Lateinisches Kaiserreich

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Auf das Lateinische Kaiserreich von Konstantinopel wird mehrmals in der Runkel-Serie des Mosaik von Hannes Hegen Bezug genommen.

Das Reich im Mosaik

Chronologisch als erster hat Digedag mit der Herrschaft des Lateinischen Kaiserreiches zu tun. Nachdem er im Jahre 1204 die Eroberung Konstantinopels im Vierten Kreuzzug miterlebt hat, möchte er auf der Insel Pordoselene eine Serie von Wandmosaiken mit dieser Geschichte gestalten. Doch der von den Venezianern eingesetzte Kaiser Balduin I. verbietet jede wahrheitsgetreue Darstellung der Ereignisse. Da Pordoselene im Machtbereich des Kaiserreichs liegt, muss sich Digedag diesem Befehl fügen (Heft 126).

Anno 1260 verschlägt es den alten Rübensteiner an den Hof Kaiser Balduins von Flandern nach Konstantinopel. Dort trifft er auf den alten Möhrenfelder und gemeinsam brechen sie von dort aus auf, um vom neuen türkischen Besitzer der Burg Neurübenstein die Pacht zu kassieren. Der hier gemeinte Kaiser Balduin ist bereits der letzte lateinische Kaiser, nämlich Balduin II. (Hefte 98 und 129).

Als sie sich um 1285/86 in Konstantionopel aufhalten, kostümieren sich die Digedags als "Prinzen von Makkaronien". Dabei ergattern sie Kleidungsstücke aus dem Nachlass des verjagten Kaisers Balduin, namentlich zwei erstklassig erhaltene Pagengewänder. Auch hier ist mit dem erwähnten Kaiser wieder Balduin II. gemeint (Heft 112).

Das historische Reich

Um nach der Eroberung von Konstantinopel und dem damit vorläufigen Ende des Byzantinischen Reiches kein Machtvakuum entstehen zu lassen, wurde das so genannte "Lateinische Kaiserreich von Konstantinopel" begründet. Die Titulierung lateinisch sollte hierbei als Gegenstück zu der griechischen Tradition der Byzantiner dienen. Doch das Kaiserreich stand von Anfang an auf schwachen Füßen: Die Zahl der Lateiner in Byzanz war gering, es blieb wirtschaftlich und politisch von Venedig abhängig, die Herrschaft wurde von den besiegten Völkern nicht akzeptiert, und obendrein fiel ein Großteil des Territoriums von Byzanz an eine Vielzahl von neuen Kleinstaaten, die dem Druck der Griechen und Bulgaren nicht gewachsen waren und zum Großteil nach wenigen Jahren oder Jahrzehnten aufgerieben waren. Zu diesen Staaten gehörte auch das Herzogtum Athen, das noch am längsten (bis 1460) bestand und welches im Mosaik ebenfalls Erwähnung findet.

Bereits in den 1230er Jahren versuchten Truppen des Kaiserreichs von Nicäa (das byzantinische Restreich), Konstantinopel zurückzuerobern. Die starken Befestigungen der Stadt verhinderten zunächst noch einen Erfolg der Belagerung von 1235. Die wirtschaftliche Lage des Reiches blieb aber katastrophal. Der Machtbereich der Lateiner war nun im wesentlichen auf die Stadt Konstantinopel selbst beschränkt, und es mangelte den lateinischen Kaisern zunehmend an Soldaten. Im Juli 1261 wurde Konstantinopel im Handstreich von den Byzantinern erobert. Kaiser Balduin II., der letzte lateinische Herrscher, konnte per Schiff fliehen. Anschließend wurde das frühere Byzantinische Reich mit der Krönung des Griechen Michaels VIII. offiziell wiederhergestellt - ohne dass es ihm wirtschaftlich jedoch wesentlich besser ging als dem Lateinischen Kaiserreich.

Die Herrscher des Lateinischen Kaiserreichs zwischen 1204 und 1261 waren die folgenden:

  • 1204-1206 Balduin I. von Flandern (seit 1205 in bulgarischer Gefangenschaft)
  • 1206-1216 Heinrich (Balduins Bruder, Regent seit 1205)
  • 1216-1219 Peter von Courtenay (Schwager von Balduin und Heinrich, in Abwesenheit zum Kaiser erhoben, vor Ankunft in Konstantinopel 1217 gefangen und zwei Jahre darauf in der Gefangenschaft gestorben)
  • 1217-1219 Jolanthe von Flandern (Schwester von Balduin und Heinrich, Gattin von Peter, als Regentin)
  • 1219-1228 Robert von Courtenay (Sohn von Peter und Jolanthe, Ankunft in Konstantinopel 1221)
  • 1219-1221 Conon von Béthune (als Regent)
  • 1228-1261 Balduin II. von Courtenay (Bruder von Robert, gestorben 1273)
  • 1229-1237 Johann von Brienne (Schwiegervater von Balduin II., erst als Regent, ab 1231 als Mitkaiser)

Der Titel eines "Lateinischen Kaisers" wurde von den Nachfahren Balduins II. bis zum Jahre 1383 weitergeführt.

Quellen und Links

  • Das Kaiserreich in der Wikipedia
  • Nikolas Jaspert, Die Kreuzzüge, Darmstadt 2006
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