Bearbeiten von Märchen und Sagen im Mosaik
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Die [[griechische und römische Mythologie]] ist im MOSAIK besonders prominent vertreten. Üblicherweise handelt es sich freilich um die bloße Nennung von Götternamen. Wesentlich seltener werden ganze Stoffe für die Handlung genutzt. Bei den folgenden Beispielen ist es durchaus nicht immer sicher, ob die Übernahme ins MOSAIK bewusst geschah oder ob eine bestimmte Geschichte einfach als ''Topos'' bekannt war. | Die [[griechische und römische Mythologie]] ist im MOSAIK besonders prominent vertreten. Üblicherweise handelt es sich freilich um die bloße Nennung von Götternamen. Wesentlich seltener werden ganze Stoffe für die Handlung genutzt. Bei den folgenden Beispielen ist es durchaus nicht immer sicher, ob die Übernahme ins MOSAIK bewusst geschah oder ob eine bestimmte Geschichte einfach als ''Topos'' bekannt war. | ||
- | === | + | === Troja und Odysseus === |
- | + | Auf die Eroberung Trojas mit Hilfe des ''Trojanischen Pferdes'' wird in Heft [[3/86]] ([[Kapitel - Der Schild des Poros]]) Bezug genommen. Die [[Abrafaxe]] verstecken sich dort in einer [[hohle Kuh|hohlen Kuhplastik]] und gelangen so in den [[Palast von Rattabumpur]]. Allerdings sind sie nicht so erfolgreich wie ihre Vorgänger um [[Odysseus]], den kleinen Aias und Menelaos - ihr Versuch, die [[Diamantaugen]] zu mopsen, wird entdeckt und sie landen zusammen mit dem [[Ischmo Delhire|Schöpfer]] der Kuhfigur in der [[Diamantenmine]]. | |
- | + | Auf [[Homer]]s ''Odyssee'', also das Epos von den Irrfahrten des Odysseus, wird dreimal zurückgegriffen. Sowohl die [[Digedags]] als auch die [[Abrafaxe]] erinnern sich an Odysseus' Abenteuer mit [[Polyphem]] und so, wie der antike Held aus einer Höhle entkam, schmuggeln sie sich in Städte hinein: die Digedags, die bei der Gelegenheit sogar Homer selbst erwähnen, durch das [[Goldenes Tor|Goldene Tor]] von [[Konstantinopel]] (Heft [[112]]), die Abrafaxe in die [[Verbotene Stadt]] (Heft [[10/81]]). Der dritte Hinweis auf Odysseus ist etwas versteckter: Im [[Griechenland-Kapitel]] hören die Abrafaxe von dem jungen [[Odyssos]], der seit geraumer Zeit verschwunden ist. Im Auftrag seiner Eltern [[Philemon]] und [[Baucis]] machen sie sich schließlich auf die Suche. | |
- | + | ||
- | + | === Zwölf Taten des Herakles === | |
+ | ...[[Alexander Papatentos]]... | ||
- | + | === Androklos und der Löwe === | |
+ | In den ''Attischen Nächten'' des Aulus Gellius erzählt dieser eine Geschichte (V 14), die er einem Werk von Apion entnommen hat. Darin wird vom Sklaven Androclus/Androklos folgendes berichtet (Anmerkungen und Auslassungen in eckigen Klammern): | ||
- | === | + | {| style="background:#f7f8ff;border:1px solid #8888aa;border-collapse:collapse;margin:10px 0;padding:5px;font-family:monospace;font-size:95%;" cellpadding="8" |
- | + | | | |
+ | {| border="0" style="background:#f7f8ff; margin:0 0 0.5em 0.5em" align="right" | ||
+ | | [[Bild:Androdag.jpg|center|frame|Androklos wird vom Löwen erkannt und geherzt.]] | ||
+ | |} | ||
- | + | Im ''Circus Maximus'' [...] wurde für die Volksmenge eine prächtige Tierhetze veranstaltet. Als ich [d.i. Apion] zufällig einmal in [[Rom]] weilte, wurde ich [...] Augenzeuge dieser Schau. Viele wilde Tiere waren da zu sehen, Bestien von herausragender Größe. Sei es vom Äußeren her, sei es durch ihre Gefährlichkeit, alle boten sie den Anblick des Nochniedagewesenen. Vor allem anderen jedoch [...] galt die Bewunderung der ungeheuren Größe der Löwen, unter allen übrigen aber einem einzigen. Dieser eine Löwe hatte mit seiner Sprungkraft und Körpergröße, seinem furchteinflößenden wie durchdringenden Gebrüll, seinen Muskelpartien und seiner flatternden Nacknemähne aller Aufmerksamkeit und Augen auf sich gezogen. Zusammen mit den meisten anderen zum Tierkampf Verurteilten hatte man den Sklaven eines ehemaligen Konsuls hereingetrieben. Dieser Sklave hieß Androclus. Als den jener Löwe von weitem erblickt hatte, hielt er unvermittelt inne, als ob er sich wunderte; dann kam er allmählich und gelassen näher an den Menschen heran, so, als ob er ihn kennenlernen wollte. Dann wedelt er sanft und freundlich mit dem Schweif, wie es Hunde zu tun pflegen, die sich einschmeicheln wollen, schmiegte sich eng an den Körper dieses Menschen an und beleckt Beine und Arme des vor Furcht fast Entseelten sanft mit der Zunge. Der Mensch Androclus gewinnt seine Fassung wieder, die er bei den Liebkosungen der so gefährlichen Bestie verloren hatte, ganz allmählich hebt er seine Blicke, um den Löwen zu betrachten. Dann aber, nach dem wechselseitigen Wiedererkennen, konnte man die beiden, den Menschen und den Löwen, sehen, wie sie froh waren und sich beglückt begrüßten. | |
- | [ | + | [Unter den Zuschauern entsteht Unruhe. Androclus wird vor die Kaiserloge zitiert und gefragt, warum der Löwe ihn allein verschont habe. Androclus berichtet folgendes:] |
- | + | {| border="0" style="background:#f7f8ff; margin:0 0 0.5em 0.5em" align="left" | |
+ | | [[Bild:Androfax.jpg|center|frame|Androklos pflegt den Löwen.]] | ||
+ | |} | ||
- | + | "Zur Zeit, als mein Herr [...] die Provinz [[Afrika]] mit prokonsularischer Vollmacht verwaltete [d.h. die Provinz ''Africa Proconsularis'', das heutige [[Tunesien]] und Nordlibyen], sah ich mich durch seine tagtäglichen ungerechten Prügelstrafen zur Flucht veranlasst, und um vor meinem Herrn, dem Gebieter des Landes, einen sicheren Unterschlupf zu haben, zog ich mich in die Einsamkeit der weiten Wüstentäler zurück. Sollte mir die Nahrung ausgehen, war ich fest entschlossen, auf irgendeine Art den Tod zu suchen. Dann endlich - die Sonne stand hoch, es war sengend und heiß - hatte ich eine entlegene schattige Höhle entdeckt, nahm sie in Besitz und fühlte mich geborgen. Nicht viel später kam jener Löwe da mit einem verletzten, blutenden Bein in diese Höhle, stöhnte und stieß Klagelaute aus, die auf Schmerz und Pein hinwiesen, die ihm seine Wunde verursachte. [Androclus ist erstmal erschrocken und eingeschüchtert.] Doch nachdem der Löwe offenbar in seine Stammbehausung [...] eingetreten war und sah, wie ich mich weit zurückgezogen hatte, kam er sanft und zahm näher, zeigte seine erhobene Pranke und streckte sie mir gewissermaßen hilfeflehend entgegen, so wenigstens schien es mir. Dann entfernte ich einen riesigen Splitter, der in seinem Fußballen steckengeblieben war, drückte den Eiter heraus, der sich tief in der Wunde gesammelt hatte, dann tupfte ich, bereits ohne große Furcht, die Wunde sehr sorgfältig und gründlich aus, zuletzt wischte ich das Blut ab. Durch meine Hilfeleistung und Heilmittel fühlte er sich erleichtert, legte seine Pranke auf meine Arme, streckte sich aus und schlief ein. Volle drei Jahre lang, von da an, lebten und aßen wir, ich und der Löwe, zusammen in der gleichen Höhle. Denn von den Tieren, die er jagte, schleppte er die fetteren Brocken zu mir in die Höhle. Da mir Feuer nicht zur Verfügung stand, musste ich sie mir in der Mittagssonnenglut rösten und verspeisen. Als ich schließlich [...] dieses tierischen Lebens überdrüssig geworden war, verließ ich die Höhle, als mein Löwe gerade auf Jagd war, marschierte etwa drei Tage, dann sahen mich Soldaten, nahmen mich fest und verfrachteten mich von Afrika nach Rom zu meinem Herrn. Der sorgte unverzüglich dafür, dass ich auf Tod und Leben angeklagt und zum Tod durch die Bestien verurteilt wurde. Jetzt verstehe ich: Nachdem wir uns getrennt hatten, wurde auch dieser Löwe gefangen, und jetzt stattet er mir seinen Dank für Hilfeleistung und medizinische Betreuung ab." | |
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- | + | [Androclus wird freigelassen und der Löwe ihm geschenkt. Gellius zitiert als Epilog noch die abschließenden Sätze von Apion:] | |
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- | + | Später [...] sahen wir Androclus und seinen Löwen, der ein leichtes Halsband trug, in der ganzen Stadt um die Schaubuden herumstreichen; Androclus erhielt Geldgeschenke, der Löwe wurde mit Blumen bekränzt, und alle, wo immer sie den beiden begegneten, riefen: | |
- | + | :Dies ist der Löwe, der einen Menschen bewirtete! | |
- | + | :Dies ist der Mensch, der einen Löwen gesundpflegte! | |
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- | + | [Zitiert nach: Aulus Gellius, ''Attische Nächte. Aus einem Lesebuch der Zeit des Kaisers Marc Aurel'', ausgewählt und übersetzt von Heinz Berthold, Leipzig 1987.] | |
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- | + | Diese Geschichte wird in einer abgewandelten Form auch in den ''Gesta Romanorum'', einer spätmittelalterlichen Anekdotensammlung, überliefert (hier ist es ein Ritter, der den Löwen im Wald kennenlernt und pflegt - später wird er in eine Löwengrube geworfen); zudem gibt es eine Komödie von George Bernard Shaw ''Androcles and the Lion'' (1912) und einen DEFA-Fernsehfilm ''Androklus und der Löwe'' von 1968 mit Herbert Köfer als Androklus. Auch in den Werken von [[Emilio Salgari]] und [[Alexandre Dumas]] (''Akte'') wird der Stoff verarbeitet - beidemale allerdings mit einer Tigerin statt eines Löwen. In der Legende vom Heiligen Hieronymus, dem Übersetzer der Bibel ins Lateinische, taucht die halbe Androkloslegende ebenfalls auf; diesmal ist es zwar wieder ein Löwe, dafür fehlt der Teil mit dem Kampf in der Arena. | |
- | + | ||
- | + | Ob die [[Mosaikkollektiv|Macher des MOSAIK]] die ''Attischen Nächte'' kannten und die Androklos-Fabel daher bezogen, ist bisher nicht sicher. Genausogut können sie diese gern kolportierte Mär auch woanders gelesen oder gehört haben. Auf jeden Fall benutzten sie Teile der Legende zweimal im MOSAIK, einmal in der [[Runkel-Serie]] und einmal im [[Dschuha-Kapitel]]: | |
- | + | :*In der Runkelserie beschreibt [[Digedag]] in einem [[Buch von Digedag|Bilderbuch]], wie er in Rom den wilden Tieren vorgeworfen werden sollte, doch in der Arena ausgerechnet auf den guten alten [[Löwe Nero|Löwen Nero]] stößt. Dieser leckt ihm erfreut das Gesicht ab und flieht mit ihm aus dem [[Kolosseum]]. Später in [[Monticuli]] gibt es noch rührende Szenen, bei denen [[Titus|Kinder]] auf Neros Rücken reiten dürfen (Hefte [[100]] und [[101]]). | |
- | + | :*Im Dschuhakapitel trifft [[Califax]] in einer Felsspalte in der nordafrikanischen Einöde den [[Löwe Leo|Löwen Leo]], dem er die Pfote verbindet, die sich dieser verletzt hatte. Der Löwe wird darauf handzahm und folgt den [[Abrafaxe]]n nach [[Tunis]]. Hier soll er als Gladiatorenschreck im [[Zirkus des Dei]] auftreten, was ihm aber gar nicht behagt. Lieber tollt er mit dem [[Elefant Hasdrubal|Elefanten Hasdrubal]] herum (Hefte [[4/82]]ff). | |
- | [[ | + | |
- | + | Während also bei der Digedag-Nero-Geschichte vor allem die Zirkusszenen und der rührselige Epilog aus der Androkloslegende verarbeitet werden, findet man in der Califax-Leo-Episode vor allem den Mittelteil mit der Kennenlern- und Pfotenpflegephase. Interessanterweise wird aber auch hier der Bogen zur Zirkuswelt gespannt. Wenn man so will, lieferte [[Lothar Dräger]] als Autor des MOSAIK 1982 die Vollendung einer Geschichte, die er 1965 begonnen hatte. | |
- | + | Zum Abschluss noch ein paar weiterführende Links: | |
- | + | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Androklus_%28Sklave%29 Androklus] in der Wikipedia | |
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Noctes_Atticae Die ''Attischen Nächte''] in der Wikipedia | ||
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Aulus_Gellius Aulus Gellius] in der Wikipedia | ||
+ | :*[http://en.wikipedia.org/wiki/Apion Apion] in der englischen Wikipedia | ||
+ | :*[http://german.imdb.com/title/tt0171067/ DEFA-Film ''Androklus und der Löwe''] in der IMDB | ||
+ | :*[http://en.wikipedia.org/wiki/Androcles_and_the_Lion_%28play%29 Shaws Komödie ''Androcles and the Lion''] in der engl. Wikipedia | ||
- | === | + | == Europäische Volkssagen und -märchen == |
- | + | === Nessie === | |
+ | [[69]]: Die Digedags begegnen [[Nessie]] - weder sie selbst noch der Leser erlangt Klarheit darüber, ob die beiden dies wirklich erlebt oder nur (beide zur gleichen Zeit) geträumt haben. | ||
- | + | === Böhmens alte Sagen === | |
+ | Beim Aufenthalt der [[Digedags]] in [[Prag]] (Heft [[78]]) werden zahlreiche Sagen aus dem Werk ''[[Böhmens alte Sagen]]'' von Alois Jirásek zitiert. Manche davon werden lediglich erwähnt, wie die vom [[Zauberer Zito]], vom [[König Wenzel]] oder vom [[Ritter Dalibor]]. Eine weitere wird etwas detaillierter vorgestellt: die Geschichte von [[Meister Hanuš]], dem sagenhaften Konstrukteur der [[Horologium|astronomischen Turmuhr]] am [[Altstädter Rathaus]]. Und schließlich werden die Legenden um [[Doktor Faust]] und das [[Faust-Haus]] mit der [[Golem]]-Sage um [[Rabbi Löw]] kombiniert und zu einer MOSAIK-eigenen Geschichte umgeformt. Da das letztgenannte Vorgehen in erzähltechnischer Hinsicht besonders interessant ist, soll es hier einmal nach Einzelmotiven aufgeschlüsselt werden. | ||
- | + | {| {{prettytable}} | |
+ | |- bgcolor="#FFFFE0" | ||
+ | ! Motiv | ||
+ | ! Sagen vom Rabbi Löw | ||
+ | ! Sagen vom Doktor Faust und dem Faust-Haus | ||
+ | ! Kombi-Story im MOSAIK | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Golem | ||
+ | | Rabbi Löw erschafft den Golem. | ||
+ | | align="center" | - | ||
+ | | rowspan="2" | Rabbi Löw hat den Golem erschaffen.<br>Doch auch in [[Fausts Zauberbuch]], das sich noch immer im Faust-Haus befindet, ist ein Rezept zum Golembau enthalten. | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Zauberbuch | ||
+ | | align="center" | - | ||
+ | | Im längst verlassenen Faust-Haus befinden sich immer noch alte Zauberbücher des Hexenmeisters. | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Verflucht! | ||
+ | | align="center" | - | ||
+ | | Das Faust-Haus ist verflucht. | ||
+ | | Im Faust-Haus leben angeblich Geister, weshalb es - nur scheinbar! - von allen gemieden wird. | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Akademiker | ||
+ | | align="center" | - | ||
+ | | Im Faust-Haus nistet sich ein fauler Student ein. | ||
+ | | rowspan="2" | Ein als Magister gekleideter [[Obergeisterbeschwörer|Scharlatan]] gaukelt einer Gruppe von [[Geisterbeschwörer in Prag|Anhängern]] vor, er könne die Geister von Verstorbenen heraufbeschwören.<br>Statt des gewünschten Doktor Faust erscheinen jedoch alle möglichen anderen Gestalten. | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Beschwörung von Geistern | ||
+ | | Rabbi Löw beschwört für Kaiser Rudolf II. die jüdischen Patriarchen von Abraham bis Naphtali herauf. | ||
+ | | Der faule Student versucht, Faust selbst herbeizuzaubern. Stattdessen erscheint der Gottseibeiuns persönlich. | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Miete | ||
+ | | align="center" | - | ||
+ | | Der faule Student lebt kostenlos im Faust-Haus. Jeden Tag findet er zudem einen [[Taler]]. | ||
+ | | Die Geisterbeschwörer sorgen sich, ob Doktor Faust etwas dagegen hat, dass sie mietfrei in seinem Haus Séancen abhalten. | ||
+ | |- | ||
+ | | bgcolor="#FFFFE0" | Höllenfahrt | ||
+ | | align="center" | - | ||
+ | | Faust wird vom [[Teufel]] geholt. Dabei hinterlässt er ein Loch in der Zimmerdecke. | ||
+ | | Das Loch in der Decke, durch das Faust vom Teufel geholt wurde, ist angeblich immer noch zu sehen. | ||
+ | |} | ||
- | + | === Lindwürmer === | |
+ | * In der ganzen [[Runkel-Serie]] gibt es immer wieder Anspielungen auf Drachen, von deren Existenz [[Ritter Runkel]] offenbar fest überzeugt ist. | ||
+ | * [[98]]: [[Kunibert II. von Rübenstein]] erzählt von der sagenhaften Vergangenheit seiner Familie: so soll [[Albin Runkel von Rübenstein|Albin Runkel]] durch ein Bad in Drachenblut unverwundbar geworden sein | ||
+ | * [[359]]ff.: [[Hugo von Payens]]' Opa, [[Zwergenchef]] | ||
=== König Artus === | === König Artus === | ||
- | Der Sagenkreis um [[König Artus]] (oder Artur) wird im MOSAIK mehrfach aufgegriffen, | + | Der Sagenkreis um [[König Artus]] (oder Artur) wird im MOSAIK mehrfach aufgegriffen, wobei teilweise die Bearbeitung des Stoffes durch Richard Wagner als unmittelbare Quelle gedient zu haben scheint. Zunächst gibt es ein paar Anspielungen in der [[Runkel-Serie]]; später im [[Don-Quixote-Kapitel]] kommt vor allem der [[Zauberer Merlin]] zu Ehren. |
- | + | Hier eine Aufstellung der relevanten Stellen: | |
+ | :*In Heft [[98]] erzählt [[Kunibert II. von Rübenstein|Runkels Vater]] von den Abenteuern seines Vorfahren [[Winfried von Rübenstein]]. Dieser soll Mitglied der Tafelrunde von König Artur gewesen sein, mit [[Lohengrin]] und [[Parsifal]] Brüderschaft getrunken und von Merlin diverse Zaubertricks gelernt haben. | ||
+ | :*Lohengrin mit seinem Schwan wird von [[Ritter Runkel]] ebenfalls erwähnt, sogar zweimal: Einmal in einer [[Ritterregel]] ("Verloren wäre ohne seinen Schwan/Lohengrin in seinem Kahn.", Heft [[96]]) und einmal als Vorbild bei der [[Navigation im Mosaik|Navigation]] per Mooseiche (Heft [[92]]). | ||
+ | :*[[Don Quixote]] nun betrachtet Merlin als einen Erzfeind - immer, wenn ihm etwas Übles widerfährt, sieht er den Zauberer am Werk. Die [[Abrafaxe]] erklären dem Leser in Heft [[3/81]], dass Merlin bereits von den Rittern der Artus'schen Tafelrunde gefürchtet worden sei. | ||
- | + | Die Gestalt des Königs Artus wurde erstmals durch das legendenhafte Geschichtswerk ''Historia Regum Brittonum'' des Geoffrey von Monmouth (ca. 1100-1154) allgemein bekannt; zuvor scheint es nur gelegentliche kurze Erwähnungen eines Feldherrn Artus in diversen britischen und walisischen Sagen gegeben zu haben. Der Stoff wurde danach von mehreren Dichtern aufgegriffen und literarisch verarbeitet und ausgeschmückt. Am wichtigsten sind hierbei Robert Wace, der in seinem um 1150 erschienenen ''Roman de Brut'' die Tafelrunde einführte, und Chrétien de Troyes, auf dessen zwischen ca. 1170 und ca. 1180 entstandenen Romanen - u.a.: ''Erec et Enide'', ''Yvain'', ''Perceval'' - die gesamte weitere Artusepik fußt. In Chrétiens Romanfragment ''Perceval'' tauchen so das erste Mal der titelgebende Narrenritter und das Motiv der Suche nach dem [[Heiliger Gral|Heiligen Gral]] auf. In Deutschland wurde Chrétien vor allem durch Gottfried von Strassburg (''Tristan''), Hartmann von Aue (''Erec'', ''Iwein'') und Wolfram von Eschenbach (''Parzival'') weiter ausgeschrieben. | |
- | + | ||
- | + | In Wolframs ''Parzival'' wiederum (entstanden kurz nach 1200) erscheint nun auch erstmals Parzivals Sohn Loherangrin. Im Epilog wird kurz sein Leben umrissen und seine Reise übers Meer nach Brabant in einem von einem Schwan gezogenen Nachen erwähnt. Richard Wagner nutzte diese Stoffe im 19. Jahrhundert für seine Opern ''Parsifal'' und ''Lohengrin''. Unter diesen Namen tauchen die beiden Helden dann auch im MOSAIK auf, wobei nicht recht deutlich wird, dass es sich dabei um Vater und Sohn handelt. In keiner bekannten Fassung der Artusepik jedenfalls sind die beiden gleichzeitig an Artus' Hof, so dass sie dort mit Winfried von Rübenstein hätten Brüderschaft trinken können. | |
- | + | Der Zauberer Merlin stammt wie König Artus aus der ''Historia Regum Brittonum'' des Geoffrey von Monmouth. Vermutlich geht er auf eine Gestalt namens ''Myrddin Wyllt'' aus der walisischen Sage zurück. Seine Rolle als Erzieher und Ratgeber Artus' ist jedenfalls ganz Geoffreys Erfindung. Bei [[Miguel de Cervantes]] taucht Merlin nur ganz am Rande auf und gilt überhaupt nicht als besonders arglistiger Feind von [[Don Quixote]], vor allem da er in einer ganz anderen Zeit lebt. Diese Rolle bekommt Merlin erst im MOSAIK. | |
- | + | ||
- | + | Im Anschluss noch einige weiterführende Wikipedia-Links | |
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Artus König Artus] | ||
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Geoffrey_of_Monmouth Geoffrey von Monmouth] | ||
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Chr%C3%A9tien_de_Troyes Chrétien de Troyes] | ||
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Parzival Parzival] | ||
- | + | === Aschenputtel === | |
+ | Im Heft [[111]] der [[Runkel-Serie]] nimmt [[Suleika]] auf Anraten der [[Digedags]] an einem [[Schönheitswettbewerb]] teil, um so den Nachstellungen der [[Teufelsbrüder]] zu entgehen. Dazu probiert sie ein Paar Schuhe an, das der Gesandte aus [[Konstantinopel]], [[Aktivos Diplomates]], mitgebracht hat. Im Gegensatz zu [[Eulalia und Euphrosine]], den garstigen und hässlichen Töchtern des [[Bürgermeister von Peripheria|Bürgermeisters]], passen ihr die zierlichen Schuhe wie angegossen. Höchst überrascht und gar nicht begeistert ist sie freilich, als man ihr mitteilt, wofür dieser Wettbewerb eigentlich durchgeführt wurde: Sie soll nun als potenzielle Braut dem [[Kaiser Andronikos]] vorgeführt werden. | ||
- | + | Leicht zu erkennen ist bei dieser Geschichte die Vorbildwirkung des Märchens vom Aschenputtel. Das Motiv der Brautsuche per Schuhprobe und die bösen Schwestern, denen die Schuhe nicht passen, sind auch im Märchen zu finden; dort allerdings ''will'' die geheimnisvolle Schöne den Königssohn durchaus heiraten. Das Märchen ist in ganz Europa verbreitet - bekannt ist hierzulande v.a. noch die Variante von Charles Perrault (''Cendrillon''), nicht zuletzt da sie als Vorbild für den [[Walt Disney|Disney]]-Zeichentrickfilm ''Cinderella'' diente. Einzelne Elemente der Geschichte sind bereits in [[Ägypten]], dem [[Römisches Reich|alten Rom]] und dem mittelalterlichen [[China]] erzählt worden. | |
- | + | Hier noch einige weiterführende Links: | |
+ | :*[http://de.wikipedia.org/wiki/Aschenputtel Wikipedia-Artikel] | ||
+ | :*[http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=969&kapitel=24&cHash=b2042df08baschen#gb_found Eine Fassung der Brüder Grimm im ''Projekt Gutenberg''] | ||
- | + | === Schneewittchen === | |
+ | * Die Aussetzung des Königskindes: [[Johanna]], [[heiliger Hirsch]]... | ||
- | + | === Der Fischer und seine Frau === | |
- | + | *siehe unten | |
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=== Werwölfe === | === Werwölfe === | ||
- | [[ | + | *[[386]]: Der [[Köhler im finsteren Wald]] erzählt den [[Abrafaxe]]n die [[Legende des Grafen von Wolfenstein]], derzufolge dieser sich in einen Werwolf verwandelt habe. |
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=== Tod und Teufel === | === Tod und Teufel === | ||
- | + | * [[150]]: [[Söldner Schappzu|Schnappzu]] erzählt den anderen Kuckucksberger Söldnern, wie [[Graf Willibald von Kuckucksberg]] angeblich einst vom [[Teufel]] geholt wurde. | |
- | + | *[[Gevatter Tod]] | |
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== Orientalischer Kulturkreis == | == Orientalischer Kulturkreis == | ||
=== Fliegende Teppiche === | === Fliegende Teppiche === | ||
- | * [[134]]: Die Zöllner des Scheichs von Basra halten den | + | * [[134]]: Die Zöllner des Scheichs von Basra halten den Gebetsteppich des [[Musa Ibn Abdallah|falschen Muezzins]] für einen fliegenden Teppich. |
- | + | ||
* [[Fliegende Teppiche über Istanbul|217]]/[[Im goldenen Käfig|218]]: Die Sage von den fliegenden Teppichen inspiriert den [[Sultan Mahmud der Zweite|Sultan]] zur Durchführung eines Wettbewerbes, anlässlich dessen die Digedags ihre [[Teppichwurst]] konstruieren. | * [[Fliegende Teppiche über Istanbul|217]]/[[Im goldenen Käfig|218]]: Die Sage von den fliegenden Teppichen inspiriert den [[Sultan Mahmud der Zweite|Sultan]] zur Durchführung eines Wettbewerbes, anlässlich dessen die Digedags ihre [[Teppichwurst]] konstruieren. | ||
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=== Sonstige Märchenmotive und MOSAIK-eigene Legenden === | === Sonstige Märchenmotive und MOSAIK-eigene Legenden === | ||
* [[39]]: [[Bhur Yham]] erzählt den Digedags von seinem Besuch auf der Erde. Danach erzähle man sich in [[Indien]], ein Fakir habe [[Digedag]] gelehrt sich unsichtbar zu machen, so dass dieser nun für immer verschwunden sei - eine Geschichte, aus der sich viele Jahre später ein [[142|ganzes Heft]] entwickelt. | * [[39]]: [[Bhur Yham]] erzählt den Digedags von seinem Besuch auf der Erde. Danach erzähle man sich in [[Indien]], ein Fakir habe [[Digedag]] gelehrt sich unsichtbar zu machen, so dass dieser nun für immer verschwunden sei - eine Geschichte, aus der sich viele Jahre später ein [[142|ganzes Heft]] entwickelt. | ||
- | * [[135]]: Der [[ | + | * [[135]]: Der Perlenfischer [[Hamid]] trägt in Liedform ein Märchen vor, das an eine orientalische Form von ''Der Fischer und seine Frau'' erinnert. |
- | * [[Fatimas Heimkehr|223]]: Die Digedags entschwinden ins [[Land der Märchen und Träume]]. | + | * [[147]]: [[Ritter Runkel]] erzählt den Bewohnern der Burg Rübenstein ein Märchen, ''"das er auf irgendeinem Basar aufgeschnappt und uns schon hundertmal erzählt hat"'' (Zitat Digedags) und das von einem Kampf gegen einen neunköpfigen Drachen (mit Hilfe einer Tarnkappe) und der anschließenden Befreiung einer orientalischen Prinzessin handelt. Runkel stellt die Geschichte natürlich als sein eigenes Erlebnis dar und übernimmt später, als diese Geschichte bei den [[Rübensteiner Festspiele]]n aufgeführt wird, die Hauptrolle. |
+ | * [[Fatimas Heimkehr|223]]: Die Digedags entschwinden ins [[Land der Märchen und Träume]]. | ||
== Japanische Sagen == | == Japanische Sagen == | ||
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[[Kategorie:Märchen, Sagen, Legenden|!]] | [[Kategorie:Märchen, Sagen, Legenden|!]] | ||
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