Liudprand von Cremona

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Liudprand von Cremona war einer der bedeutendsten Chronisten des 10. Jahrhunderts. Liudprand stammte aus einer langobardischen Familie und lebte zunächst am Hofe König Hugos. Unter dessen Nachfolger Berengar wurde Liudprand in die herrscherliche Kanzlei übernommen und im Jahre 949 in diplomatischer Mission nach Konstantinopel gesandt. Kurze Zeit später fiel er in Ungnade und ging an den Hof König Ottos I., des späteren Kaisers, der ihm im Jahre 961 das Bistum Cremona verlieh. Im Jahr 967 weilte er nochmals in Byzanz, nun als Brautwerber für Otto.

Luitprands Schilderungen des höfischen Lebens und der örtlichen Gegebenheiten am kaiserlichen Hofe zu Konstantinopel waren die - höchstwahrscheinlich mittelbare - Quelle für die entsprechenden Darstellungen der Runkel-Serie, vor allem für die Darstellung des kaiserlichen Thronsaales, des Gemaches der Kaiserbraut und die Schilderung des Schmeichlerchores.

[Bearbeiten] Der kaiserliche Palast

Die betreffenden Schilderungen des Palastinneren finden sich in „Liudprands Buch der Vergeltung“, im Original „Liudprandi liber antapodosis“ VI, 4, 5. Dort heißt es der Bearbeitung bzw. Übersetzung Albert Bauers und Reinhold Raus zufolge wörtlich:

In Konstantinopel ist eine Halle neben dem kaiserlichen Palast von wunderbarer Größe und Schönheit; die Griechen nennen sie, indem sie ein V statt des Digamma setzen; Magnavra, d.h. magna aura. Diese Halle also ließ Konstantinus sowohl wegen der spanischen Gesandten, welche kürzlich dorthin gekommen waren, als auch für mich und Liutfrid folgendermaßen herrichten. Vor dem Kaiserthron stand ein eherner, aber vergoldeter Baum, dessen Zweige erfüllt waren von Vögeln verschiedener Art, ebenfalls von Erz und vergoldet, die sämtlich nach ihrem Aussehen die Stimmen verschiedener Vögel ertönen ließen. Der Thron des Kaisers aber war so künstlich erbaut, daß er in einem Augenblick niedrig, bald größer und gleich darauf hoch erhaben erschien. Löwen von ungeheuerer Größe, ich weiß nicht ob aus Metall oder aus Holz, aber mit Gold überzogen, standen gleichsam als Wächter des Thrones, indem sie mit dem Schweife auf den Boden schlugen und mit offenem Rachen und beweglicher Zunge ein Gebrüll erhoben. In diesem Saale also wurde ich, gestützt auf die Schultern von zwei Verschnittenen, vor den Kaiser geführt. Bei meinem Eintritt erhoben die Löwen ihr Gebrüll und die Vögel zwitscherten je nach ihrem Aussehen; mich aber ergriff weder Furcht noch Staunen, da ich mich nach alledem bei Leuten, die damit wohl bekannt waren, genau erkundigt hatte. Nach dreimaliger tiefer Verbeugung vor dem Kaiser hob ich den Kopf empor und erblickte ihn, den ich zuerst auf einer kleinen Erhöhung sitzen sah, fast bis zur Decke der Halle emporgehoben und mit anderen Kleidern angetan. Wie dies zuging, kann ich mir nicht denken, es sei denn, daß er emporgewunden wurde wie die Bäume der Kelterpressen gehoben werden.“

Die Gestalter im Mosaik-Kollektiv waren sich des zeitlichen Abstandes sehr wohl bewusst, wie aus Heft 115, S. 133 hervorgeht – dort ist über die künstlichen Bäume im Gemach Suleikas zu lesen:

Das größte Wunder aber sind zwei künstliche Bäume mit goldenen Zweigen, auf denen goldene Vögel sitzen, die von Zeit zu Zeit melodisch zirpen und nach goldenen Früchten picken. Wer der kunstreiche Mechanikus war, der diese Zauberbäume schuf, weiß allerdings niemand mehr, denn sie sind schon sehr alt.

[Bearbeiten] Schmeichlerchor

Über die Sänger am kaiserlichen Hofe berichtet Liudprand in „Liudprands Gesandtschaft an den Kaiser Nikephoros Phokas in Konstantinopel“ („Liudprandi legatio ad Imperatorem Constantinopolitanum Nicephorum Phocam“), 10:

Und als nun dieses Scheusal [gemeint ist der Kaiser] wie ein Kriechtier dahinschritt, sangen ihm schmeichelnd die Sänger zu: „Siehe, da kommt der Morgenstern! Luzifer geht auf! Sein Blick ist ein Widerschein der Sonnenstrahlen! Der bleiche Tod der Sarazenen, Nikephoros der Herrscher! Ihr Völker, betet ihn an, verehrt ihn, beugt den Rücken vor seiner Größe!“

[Bearbeiten] Quelle

  • Liudprands von Cremona Werke, in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Widukinds Sachsengeschichte; Adalberts Fortsetzung der Chronik Reginos von Prüm; Liudprands Werke. Unter Benützung der Übersetzungen von Paul Hirsch, Max Büdinger und Wilhelm Wattenbach neu bearbeitet von Albert Bauer (†) und Reinhold Rau (†), Darmstadt, 3., gegenüber der 2. unveränderte Auflage 1990, S. 233 – 589. Antapodosis S. 244 – 495, Legatio S. 524 – 589.
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