschlag geben." Der Händler entgegnete: "Lass hören, sprich!" - "Verkaufe diese Eier nicht", riet ihm Djeh'a. "Sie enthalten alle ein Goldstück!" - "Verschwinde!" rief der Händler. "Du lügst!" - "Ich soll lügen?" meinte Djeh'a. "Nun gut, dann schau her!" Und damit zerbrach er die zwei Eier, die er gerade gekauft hatte. Der Händler war ganz erstaunt, als er die zwei Goldstücke aus den Eiern kommen sah. Dann steckte Djeh'a das Geld ein und ging nach Hause.<br>
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Si Djeh'a war mit einem Eierhändler verfeindet. Eines Tages ging Si Djeh'a zum Markt, wo er seinen Feind traf. Indem er zu ihm ging, sagte er: "Du hast schöne Eier da!" - "Spaß beiseite!" entgegnete der andere. "Wenn du kaufen willst, kauf. Wenn nicht, geh!" Da kaufte Djeh'a zwei Eier, und in jedes der Eier tat er vorsichtig ein Goldstück. Dann sagte er seinem Feind: "Hör einmal zu. Ich möchte jetzt mit dir Frieden schließen, und deshalb werde ich dir einen guten Ratschlag geben." Der Händler entgegnete: "Lass hören, sprich!" - "Verkaufe diese Eier nicht", riet ihm Djeh'a. "Sie enthalten alle ein Goldstück!" - "Verschwinde!" rief der Händler. "Du lügst!" - "Ich soll lügen?" meinte Djeh'a. "Nun gut, dann schau her!" Und damit zerbrach er die zwei Eier, die er gerade gekauft hatte. Der Händler war ganz erstaunt, als er die zwei Goldstücke aus den Eiern kommen sah. Dann steckte Djeh'a das Geld ein und ging nach Hause.<br>
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Sogleich fing der Händler an, seine Eier zu zerbrechen, und zerschlug alle ohne Ausnahme. Da er kein weiteres Goldstück fand, schrie er: "Ebenso wie ich alle meine Eier zerbrochen habe, soll Gott die Augen von Si Djeh'a zerbrechen!"}}
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Sogleich fing der Händler an, seine Eier zu zerbrechen, und zerschlug alle ohne Ausnahme. Da er kein weiteres Goldstück fand, schrie er: "Ebenso wie ich alle meine Eier zerbrochen habe, soll Gott die Augen von Si Djeh'a zerbrechen!"
<br clear=both>
<br clear=both>
[[Bild:Hodscha Solowjow.jpg|right|frame|Titelbild der deutschen Ausgabe des Buches von Solowjow]]
[[Bild:Hodscha Solowjow.jpg|right|frame|Titelbild der deutschen Ausgabe des Buches von Solowjow]]
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*Ungarn: Naszreddin Hodzsa
*Ungarn: Naszreddin Hodzsa
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== Hodscha Nasreddin tritt in folgenden Publikationen auf ==
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== Hodscha Nasreddin tritt in folgenden Mosaikheften auf ==
  [[Mosaik von Hannes Hegen]]: [[Mosaik von Hannes Hegen 229 - Als Gefangene der Pisaner|229]] als Vorschau
  [[Mosaik von Hannes Hegen]]: [[Mosaik von Hannes Hegen 229 - Als Gefangene der Pisaner|229]] als Vorschau
   
   
  [[Mosaik ab 1976]]: [[1/76]] als Marionette, in [[3/83]] erwähnt,
  [[Mosaik ab 1976]]: [[1/76]] als Marionette, in [[3/83]] erwähnt,
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  echte Auftritte in [[4/83]], [[10/83]], [[11/83]], [[12/83]], [[1/84]], [[2/84]],
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  echte Auftritte in [[4/83]], [[10/83]], [[11/83]], [[12/83]], [[1/84]], [[2/84]]
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[[500]] und [[571]] (jeweils als [[Cameo]])
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[[Fancomic]]: [[hodscha hodscha reiter]]
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[[Kategorie:Don-Ferrando-Serie (Figur)]]
[[Kategorie:Don-Ferrando-Serie (Figur)]]
[[Kategorie:Alexander-Papatentos-Serie (Figur)]]
[[Kategorie:Alexander-Papatentos-Serie (Figur)]]
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[[Kategorie:Figur aus Märchen und Sage (Auftritt)]]
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[[Kategorie:Semifiktive Figur (Auftritt)]]
[[Kategorie:Spaßmacher]]
[[Kategorie:Spaßmacher]]
[[Kategorie:Techniker und Ingenieure]]
[[Kategorie:Techniker und Ingenieure]]
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[[Kategorie:Architekten und Baumeister]]
 
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[[Kategorie:Islamischer Geistlicher]]
 
[[Kategorie:Richter und Anwälte]]
[[Kategorie:Richter und Anwälte]]
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[[Kategorie:Archäologen und Historiker]]
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[[Kategorie:Gelehrte und Reisende]]
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[[Kategorie:Arabischer Denker]]
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[[Kategorie:Cameo]]
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[[Kategorie:Heimkehr aus dem Orient (Quelle)]]
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[[Kategorie:Quelle (Figur)]]
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