Mosaik von Hannes Hegen 77 - Schmugglerjagd in Knistermeckelfingen

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Stammdaten
Titelbild Erschienen April 1963
Nachdruck in
Umfang 24 Seiten
Panel 88 + Titelbild
Katalog 1.01.077
Serie Liste aller Digedags-Hefte
Hauptserie: Erfinder-Serie
Kapitel: Pepperkorn-Serie
Heft davor Pepperkorns Pagodenfest
Heft danach Der Golem ist wieder los

Inhaltsverzeichnis

Comic

Inhalt

Erzähler: anonymer Erzähler
Die Digedags sind in Begleitung von William Wilson mit der Lokomotive Adler in Köln eingetroffen. Von hier aus soll die Reise auf einem Frachtwagen über Berg und Tal nach Nürnberg weiterführen. Wilson will zudem endlich den lästigen Mijnheer Pepperkorn loswerden, der sich mit seinem Sack Pfefferkuchen der Reisegruppe angeschlossen hat. Während die beiden Hitzköpfe in Streit geraten, schlendern Dig und Dag durch die Altstadt.
Hier sehen sie bald eine Möglichkeit, ihr menschenfreundliches Wirken zu entfalten: Der Provisor Eusebius, Gehilfe in einer Apotheke, kommt wegen des großen Andrangs nicht dazu, seiner Braut Adele, die auf der anderen Straßenseite lebt, ein Brieflein zu bringen. Die Digedags übernehmen den Auftrag und schenken der jungen Dame zudem eins von Pepperkorns Pfefferkuchenherzen. Das soll sich allerdings rächen, denn das Gebäck ist bekanntlich ungenießbar und Adele regt sich fürchterlich auf. Eusebius - ganz der Ritter - will seiner Verlobten Genugtuung verschaffen und verfolgt die Digedags mit einer Riesenspritze voll froschgrünsaurer Hutzelweibelkraxenpurzelbaumtinktur (oder so). Leidtragender der Tinkturattacke wird jedoch einer der Kölner Stadtsoldaten - der andere führt den Provisor zur Strafe in den Arrest.
Die beiden Philanthropen Dig und Dag verlassen den Ort ihrer edlen Tat und fahren mit Wilson und dem Frachtwagen davon. Pepperkorn ist nirgendwo zu sehen, wahrscheinlich hat er sich aus dem Staub gemacht. Nach wenigen Tagen erreichen sie das Fürstentum Knistermeckelfingen, das lediglich aus dem Städtchen Knistermeckelfingen selbst und ein paar umliegenden Feldern besteht. Am Stadttor stoppen sie der Zolloberinventarschreiber Käsebier und seine Kollegen. Da für Guss- und Schmiedeeisen jeweils unterschiedliche Zolltarife gelten, wollen sie den Adler auseinandernehmen; dabei finden sie im Inneren der Lokomotive - den Mijnheer mit seinen Pfefferkuchen! Hier hatte er sich also versteckt, um doch noch nach Nürnberg zu kommen.
Die Zöllner nehmen den scheinbaren Schmuggler gefangen und führen ihn Richtung Gefängnis. Doch läuft ihnen zufällig Fürst Heinrich der Durstige von Knistermeckelfingen über den Weg. Dieser kennt Pepperkorn von früher, als er noch Reisender in Sachen Sekt war. Er befreit den Mijnheer aus seiner misslichen Situation und verdonnert Käsebier & Co. zum Schlosswetterfahnenputzen. Dann gönnt er sich und seinem alten Freund ein Gläschen Wein und schenkt ihm obendrein zum Abschied ein Fass Sankt Gallensteiner Auslese. Außerdem sorgt er dafür, dass Wilson seinen ungeliebten Reisegefährten weiter mitnehmen muss. Die Pfefferkuchen bleiben als Schmuggelware jedoch in Knistermeckelfingen.
Ein paar Tagesreisen weiter kommt die Fahrtgemeinschaft nach Stöpselbach, wo gerade ein Winzerfest gefeiert wird. Freudig spendet Wilson das Fass Sankt Gallensteiner Auslese als "Tribut". Pepperkorn protestiert vergeblich, gewinnt aber auf der Tombola wenigstens ein edles Ross mit Sattel und Zaumzeug als Ausgleich. Nun kann die Reise fortgesetzt werden.
In der Nähe von Schloss Petersilienstein geht Pepperkorns neuer Gaul durch, als mitten im Wald plötzlich ein Schuss fällt. Dadurch trifft er auf die Prinzessin Adelgunde von Petersilienstein, die zu einer Jagdgesellschaft gehört und deren edler Renner Wüstenwind ebenfalls außer Rand und Band ist. Pepperkorn stürzt vom Pferd und hält sich an Wüstenwinds Halfter fest. Dadurch bleibt das Tier endlich stehen und die Prinzessin kann seufzend in die Arme ihres Retters gleiten. Nachdem sie sich von einer kleinen Ohnmacht erholt hat, kürt sie den kräftigen Exkaufmann zu ihrem Gemahl und stellt ihn ihrem greisen Vater, Herzog Peter von Petersilienstein, vor.
Dieser kann eine morganatische Ehe nicht gutheißen, erweist sich dem Beschützer seiner Tochter gegenüber aber trotzdem gewogen. Der Schlossvogt solle Pepperkorn einen Beutel Gold aus dem Schatzgewölbe holen. Da gleichzeitig ein Petersiliensteiner Bauer aus den Vorräten des Schlosses einen Sack Getreide als Darlehen erhalten soll, werden die beiden herzoglichen Gaben natürlich verwechselt: Der gierige Pepperkorn greift sich den Riesensack und schließt sich wieder Wilson und den Digedags an. Dass er statt Gold nur Weizen bekommen hat, merkt man zwar bald, doch wird er nicht mehr aufs Schloss gelassen. Seufzend lässt er das Korn bei einem Müller mahlen und dann kann es endlich weitergehen.
Nach langer Reise kommt man in Nürnberg an, wo der Adler mit großem Jubel begrüßt wird. Am 7. Dezember 1835 wird mit der Lokomotive die erste dampfbetriebene Eisenbahn Deutschlands in Betrieb genommen. Die Strecke führt von Nürnberg nach Fürth; William Wilson und sein Heizer stehen stolz auf dem Tender.
Mijnheer Pepperkorn hingegen versucht erneut, seine mit dem Petersiliensteiner Weizenmehl neu gebackenen Pfefferkuchen an den Mann zubringen. Da sich das Rezept aber nicht geändert hat, ist er so erfolgreich wie in Köln und Knistermeckelfingen. Dig und Dag springen dem Mijnheer bei. Zunächst ändern sie das Rezept und dann wählen sie mit dem Nürnberger Wappentier - einem zweiköpfigen Adler - eine erfolgsversprechendere Pfefferkuchenform aus. Leider reißt ihnen ein Konkurrent das Geschäft aus den Händen - mit Lebkuchen in Form der Lokomotive Adler. Schließlich wird aber doch alles gut: Pepperkorn eröffnet eine Schießbude, wobei seine Pfefferkuchen als Zielscheiben dienen. Er will nun in allen Städten Schießbuden aufbauen.

Figuren

Bemerkungen

  • Die Ansichten der deutschen Städte erinnern unwillkürlich an Gemälde von Carl Spitzweg.
  • Das Heft enthält auffallend viele Anspielungen auf die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm: Der grauhaarige Zöllner bringt die pfefferkuchengefüllte Lokomotive abschätzig mit der "Hexe aus dem Knusperhäuschen" in Verbindung; die Digedags erinnert Pepperkorns Schicksal an "Hans im Glück, nur umgekehrt"; später fürchten sie ob seiner langen Abwesenheit schon, er sei "über die Sieben Berge bis zu den Sieben Zwergen geritten". Auch die Rettung einer Prinzessin aus großer Gefahr, woraufhin sie ihren Retter sogleich zum Manne nehmen möchte (mit allerdings eher untypischen Reaktionen sowohl des Brautvaters als auch des erwählten Bräutigams), sowie die angebliche Verwandlung von Weizen in Gold sind märchenhafte Motive.
  • Froschgrünsaure Hutzelweibelkraxenpurzelbaumtinktur dürfte die exotischste Tinktur der Mosaikgeschichte sein. Sie wird auch hutzelweibelsaure Froschkraxenpurzelbaumtinktur bzw. purzelbaumgrüne Hutzelfroschkraxenweibelsäure genannt.
  • Die deutsche Kleinstaaterei wird (durchaus in comictypischer Art und Weise) übertrieben dargestellt. Der Reichsdeputationshauptschluss und später der Wiener Kongress hatten dafür gesorgt, dass die Mehrzahl der Kleinstaaten verschwanden. Weiterhin wurde 1834 (also kurz vor der Zeit der Hefthandlung) der Deutsche Zollverein gegründet, wodurch die innerdeutschen Zollgrenzen wegfielen.
  • Knistermeckelfingen liegt offenbar im mittelrheinischen Weinbaugebiet.
  • Auf dem Knistermeckelfinger Markt steht ein Brunnen mit dem (Brüsseler) Männeken Pis.
  • Da das Petersiliensteiner Geschlecht schon seit den Zeiten von Kaiser Rotbart blüht, wäre es sogar denktbar, dass Peter Silius in diese Familie gehört.
  • Am Nürnberger Bahnhof prangt das Monogramm von König Ludwig I. von Bayern.
  • Im letzten Waggon hat jemand eine Ziege dabei. Damit stellt er es klüger an als Jahre später ein Bauer "auf de Schwäb'sche Eisenbahne", über den das gleichnamige Volkslied berichtet. Der bindet seinen neu erworbenen Ziegenbock hinten am letzten Waggon an. Am Ziel findet er nur noch "Kopf und Seil/ an dem hintre Wagedoil" vor.
  • Ein sehr hintergründiger Witz der ganzen Pepperkorn-Serie besteht darin, dass in den Pfefferkuchen (oder Lebkuchen) kein Krümel Pfeffer gehört, was aber weder Mijnheer Pepperkorn noch die Digedags zu wissen scheinen. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Kuchenkunden jedes Mal ausspucken, wenn sie von dem gepfefferten Pfefferkuchen gekostet haben.

Mitarbeiter

Weitere Besonderheiten

  • Eine kleine Auflage des Heftes wurde textlich und bildlich unverändert auf holzfreiem Papier gedruckt. Diese Hefte wurden an Redaktions- und Druckereimitarbeiter abgegeben.
  • Für den Sammelband Die verschwundene Dampfmaschine wurde das Titelbild von Hannes Hegen ergänzt und die Kartusche auf Seite 2 neu gezeichnet.
  • Von diesem Heft erschien im April 1963 eine finnische Export-Ausgabe auf weißem, holzfreiem Exportpapier.

Externe Links

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