Puzzle

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Puzzles mit Mosaik-Motiven erfreuten sich insbesondere vor der politischen Wende in der DDR einer großen Beliebtheit. Nach 1990 wurden derartige Spielwaren nur noch gelegentlich angeboten.

Bereits zwischen 1978 und 1989 wurden von einem Thüringer Spielwarenhersteller Puzzles mit Motiven aus dem Mosaik ab 1976 hergestellt und im Handel vertreiben. Sie zählen zu den ersten in Lizenz produzierten Abrafaxe-Merchandising-Artikeln. Die Puzzles wurden in mehreren Auflagen gefertigt, die sich verschieden stark voneinander unterscheiden. Insgesamt existieren acht Motiv-Sets.

Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands erschienen auch Puzzles mit Motiven aus dem Mosaik von Hannes Hegen. Eines dieser Puzzles wurde 1995 als Werbeartikel von einer Museumseinrichtung herausgegeben. Ein weiteres Puzzle war als Bastelbogen Bestandteil eines Digedags-Kalenders für 1996.

Inhaltsverzeichnis

Abrafaxe-Puzzles

Die überlieferte Geschichte

Die Produktion der Puzzles geht nachweislich auf die Initiative eines Thüringer Spielzeugherstellers zurück, ist also nicht vom Verlag selbst initiiert worden. So fand bereits am 17. Juli 1975 ein erstes Gespräch zwischen Vertretern des Verlages Junge Welt und dem VEB Kinderspiele Schmalkalden statt, in dem die Herausgabe von Puzzle-Spielen mit Abrafaxe-Motiven diskutiert wurde. Das Unternehmen in Schmalkalden war bereits 1956 als Godon Apparatebau KG gegründet worden und hatte sich zunehmend auf die Herstellung von Kinderspielzeug spezialisiert. Zum 28. April 1972 wurde die Firma zwangsverstaatlicht und firmierte seither als VEB Kinderspiele Schmalkalden. In einem Brief vom 22. September 1975 unterstrich das Thüringer Unternehmen nochmals seinen Wunsch und übersandte dem Verlag zudem zehn Ausgaben seiner Combina Puzzles, die damals mit Städte-, Märchen- oder auch NVA-Motiven hergestellt wurden. Der Name Combina war seinerzeit wahrscheinlich gewählt worden, weil diese Spielwaren damals schon aus vier Einzel-Puzzles bestanden. Der Verlag beantwortete die Anfrage aus Schmalkalden zunächst abwartend, weil hier ausdrücklich Abrafaxe-Motive angefragt wurden, sich die Abenteuer der neuen Mosaik-Protagonisten damals aber noch weitgehend in der Planungsphase befanden.

Als dann aus Sicht des Verlages ausreichend Puzzle-taugliche Motive mit den Abrafaxen vorlagen, übersandte man dem Spielzeughersteller erste Dias. Leider ist noch unklar, wann das genau geschah. Es kann aber angenommen werden, dass die Bildvorlagen irgendwann zwischen 1976 und 1977 das Thüringer Unternehmen erreichten. Danach blieb es einige Zeit ruhig, bis der Verlag Anfang 1978 eher zufällig von der Existenz der ersten Abrafaxe-Puzzles erfuhr. Rückfragen in Schmalkalden ergaben, dass dort lediglich Versuchsexemplare in einer Auflage von 20.000 Stück (!) produziert worden seien, die großen Zuspruch bei den Abnehmern gefunden hätten. Auf Anraten des Justiziars des Verlages Junge Welt, Anselm Glücksmann, wurde in einem persönlichen Gespräch zwischen Vertretern des Verlages und des Spielzeugherstellers im Frühjahr 1978 darauf hingewiesen, dass durch die Nutzung von Abrafaxe-Motiven Lizenzgebühren fällig würden. Lizenzen waren wohl ebenfalls Gegenstand eines weiteren Gespräches in der Berliner Mauerstraße, das mit einem Mitarbeiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Spielzeugkombinates PIKO aus Meiningen geführt wurde. Das Kombinat PIKO mit seinen Hauptsitz in Sonneberg war bereits 1974 gegründet worden. Inzwischen hatte man hier auch den VEB Kinderspiele Schmalkalden eingegliedert und machte ihn vermutlich wenig später zu einem Zweigwerk des VEB Spielzeug-Elektrik Meiningen. Daher wurde der im Juni 1978 entworfene, dann im Zuge diverser Briefwechsel und persönlicher Gespräche mehrfach geänderte und schließlich am 22. Dezember 1978 unterzeichnete Vertrag auch mit dem „Kombinat PIKO Spielwaren, Meiningen“ abgeschlossen.

Ein wesentlicher Punkt dieses Vertrages betraf die Zahlung von Lizenzgebühren, die den Urhebern der Comics zugutekommen sollten. Daher richtete Heidi Sott ein Gemeinschaftskonto ein, für das weiterhin Egon Reitzl und Irmtraut Wittig zeichnungsberechtigt waren. Der Einrichtung des Kontos und der Überweisung der Lizenzgebühren darauf hatten weiterhin Sieglinde Zahl, Horst Boche, Lona Rietschel, Jochen Arfert, Brigitte Lehmann, Ullrich Stephans und Lothar Dräger schriftlich zugestimmt. Die Höhe der Zahlungen sollte sich nach der Anzahl verkaufter Abrafaxe-Puzzles richten. Daher sollte das Unternehmen in Schmalkalden auch regelmäßig Jahresabrechnungen übersenden, aus denen genau hervorgehen solle, wann wie viele Puzzles hergestellt und ausgeliefert worden seien. Die fortan gezahlten Gelder wurden einmal jährlich anteilig an die Mosaik-Mitarbeiter ausbezahlt.

Mit Abschluss des Vertrages wurde 1979 in Schmalkalden mit der regulären Produktion der Puzzles begonnen, während der Verlag Junge Welt dem Spielzeughersteller in der Folgezeit immer wieder neue Motive zur Verfügung stellte, bis schließlich die letzten der bekannten acht Puzzle-Sets in die Geschäfte gelangt waren. Da sich diese Artikel gut absetzen ließen, gestaltete sich die Kooperation sowohl für den Verlag Junge Welt als auch für den Thüringer Hersteller sehr lukrativ. Daher setzte man in Schmalkalden alles daran, Nachauflagen der Puzzles auf den Markt zu bringen. Zwar wurden nicht in jedem Jahr alle acht Motivreihen gefertigt, jedoch brachten es alle Puzzles auf mehrere Auflagen, die sich mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden. Dieser Entwicklung tat auch eine weitere Firmenumstrukturierung in Thüringen keinen Abbruch.

1981 wurde das Kombinat PIKO wieder aufgelöst, die Marke PIKO blieb fortan der Modelleisenbahn vorbehalten. Gleichzeitig wurde das Kombinat Spielwaren Sonneberg ins Leben gerufen, dem nun neben dem VEB PIKO Sonneberg und etwa zwanzig anderen Betrieben auch der VEB Spielzeug-Elektrik Meiningen mit seiner Zweigstelle in Schmalkalden angehörte. Die Abrafaxe-Puzzles wurden also ausnahmslos in Schmalkalden produziert, jedoch wurde immer nur das übergeordnete Werk in Meiningen als Hersteller angegeben.

Die Puzzle-Produktion und die fristgerechte Zahlung von Lizenzgebühren wurden noch bis 1989 aufrechterhalten. Dann teilte der Spielwarenhersteller dem Verlag in Berlin in einem Brief vom 3. März 1990 mit, dass „aufgrund der entstandenen Situation und der damit einhergehenden Veränderungen auf dem Spielwarenmarkt“ die Herstellung von Abrafaxe-Puzzles zum Jahresende 1989 eingestellt worden sei und dass man den Vertrag von 1978 den Bedingungen entsprechend zum 31. Dezember 1990 kündige. Das Unternehmen in Schmalkalden durchlief danach noch eine Privatisierung und wurde schließlich 1992 liquidiert. Die Gebäude der Firma wurden später abgerissen und das Gelände ist inzwischen neu bebaut. Geblieben sind von dieser Episode lediglich die Puzzles, die als erste in Lizenz hergestellte Abrafaxe-Merchandising-Artikel heute ihren festen Platz in vielen Comic-Sammlungen haben.

Beschreibung der Puzzles

Jedes der acht Puzzle-Sets besteht aus vier Einzel-Puzzles zu je 56 Teilen, die zusammen in einem Pappkarton liegen. Jedes Puzzle wurde aus dem bereits bedruckten Motivbogen aus Pappe so ausgestanzt, dass um die Einzelteile ein Rahmen blieb. Dieser Rahmen ist Bestandteil des jeweiligen Puzzles, die Einzelteile mussten vor dem ersten Gebrauch meist erst herausgebrochen werden. Beim Lösen des Puzzles vereinfacht der Rahmen das Auffinden der ersten Teile. Außerdem zeigt der Pappkarton im Normalfall alle vier Motive des Puzzle-Sets, wodurch er als Vorlage bei der Komplettierung genutzt werden kann.

Die Puzzle-Sets wurden vom Hersteller nummeriert. Jeweils zwei aufeinander folgende Sets enthalten immer Motive aus ein und demselben Jahrgang. Aller Wahrscheinlichkeit nach, wurden bei der sukzessiven Bereitstellung der Motive durch den Verlag immer acht Motive im Paket geliefert, die dann beim Spielzeughersteller auf zwei Sets verteilt wurden. Als Motive dienten meist etwas größere Panels mit möglichst vielen Details.

Durch die lange Produktionszeit und die zwischenzeitlich vorgenommenen Umfirmierungen existieren sämtliche Puzzle-Sets in mehreren Auflagen, die sich verschieden stark voneinander unterscheiden. So können die Angaben zum Hersteller sowohl im Inhalt als auch in ihrer Platzierung auf der Verpackung variieren. Weiterhin haben frühere Ausgaben einen zweiteiligen festeren Karton mit abnehmbarem Deckel, hingegen wurden spätere Ausgaben nur noch in einer ausschließlich an den Seiten zu öffnenden Faltschachtel aus dünnerem Karton angeboten. Bei den älteren Ausgaben mit zweiteiligem Karton existieren auch farbliche Unterschiede. So ist die Hintergrundfarbe der Kartons bei frühen Versionen eher rot, während sie bei späteren Versionen deutlich orange ausfällt. Zudem können die Balken, die die Einzelmotive auf der Verpackung voneinander trennen, sowohl grau bis schwarz als auch orange ausfallen. Weiterhin kann die Reihenfolge der einzelnen Puzzle-Motive auf der Verpackung variieren. Und schließlich existieren auch Puzzle-Kartons, die eher wie ein Notbehelf anmuten und Mosaik-Abbildungen gänzlich vermissen lassen.

Eine genauere Betrachtung der Fülle bereits bekannter Ausgaben lässt leider darauf schließen, dass noch keine vollständige Auslistung aller existierenden Puzzle-Varianten und -Abarten vorliegt.

Motive der Puzzles

Nr. des Sets Verwendete Bilder (Heft, Seite)
1 3/76, S. 18 - 3/76, S. 13 - 3/76, S. 8 - 1/76, S.4/5
2 2/76, S. 20 - 3/76, S. 18 - 1/76, S. 20 - 2/76, S.10
3 2/77, S. 19 - 8/77, S. 10 - 8/77, S. 13 - 8/77, S. 20
4 10/77, S. 3 - 3/77, S. 7 - 10/77, S. 10 - 12/77, S. 2
5 4/78, S. 3 - 4/78, S. 4 - 2/78, S. 17 - 4/78, S. 15
6 1/78, S. 6 - 1/78, S. 20 - 2/78, S. 14 - 3/78, S. 20
7 1/80, S. 3 - 8/80, S. 20 - 3/80, S. 2 - 2/80, S. 2
8 1/80, S. 7 - 7/80, S. 12 - 12/80, S. 6 - 11/80, S. 12

Abbildungen

Das Abrafaxe-Puzzle-Set Nr. 3
Das Abrafaxe-Puzzle-Set Nr. 4


Digedags-Puzzles

Digedags-Puzzle als Werbung für das Haus der Geschichte

Den Digedags war es leider nicht vergönnt, noch zu DDR-Zeiten ein Puzzle zu zieren. Als die Kooperation mit dem Spielwarenhersteller in Schmalkalden einsetzte, sprachen bereits lizenzrechtliche Gründe gegen die Nutzung von entsprechenden Motiven. Zudem hatte man in Thüringen bereits 1975 ausdrücklich Motive der neuen Serie mit den Abrafaxen gewünscht. So mussten die Freunde der Digedags erst die deutsche Einheit abwarten, bevor auch sie Puzzles mit ihren Comic-Helden erwerben konnten.

Puzzle als Museumswerbung

Ein erstes Digedags-Puzzle wurde 1995 vom Haus der Geschichte in Bonn herausgegeben. Als Motiv diente die unbearbeitete Titelseite des Heftes 62, auf der Dig, Dag und Ehrenfried Stopfer auf einem mit Benzin benebelten Pteranodon reiten. Das Puzzle hat A3-Größe und besteht aus 204 Einzelteilen. Der zweiteilige Karton zeigt auf dem Deckel das identische Motiv und dient so als Vorlage. Der genaue Hintergrund der Herausgabe des Puzzles ist unklar. In jedem Fall jedoch diente das Spielzeug der Werbung für die Museumseinrichtung.

Puzzle als Bastelbogen

Ein zweites Digedags-Puzzle war im Digedag-Kalender 1996 enthalten, der mit Motiven der Römer-Serie gestaltet worden war. Die Rückseite des Kalenders zeigte nochmals das Titelmotiv, bei dem jedoch die Jahreszahl 1996 durch die Aufschrift PUZZLE ersetzt worden war. Außerdem hatte man auf die Rückseite des Blattes ein Linienraster gedruckt, an dessen Linien entlang man das Blatt zerschneiden konnte, um ein Puzzle zu erhalten. Der Kalender wurde 1995 vom Buchverlag Junge Welt herausgegeben.

Literatur

Zu den Mosaik-Puzzles sind einige Artikel in den Mosaik-Sammelbänden erschienen.

  • Michael Klamp: Merchandising. Die MOSAIK-Puzzle, in: Sammelband 5
In dem Artikel werden allerdings nur die Motive der Puzzle 2-4 abgebildet. Die vier Motive des ersten Puzzles fehlen.
Der Artikel enthält auch eine Ergänzung zu den Puzzle-Artikeln aus SB 5 und SB 11.
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