Bearbeiten von Mechthilds Visionen

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Das ist dann zuviel für sie und sie sinkt neben ihrer Schwester, der Oberin, nieder.
Das ist dann zuviel für sie und sie sinkt neben ihrer Schwester, der Oberin, nieder.
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Unter den anderen Nonnen entbrennt nun eine lebhafte Diskussion, inwieweit man den Visionen trauen könne und wie sie zu interpretieren seien. Insbesondere als die Abrafaxe [[Lüge|wahrheitswidrig]] behaupten, nicht aus Jerusalem zu stammen, sondern die erwarteten [[drei Merseburger Soldaten]] zu sein, muss man sich wohl oder übel damit abfinden, dass Mechthilds Visionen eher metaphorischer Natur sind und leider nicht zwangsläufig das [[Schlaraffenland]] auf Erden künden.
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Unter den anderen Nonnen entbrennt nun eine lebhafte Diskussion, inwieweit man den Visionen trauen könne und wie sie zu interpretieren seien. Insbesondere als die Abrafaxe [[Lüge|wahrheitswidrig]] behaupten, nicht aus Jerusalem zu stammen, sondern die erwarteten [[drei Merseburger Soldaten]] zu sein, muss man sich wohl oder übel damit abfinden, dass Mechthilds Visionen eher mystischer Natur sind und leider nicht zwangsläufig das [[Schlaraffenland]] auf Erden künden.
=== Zweiter Schub ===
=== Zweiter Schub ===
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=== Vierter Schub ===
=== Vierter Schub ===
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Während sich Johanna und die Abrafaxe langsam wieder dem Kloster St. Marien nähern, träumt der Mutter Oberin von der ehemaligen Magd. Auch Mechthild hat eine neue Vision beizusteuern, wobei sie nicht sagen kann, was das bedeuten soll:
 
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{{Zitat|Eine Taube stieg in den blauen Himmel, höher und höher. Kein Irdischer hat sie mehr gesehen.<br>Ein Habicht senkt sich herab. Stolz und stark. Aber mit dem Herz einer Taube. (IV)}}
 
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Die Deutung fällt allerdings nicht schwer: Mit der Taube und dem taubenherzigen Habicht ist natürlich Johanna gemeint, die sich auf ihrer langen Reise weiterentwickelt hat.
 
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=== Fünfter Schub ===
 
Anlässlich der Rückkehr von Johanna und den Abrafaxen ins Kloster wird Mechthild von neuerlichen Visionen heimgesucht. Im Gegensatz zu den früheren Schüben redet sie nun nicht mehr nur in Prosa, sondern auch mal in Holperversen:
Anlässlich der Rückkehr von Johanna und den Abrafaxen ins Kloster wird Mechthild von neuerlichen Visionen heimgesucht. Im Gegensatz zu den früheren Schüben redet sie nun nicht mehr nur in Prosa, sondern auch mal in Holperversen:
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{{Zitat|Aus der heiligen Stadt sind sie gekommen.<br>Sind durch die Zeit zu uns geschwommen.<br>Wie sie kamen, so werden sie gehen.<br>Niemals wieder werden wir sie sehen. (V.1)<br><br>Nah ist die Stunde, wo die Wege sich teilen.<br>Sie müssen gehen, dürfen nicht verweilen.<br>Die Wege des Herrn, wir kennen sie nicht.<br>Doch über allem brennt ewiges Licht. (V.2)}}
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{{Zitat|Aus der heiligen Stadt sind sie gekommen.<br>Sind durch die Zeit zu uns geschwommen.<br>Wie sie kamen, so werden sie gehen.<br>Niemals wieder werden wir sie sehen. (IV.1)<br><br>Nah ist die Stunde, wo die Wege sich teilen.<br>Sie müssen gehen, dürfen nicht verweilen.<br>Die Wege des Herrn, wir kennen sie nicht.<br>Doch über allem brennt ewiges Licht. (IV.2)}}
Dann legt sie sich erschöpft nieder; Califax sorgt sich zwar um sie und will ihr einen [[Melisse]]numschlag machen, doch findet die Oberin das nicht nötig. Anschließend wird von den Zeugen der Vision noch über die Bedeutung von "heilige Stadt" debattiert - die Oberin vermutet [[Rom]], Brabax berichtigt zu [[Jerusalem]] (hätte die Oberin bei den früheren Erscheinungen ihrer Schwester besser zugehört, wüsste sie das selbst).
Dann legt sie sich erschöpft nieder; Califax sorgt sich zwar um sie und will ihr einen [[Melisse]]numschlag machen, doch findet die Oberin das nicht nötig. Anschließend wird von den Zeugen der Vision noch über die Bedeutung von "heilige Stadt" debattiert - die Oberin vermutet [[Rom]], Brabax berichtigt zu [[Jerusalem]] (hätte die Oberin bei den früheren Erscheinungen ihrer Schwester besser zugehört, wüsste sie das selbst).
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Ein letztes Gesicht, diesmal wieder ungereimt, übermannt Mechthild kurz vor dem Abschied der Abrafaxe. Ob es sich auf den baldigen [[Zeitsprung]] bezieht, der wie immer in letzter Zeit von Lichteffekten begleitet wird, oder mehr im übertragenen Sinne auf Johanna, die ins Kloster eingetreten ist, bleibt im Ungefähren.
Ein letztes Gesicht, diesmal wieder ungereimt, übermannt Mechthild kurz vor dem Abschied der Abrafaxe. Ob es sich auf den baldigen [[Zeitsprung]] bezieht, der wie immer in letzter Zeit von Lichteffekten begleitet wird, oder mehr im übertragenen Sinne auf Johanna, die ins Kloster eingetreten ist, bleibt im Ungefähren.
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{{Zitat|Und siehe: Als die Zeit gekommen war, erschien ein Licht, das Rettung versprach. (V.3)}}
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{{Zitat|Und siehe: Als die Zeit gekommen war, erschien ein Licht, das Rettung versprach. (IV.3)}}
== Kleine Analyse ==
== Kleine Analyse ==
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Mechthilds Visionen sind stilistisch erfreulich vielfältig. Soweit überschaubar, kann man drei Kategorien unterscheiden: [[Bibel|Biblischer]] Stil (Visionen I.1, I.2, I.4, II, V.3), Reimstil (V.1, V.2), Sonstige (I.3, III, IV). Die Biblische Kategorie lässt sich nochmal unterteilen in die "Siehe"-Gruppe (Visionen I.1, I.2, V.3), die "Milch-und-Honig"-Gruppe (I.4) und die "Wahrlich"-Gruppe (II).
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Mechthilds Visionen sind stilistisch erfreulich vielfältig. Soweit überschaubar, kann man drei Kategorien unterscheiden: Biblischer Stil (Visionen I.1, I.2, I.4, II, IV.3), Reimstil (IV.1, IV.2), Sonstige (I.3, III). Die Biblische Kategorie lässt sich nochmal unterteilen in die "Siehe"-Gruppe (Visionen I.1, I.2, IV.3), die "Milch-und-Honig-Gruppe" (I.4) und die "Wahrlich"-Gruppe (II).
=== Und siehe! ===
=== Und siehe! ===
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Die Visionen der "Siehe"-Gruppe (I.1, I.2, V.3) werden mit der Floskel "Siehe" bzw. "Und siehe" eingeleitet. Vorbild dafür ist eine häufige Wendung in der Bibel nach Luther. Luthers Übersetzung "(Vnd) sihe" gibt das hebräische "(we) hine" ["הִנֵּ" / "וְהִנֵּ"] bzw. das griechische "(kai) idou" ["(καὶ) ἰδοὺ"] wieder.
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Die Visionen der "Siehe"-Gruppe (I.1, I.2, IV.3) werden mit der Floskel "Siehe" bzw. "Und siehe" eingeleitet. Vorbild dafür ist eine häufige Wendung in der Bibel nach Luther. Luthers Übersetzung "(Vnd) sihe" gibt das hebräische "(we) hine" ["הִנֵּ" / "וְהִנֵּ"] bzw. das griechische "(kai) idou" ["(καὶ) ἰδοὺ"] wieder.
Beispiel für das ''Alte Testament'':
Beispiel für das ''Alte Testament'':
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{{Zitat|Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? (Matthäus 7.4)}}
{{Zitat|Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? (Matthäus 7.4)}}
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Zwei der Visionen verdienen noch nähere Betrachtung. Zunächst I.2. Der Spruch von ihren Ohren und Augen, die Mechthild ihrer Schwester durch ihre Visionen verleihen würde, damit diese hören und sehen könne, könnte sein Vorbild in einer Aussage [[Jesus Christus|Jesu]] haben, worin er begründet, warum er mit seinen Jüngern in Gleichnissen redet (statt Tacheles):
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Zwei der Visionen verdienen noch nähere Betrachtung. Zunächst I.2. Der Spruch von ihren Ohren und Augen, die Mechthild ihrer Schwester durch ihre Visionen verleihen würde, damit diese hören und sehen könne, könnte sein Vorbild in einer Aussage Jesu haben, worin er begründet, warum er mit seinen Jüngern in Gleichnissen redet (statt Tacheles):
{{Zitat|Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht. (Matthäus 13.13)}}
{{Zitat|Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht. (Matthäus 13.13)}}
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Nun zur Sequenz "Als die Zeit gekommen war" in Vision V.3. Sie erinnert an ähnliche Passagen im ''Neuen Testament'', z.B. nach der Neuen Genfer Übersetzung:
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Nun zur Sequenz "Als die Zeit gekommen war" in Vision IV.3. Sie erinnert an ähnliche Passagen im ''Neuen Testament'', z.B. nach der Neuen Genfer Übersetzung:
{{Zitat|Acht Tage später, als die Zeit gekommen war, das Kind zu beschneiden, gab man ihm den Namen Jesus – den Namen, den der Engel genannt hatte, noch bevor Maria das Kind empfing. (Lukas 2.21)}}
{{Zitat|Acht Tage später, als die Zeit gekommen war, das Kind zu beschneiden, gab man ihm den Namen Jesus – den Namen, den der Engel genannt hatte, noch bevor Maria das Kind empfing. (Lukas 2.21)}}
=== Milch und Honig ===
=== Milch und Honig ===
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Zur "Milch-und-Honig"-Gruppe zählt nur die Prophezeiung I.4. Sie bezieht sich auf das Versprechen, das Gott Moses und dem ganzen Volk Israel am Berg Horeb machte:
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Zu "Milch-und-Honig"-Gruppe zählt nur die Prophezeiung I.4. Sie bezieht sich auf das Versprechen, das Gott Moses und dem ganzen Volk Israel am Berg Horeb machte:
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{{Zitat|und bin herniedergefahren, daß ich sie errette von der Ägypter Hand und sie ausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, an den Ort der Kanaaniter, [[Hethiter]], Amoriter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter. (2. Mose 3.8)}}
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{{Zitat|und bin herniedergefahren, daß ich sie errette von der Ägypter Hand und sie ausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, an den Ort der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter. (2. Mose 3.8)}}
Mechthilds Vision soll sicher nicht bedeuten, dass die [[Nonnen von St. Marien]] jetzt nach Kanaan aufbrechen müssten, sondern dass es ihnen solange richtig gut geht, wie die [[Abrafaxe]] da seien. Doch auch diese Deutung wird bekanntlich durch die [[Mutter Oberin]] bezweifelt.
Mechthilds Vision soll sicher nicht bedeuten, dass die [[Nonnen von St. Marien]] jetzt nach Kanaan aufbrechen müssten, sondern dass es ihnen solange richtig gut geht, wie die [[Abrafaxe]] da seien. Doch auch diese Deutung wird bekanntlich durch die [[Mutter Oberin]] bezweifelt.
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=== Reime ===
=== Reime ===
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Die poetischen Visionen V.1 und V.2 zeichnen sich durch ein einfaches AABB-Reimschema aus. Auf ein einheitliches Versmaß mit Hebungen und Senkungen hat Mechthild (bzw. "der, der alles weiß" und von dem ihre Visionen laut der ehrwürdigen Mutter Oberin stammen) dabei leider verzichtet.
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Die poetischen Visionen IV.1 und IV.2 zeichnen sich durch ein einfaches AABB-Reimschema aus. Auf ein einheitliches Versmaß mit Hebungen und Senkungen hat Mechthild (bzw. "der, der alles weiß" und von dem ihre Visionen laut der ehrwürdigen Mutter Oberin stammen) dabei leider verzichtet.
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Die Vision V.2 enthält zudem noch eine Anspielung auf die Bibel, allerdings sehr frei formuliert. "Die Wege des Herrn, wir kennen sie nicht" dürfte sich auf folgende Bibelstelle beziehen:
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Die Vision IV.2 enthält zudem noch eine Anspielung auf die Bibel, allerdings sehr frei formuliert. "Die Wege des Herrn, wir kennen sie nicht" dürfte sich auf folgende Bibelstelle beziehen:
{{Zitat|O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind sein Gerichte und unerforschlich seine Wege! (Römer 11.33)}}
{{Zitat|O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind sein Gerichte und unerforschlich seine Wege! (Römer 11.33)}}
=== Sonstige ===
=== Sonstige ===
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Die restlichen Visionen oder Sinnsprüche Mechthilds (I.3, III und IV) zeichnen sich weder durch Reimerei noch besondere Bibelnähe aus. Immerhin könnte die Weisheit III folgendes Zitat aus dem ''Alten Testament'' zum Vorbild haben:
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Die restlichen Visionen oder Sinnsprüche Mechthilds (I.3 und III) zeichnen sich weder durch Reimerei noch besondere Bibelnähe aus. Immerhin könnte die Weisheit III folgendes Zitat aus dem ''Alten Testament'' zum Vorbild haben:
{{Zitat|Verlaß dich auf den HERRN von ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf deinen Verstand; (Sprüche 3.5)}}
{{Zitat|Verlaß dich auf den HERRN von ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf deinen Verstand; (Sprüche 3.5)}}
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Zudem bezieht sich der erste Teil der Vision IV vermutlich auf das Bild der Taube in der Bibel, die dort als Sinnbild für Sanftheit und Arglosigkeit steht. Hingegen kann der zweite Teil der Vision über den Habicht kaum mit der Bibel begründet werden, denn dort gilt dieser Vogel als besonders unreines Tier und nicht als "stolz und stark".
 
== Schwester Mechthild hat in folgenden Mosaikheften Visionen ==
== Schwester Mechthild hat in folgenden Mosaikheften Visionen ==
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Die römischen Zahlen in Klammern beziehen sich auf die oben eingeführten Schübe.
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  [[382]], [[383]], [[384]] (?), [[405]]
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  [[382]] (I), [[383]] (II), [[384]] (III ?), [[404]] (IV), [[405]] (V)
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[[Kategorie:Johanna-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Johanna-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Religiöses Ereignis]]
[[Kategorie:Religiöses Ereignis]]
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[[Kategorie:Christentum im Mosaik]]
 

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