Märchen von der schönen Prinzessin und dem klugen Baumeister

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Die Vorlage für dieses Märchen ist die Fabel ''[[Rhampsinit und der Meisterdieb]]'' aus den ''Historien'' des [[Herodot]]. Sie wurde umgearbeitet, um sie kindgerecht und romantisch zu gestalten, und der Meisterarchitekt und der Meisterdieb wurden in einer Figur zusammengefasst. Doch wesentliche Elemente der Geschichte blieben erhalten: der lose Stein, die List mit den zerschnittenen Weinschläuchen, die Hochzeit mit der Königstochter. Im Original befinden sich im Schatzhaus aber wirkliche Schätze; nicht der Architekt selbst, sondern seine beiden Söhne dringen immer wieder in die Kammer ein; statt seiner Perücke hinterlässt der Meisterdieb den geköpften Körper seines Bruders (der sich in einer Schlinge verfangen hatte); die Prinzessin kommt erst später als Köder ins Spiel, um den Dieb zu fassen, wird aber von diesem nicht entführt. Das Motiv mit den Mäusen ist neu.
Die Vorlage für dieses Märchen ist die Fabel ''[[Rhampsinit und der Meisterdieb]]'' aus den ''Historien'' des [[Herodot]]. Sie wurde umgearbeitet, um sie kindgerecht und romantisch zu gestalten, und der Meisterarchitekt und der Meisterdieb wurden in einer Figur zusammengefasst. Doch wesentliche Elemente der Geschichte blieben erhalten: der lose Stein, die List mit den zerschnittenen Weinschläuchen, die Hochzeit mit der Königstochter. Im Original befinden sich im Schatzhaus aber wirkliche Schätze; nicht der Architekt selbst, sondern seine beiden Söhne dringen immer wieder in die Kammer ein; statt seiner Perücke hinterlässt der Meisterdieb den geköpften Körper seines Bruders (der sich in einer Schlinge verfangen hatte); die Prinzessin kommt erst später als Köder ins Spiel, um den Dieb zu fassen, wird aber von diesem nicht entführt. Das Motiv mit den Mäusen ist neu.
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Bei Pausanias (2. Jhd. u.Z.) findet sich eine ganz ähnliche Geschichte über die Brüder [https://de.wikipedia.org/wiki/Trophonios Trophonios] und Agamedes, die dem König Hyrieus von Böotien eine Schatzkammer bauten und ihn dann durch einen nur ihnen bekannten Gang bestahlen. Hyrieus ließ eine Schlange in der Kammer aussetzen, die beim nächsten Raubzug der Brüder den Agamedes biss und so tötete. Trophonios schnitt seinem Burder den Kopf ab, um seine identität zu verbergen, und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Später wurde er zu einem Orakelheiligen der böotischen Stadt Lebadeia. Diese Legende ist offensichtlich von Herodot inspiriert.
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Version vom 18:24, 21. Jul. 2019

Die Prinzessin und der Architekt fliehen.

Sibyllas Zofe erzählt Das Märchen von der schönen Prinzessin und dem klugen Baumeister Sibylla, die Skrotonos im ehemaligen Palast der Königin Nofretete eingesperrt hat, um ihre Herrin aufzumuntern.

Vor langer Zeit lebte ein sehr reicher König, der aber seine wunderschöne Tochter für seinen größten Schatz hielt. Niemand außer ihm durfte sie sehen. Er ließ einen hohen fensterlosen Turm errichten und sperrte sie darin ein. Die Versorgung seiner Tochter mit allem, was sie sich wünschte, übernahm er selbst. Nur ihren größten Wunsch, die Freiheit, erfüllte er ihr nicht. Der Architekt des Turmes war von großer Neugierde geplagt und wollte die Schönheit der Prinzessin mit eigenen Augen erblicken. Zu diesem Zweck fügte er während des Baus einen losen Stein ins Mauerwerk ein. Jede Nacht schlich er sich durch diesen geheimen Zugang in den Turm und sprach bis zum Morgengrauen mit der Prinzessin.
Der wütende Pharao bei der Haarpflege.
Eines Tages vergaß er seine Perücke, die am nächsten Morgen vom König gefunden wurde. Da seine Tochter nichts verriet, ließ er den Turm von hundert Soldaten bewachen. Der Architekt, dem die Prinzessin fehlte, verkleidete sich als Händler und zog mit einem Esel voller Weinschläuche zum Turm. Dort angekommen, zerschnitt er diese und jammerte über sein angebliches Unglück. Die Soldaten eilten herbei und betranken sich mit dem aufgefangenen Wein. Er und die Prinzessin flohen gemeinsam aus dem Turm und versteckten sich irgendwo im Land. Der König riss sich am folgenden Morgen alle Haare aus und schrie einen ganzen Tag lang vor Wut. Nachdem eine landesweite Suche nach der Prinzessin erfolglos blieb, ließ er verkünden, dass er demjenigen sein Gewicht in Gold aufwiege, der seine Tochter zurückbrächte. Eines Tages erschien der Architekt mit einer großen Kiste, in der sich angeblich die Prinzessin befände, vor dem König. Auf dessen Verlangen öffnete er die Kiste und tausend Mäuse kamen heraus. In panischer Furcht floh der König vor den Mäusen, die sein größter Albtraum waren, außer Landes. Das Volk wählte den Architekten zum neuen König und die Prinzessin wurde seine Frau.

Hintergrund

Die Vorlage für dieses Märchen ist die Fabel Rhampsinit und der Meisterdieb aus den Historien des Herodot. Sie wurde umgearbeitet, um sie kindgerecht und romantisch zu gestalten, und der Meisterarchitekt und der Meisterdieb wurden in einer Figur zusammengefasst. Doch wesentliche Elemente der Geschichte blieben erhalten: der lose Stein, die List mit den zerschnittenen Weinschläuchen, die Hochzeit mit der Königstochter. Im Original befinden sich im Schatzhaus aber wirkliche Schätze; nicht der Architekt selbst, sondern seine beiden Söhne dringen immer wieder in die Kammer ein; statt seiner Perücke hinterlässt der Meisterdieb den geköpften Körper seines Bruders (der sich in einer Schlinge verfangen hatte); die Prinzessin kommt erst später als Köder ins Spiel, um den Dieb zu fassen, wird aber von diesem nicht entführt. Das Motiv mit den Mäusen ist neu.

Bei Pausanias (2. Jhd. u.Z.) findet sich eine ganz ähnliche Geschichte über die Brüder Trophonios und Agamedes, die dem König Hyrieus von Böotien eine Schatzkammer bauten und ihn dann durch einen nur ihnen bekannten Gang bestahlen. Hyrieus ließ eine Schlange in der Kammer aussetzen, die beim nächsten Raubzug der Brüder den Agamedes biss und so tötete. Trophonios schnitt seinem Burder den Kopf ab, um seine identität zu verbergen, und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Später wurde er zu einem Orakelheiligen der böotischen Stadt Lebadeia. Diese Legende ist offensichtlich von Herodot inspiriert.


Das Märchen wird in folgendem Mosaikheft erzählt

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